Abschnitt 2

Die
von Lewetzow und von Lowtzow.


Die Existenz der Familie von Lewetzow auf Lewetzow mit dem halben Hirsch im Wappen ist ohne Zweifel und durch alle sie betreffenden, Original-Urkunden und Siegel, welche einzeln verglichen sind, begründet; es kann nicht der leiseste Zweifel gegen die Schreibung des Namens aufkommen. - Der Stammvater dieser Familie von Lewetzow auf Lewetzow scheint der Ritter Johannes von Lewetzow zu sein, welcher in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. häufig bei den Fürsten von Werle und in der Nähe des Klosters Dargun vorkommt. Im J. 1304 hatte er eine Kirche zu Lewetzow erbaut, welche durch den Bischof Heinrich von Camin in demselben Jahre von der Mutterkirche zu Jördenstorf wegen zu großer Entfernung getrennt, zu einer Pfarrkirche erhoben und mit den Dörfern Lewetzow, Perow und Todendorf zum Kirchsprengel ausgestattet ward. Im J. 1305 setzte Johann von Lewetzow den zwei Priestern, welche er an der Kirche und einer in derselben von ihm gegründeten Vicarei angestellt hatte, mehrere Einkünfte aus. Am 25. Juli 1308 legirte er 60 Mark zu dem Altar in einer neuen Kapelle der Klosterkirche zu Dargun, vor welchem er und seine Frau Gertrud begraben sein wollten. Das an dieser Urkunde hangende älteste Siegel ist Taf. I, Nr. 3, abgebildet. Im J. 1316 war er gestorben und seine Wittwe an den Ritter Conrad von Cröpelin wieder verheirathet. - Der Name Johann (oder Henneke oder Hans) ward von dem Ritter Johann vorherrschender Vorname in der Familie. - Am 31. Octbr. 1366 waren zwei Vicke von Lewetzow auf Lewetzow („Vicke unde Vicke Lewytzowen, de to Lewitzowe wonen,“) bei den Fürsten von Werle und führen Siegel mit dem halben Hirsche; die Namen sind mehrere Male sehr deutlich Lewetzow geschrieben; neben ihnen erscheint Günther Lewetzow auf Schorrentin (vgl. Lisch Maltzan. Urk. II, S. 198 und 201). Eine Urkuude vom J. 1406 im Archive der Stadt Güstrow besiegeln Günther von Lewetzow mit einem Gatter im Schilde und Henneke Lewetzow mit einem Siegel mit dem halben Hirsche und der Umschrift:


Am 25. Nov. 1437 ist der Knappe Dietrich von Lewetzow nach dem Aussterben des Fürstenhauses Werle unter den Vertretern der werleschen Ritterschaft bei dem Kaiser und besiegelt die Urkunde mit einem Siegel mit einem halben Hirsche und der Umschrift:

Wenn diese Vertretung unter „Diderik Lewetsowen, Ulrich Moltzan marschalke, Mauricius Vlotowen, Johans von Leesten - - ingheseghelen“ geschieht, so ist die Würdenbezeichnung durch „marschalk“ nur auf Ulrich Maltzan allein zu beziehen, da wohl die von Lewetzow auf Klentz, aber nicht die von Lewetzow mit dem halben Hirsche im Wappen Marschalle waren. Im J. 1477 besiegeln Hans von Lewetzow auf Lewetzow und seine Vettern Hans von Lewetzow auf Carnitz und Vicke von Lewetzow zu Güstrow und ferner Titke Lewetzow zu Lewetzow eine Familienurkunde mit Siegeln mit einem halben Hirsche, von denen noch zwei erkennbar sind. Hans von Lewetzow auf Lewetzow stellte noch im J. 1494 eine Urkunde aus.

Diese Familie von Lewetzow auf Lewetzow mit einem halben Hirsch im Schilde läßt sich also bis zum Ende des 15. Jahrh. nachweisen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrh. verschwinden aber diese von Lewetzow eben so plötzlich, als die von Lowtzow auftreten. Da nun die von Lowtzow einen halben Hirsch im Wappen führen und das Gut Lewetzow im 16. Jahrh. das Hauptlehn der Familie von Lowtzow war, so ist nichts gewisser, als daß die alte Familie von Lewetzow auf Lewetzow dieselbe Familie ist, welche sich seit dem 16. Jahrhundert durch eine veränderte Aussprache von Lowtzow nannte, wahrscheinlich durch den Uebergang von Lewetzow durch Leutzow in Lowtzow (ausgesprochen Lôtzo). Seit ungefähr 1550 wird der Name öfter Loutzouw und Lautzau geschrieben, aber noch 1589 werden „Heinrich und Jochim gebrüder die Leutzouen auf Leuetzou“ genannt, dagegen schon 1544 „Lowtzow“. Die Familie von Lowtzow war noch das 18. Jahrhundert hindurch im Besitze des uralten Stammlehns Lewetzow.

Auf diese Weise werden sich beide Familien scheiden und es wird sich jetzt der Stammbaum der von Lowtzow vielleicht vollständig herstellen lassen, dagegen werden aus dem von Lewetzowschen Stammbaume vielleicht auch aus dem von Lowtzowschen der ältern Zeit, mehrere Personen nach beiden Seiten hinausscheiden müssen.

Mit den von Lewetzow sind die von Lowtzow nicht stammverwandt, vielleicht aber mit den von Oldenburg, mit denen sie gleiches Schildzeichen, wenn auch mit verschiedener Tinctur, führen.

Mit den von Lewetzow werden dagegen die Berne für gleichen Stammes sein, da sie ebenfalls ein Gatter im Schilde führen, wie das Taf. I, Nr. 4, abgebildete Siegel des Wolder Bernefür vom J. 1405, welchem alle andern bernefürschen Siegel gleich sind, zeigt; der niederdeutsche Name Bernefür heißt: Brennfeuer, von brennen oder bernen, wie in Bernstein. Die Hauptgüter der Bernefür waren Freudenberg, Heinrichsdorf und Tressentin bei Ribnitz. Die Bernefür haben nicht allein mit den von Lewetzow gleiches Schildzeichen, sondern sie kommen mit diesen auch im Verkehr in nähere Berührung. Im J. 1371 verkauften die von Sukow das Dorf Chlewe oder Klewe, jetzt Kleverhof bei Dargun an die von Lewetzow mit dem Gatter im Schilde (z. B. Werner Lewezowe knape de wonet tu deme Chlewe, 1371) und es blieben diese auch eine Zeit lang im Besitze des Gutes. Neben ihnen erscheinen aber auch die Bernefür auf Chlewe oder Kleverhof (z. B. Hans Bernevur, Hinrick Bernevurs sone, tome Chlewe, 1444). Am 14. Februar 1496 war mit Rolef Bernefür zu Chlewe das Geschlecht ausgestorben und die Güter fielen an die Lehnsherren heim.

In Wismar gab es auch eine Bürgerfamilie Lewetzow, z. B. „Johannes de Lewetzow, civis Wismariensis“ am 11. Juni 1287 in Lisch Maltzan. Urk. I, S. 88 v. a. u. O. öfter.

Auch in Rostock gab es eine Bürgerfamilie Lewetzow, von denen im J. 1475 „Hinrik Levesowe radman der stad Rotzstok“ mit seinen Söhnen Joachim und Heinrich eine Seelenmesse stiftet und die Urkunde mit einem Siegel.

Im J. 1492 führt „Joachim Lewetzow, opidanus, opidi Rostock“ ebenfalls im Siegel. Diese Familie gehörte also wohl keiner Patricierfamilie an.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die von Lewetzow und von Lowtzow