Die deutschen Ansiedelungen im Mittelalter

Die Verhältnisse erfuhren zunächst eine Änderung unter Kaiser Otto I. Die Slaven wurden unterworfen, das Gebiet östlich der Saale in die drei Marken Merseburg, Zeitz und Meißen geteilt und 968 das Bistum in Meißen begründet, um die Christianisierung des Landes durchzuführen. Die Ritter, die zur Verteidigung des Landes herangezogen wurden, kamen meistens aus Thüringen und Franken. Bauern kamen auch jetzt noch nicht und konnten auch nicht die Urbarmachung des Bodens in Angriff nehmen, solange der Besitz des Gebietes noch von böhmischen und polnischen Fürsten bestritten wurde, solange das Land von unaufhörlichen Kriegen verheert und das Volk zu Tausenden in die Sklaverei geschleppt wurde. Also auch im elften Jahrhundert konnte noch nicht an eine Germanisierung gedacht werden. Es soll nur daran erinnert werden, dass 983 Meißen für die Deutschen verloren ging, aber 987 wieder gewonnen wurde. Im Jahre 1192 ging die Meißener „Wasserburg“, die am Fuße der Albrechtsburg gelegen haben soll, von neuem verloren, der Ort selbst wurde 1015 verbrannt, aber 1029 von Konrad II. wieder erobert. Endlich erschien 1075 noch ein feindliches böhmisches Heer im Lande. Erst als 1089 die Mark Meißen an den Wettiner Heinrich van Eilenburg, den Stammherrn des sächsischen Königshauses, kam, gewann das Land allmählich seine Ruhe wieder. Zwar besaß anfänglich, schon seit 1086, Wiprecht von Groitzsch, der Schwiegersohn des Herzogs Wratislaw von Böhmen, den Gau Nisani, in dem Dresden lag, aber auch dieser südlich von der Mark gelegene Gau fiel 1143 an das Haus Wettin. Wiprecht von Groitzsch hatte aber das Verdienst, zuerst in größerem Stil die deutsche Kolonisation befördert und deutsche Bauern von Thüringen und Franken ins Land gerufen zu haben. Ihm schreibt der Chronist auch die Verordnung zu, dass er den Einwanderern, die im Berg- und Hügellande Land angewiesen erhielten und es in fränkischen Hilfen anstellten, gemattete, ihr Dorf nach ihrem Führer oder Schulzen zu benennen, daher wir in der Umgebung, des Elbtales bis in die Sächsische Schweiz hinein so häufig Namen begegnen wie Kunnersdorf, Herinsdorf, Dittersbach, Seifersdorf, Rennersdorf n. a., die also nach Konrad, Hermann, Dietrich, Siegfried oder Reinhard benannt worden waren. Doch fand die Ansiedelung zunächst an der Elbe ihre Ostgrenze. Und so bildete der Strom nach bis ins zwölfte Jahrhundert auch die Grenze zwischen den christlichen Deutschen und den heidnischen Slaven.

Die deutschen Bauern kamen, wie die Ritter, vorwiegend aus Franken und Thüringen, einzelne Gruppen auch aus Niedersachsen oder wurden aus den Niederlanden gerufen. Diese, die Vlaemen, sollten vor allen die sumpfigen Niederungen entwässern und urbar machen. Sie teilen die Dorfflur, abweichend im Größenmaß, in vlaemische Hufen. Die viel häufger angewandten fränkischen oder Königshufen, auch Waldhufen genannt, umfassten in der Regel 47—51) ha.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden und die Sächsische Schweiz