Die Schwefelquelle, in nordöstlicher Richtung vom heiligen Damm gelegen, nimmt auf einer Wiese ihren Ursprung, ...

Die Schwefelquelle, in nordöstlicher Richtung vom heiligen Damm gelegen, nimmt auf einer Wiese ihren Ursprung, woher der Erbauung eines eignen Badehauses bei der Auffindung derselben, nicht so leicht und schnell zu beseitigende Schwierigkeiten hemmend in den Weg traten. Es wurde daher durch unterirdische Rohren das Wasser einigen, zur Benutzung dieser Quelle am Seebadehause eingerichteten Zimmern zugeführt. Nach den Berichten ausgezeichneter Chemiker, die sich mit einer genauen Untersuchung der Schwefelquelle befassten, soll sie, im Betreff ihres Gehalts an Schwefel-Wasserstoffgas, nur von den Quellen zu Aachen, Nenndorf und Enghien übertroffen werden. Keines Zweifels bedarf es übrigens, dass sie nicht seit ihrer Entdeckung bedeutend an Stärke gewonnen hat und wenn man Schwefel-Wasserstoffgas im geringern Maße wirklich bei ihr findet, so muss man ihr doch vor jenen eben genannten Quellen deshalb wieder einen Vorrang einräumen, weil sie einen Reichtum an Salzen in sich einschließt, zumal salzsaurem Natron und Bittererde, eine Beimischung, die bei der Benutzung des Wassers zu Bädern vom bedeutenden Werte ist. Die Schwefelquelle soll in einer Tiefe von ungefähr 6 Fuß Rheinländisch aus einem Bette von reinem Seesande hervortreten, über welchem sich ein Lager eines mit Pflanzenwurzeln durchwachsenen Sandes, dann eines gelben eisenhaltigen Sandes, und endlich eine Decke von schwarzer Erde, mit abgestorbenen Vegetabilien gemengt, beenden. Die auf verschiedenen, von einander sehr entfernten Punkten vorgenommenen Bohrversuche haben gezeigt, dass in dieser Gegend überall in derselben Tiefe Schwefelwasser zum Vorschein kommt, so dass also niemals Mangel desselben zu befürchten steht. Das Zuströmen des Wassers nach dem Auspumpen der Quelle ist so bedeutend, dass solches für den Zeitraum von einer Minute über 1 2/3, und von einer Stunde über hundert Kubikfuß beträgt.

Jenes Schwefelwasser enthält in einem Pfunde zu 32 Loth (26.181 Kubikzoll) an gasförmigen Bestandteilen:


5,301 Kubikzoll Schwefel-Wasserstoffgas,
5,810 Kubikzoll kohlenstoffsaures Gas, und
0,829 Kubikzoll Stickstoffgas, mit wenigem Kohlen-Wasserstoffgas gemengt.
11,940 Kubikzoll in allem.

Die festen salinischen und anderweitigen Bestandteile dieses Schwefelwassers bestehen, für ein Pfund in

2,921 Gran kohlensaurem Kalk,
1,572 Gran kohlensaurer Talkerde,
5,870 Gran schwefelsaurem Kalk (Gyps),
13,384 Gran salzsaurer Talkerde,
1,066 Gran salzsaurem Kalk,
6,137 Gran schwefelsaurer Talkerde (Bittersalz),
1,777 Gran schwefelsaurem Natron (Glaubersalz),
0,184 Gran kohlenstoffsaurem Eisenhydrat,
0,120 Gran salzsaurem Kali,
0,140 Gran Schwefel.
0,258 Gran Extraktivstoff,
0,400 Gran Kieselerde, und
42,495 salzsaurem Natron (Kochsalz)
76,324 Gran in Summa.

Vermöge dieser Bestandteile und des Gehalts derselben muss dieses Schwefelwasser zwar dem zu Aachen, zu Enghien und zu Nenndorf nachstehen; dasselbe kommt hingegen mit dem Wasser aus den Schwefelquellen zu Eilsen und Warmbrunn überein, und bei weitem übertrifft es im Gehalte an Schwefel-Wasserstoffgas und an kohlensaurem Gas die Quellen zu Landeck, zu Baden bei Wien, zu Bocklet, zu Limmer, zu Langensalza und zu Oldesloe.

Da der Besitz dieser Schwefelquelle, die in manchen Krankheitsfällen sich schon so höchst wirksam zeigte, einen großen Nutzen schafft, so kann man nicht unterlassen, den Wunsch auszusprechen dass doch zur Benutzung dieses kostbaren Natur-Schatzes ein eignes Badehaus angelegt werden möchte. Und gewiss, es wird noch geschehen; denn Doberans Gründer wird die Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit eines solchen ins Auge fassen, mag dieses auch schon längst getan haben.

Die Bittersalzquelle hat leider! von Seiten der Ärzte keine besondere Aufmerksamkeit erregt. Man bemerkt sie aus derselben Wiesen-Fläche, in einer Entfernung von 1165 Fuß Rheinländisch, jedoch mehr westlich von der Schwefelquelle. Diese Quelle soll ganz vorzüglich sein, und es steht zu erwarten, dass man in Zukunft sich mehr, wie geschehen, um sie bekümmern wird. Kochsalz, Bittersalz, Schwefel-Wasserstoffgas und Eisen machen ihre Hauptbestandteile aus. Sie quillt aus einem Lager von grobem Kieselsande, 11 Fuß 6 Zoll tief, hervor, über welchem ein Lager von grauem tonhaltigen Sande, und dann ein solches von einer aus abgestorbenen Vegetabilien bestehenden lockern torfähnlichen Masse folgt. Stündlich liefert diese 110 Kubikfuß Wasser.

An gasförmigen Bestandteilen enthält sie in einem Pfunde des Wassers:

3,572 Kubikzoll kohlenstoffsaures Gas, und
0,260 Kubikzoll Stickstoffgas.

Die festen salinischen und anderweitigen Bestandteile in jenem Wasser bestehen für ein Pfund in:

4,470 Gran kohlenstoffsaurem Kalk,
2,736 Gran kohlenstoffsaurer Talkerde,
10,600 Gran schwefelsaurem Kalk (Gyps),
16,208 Gran salzsaurer Talkerde,
5,075 Gran salzsaurem Kalk,
9,213 Gran schwefelsaurer Talkerde (Bittersalz),
3,782 Gran schwefelsaurem Natron (Glaubersalz),
0,100 Gran salzsaurem Kali, und
109,502 Gran salzsaurem Natron (Kochsalz)
160,116 Gran in Summa.

Der reichliche Gehalt an Salzsäuren an schwefelsaurer Talkerde, so wie an schwefelsaurem Natron in jenem Bitterwasser, verdient in ärztlicher Hinsicht unfehlbar die Beachtung desselben.

Nach dem Bade hin kostet der Wagen 40 Schillinge, und, muss der Fuhrmann länger als zwei Stunden warten, noch 8 Schillinge mehr, welches als Trinkgeld angesehen wird. Um 9 ½ Uhr findet sich die Badegesellschaft am Gestade ein, begrüßt durch Musik von Harfenistinnen und andern Musikmachern. Dämmert der Morgen des Tages und lässt das immer wachsende Morgenrot, welches als glühender Flammenstreif am Horizonte hinläuft, die ungetrübte Erscheinung der Königin des Himmels hoffen, so fahren schon etliche Badegäste nach dem heiligen Damm. Die Fahrt nach dem heiligen Damm hängt hauptsächlich davon ab, wie es einem convenirt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan und seine Umgebungen.