Waffenstillstand Unterhandlungen.

Indeß der Feind hatte bereits vor den Gefechten von Bautzen Unterhandlungen angeboten, und am 26sten May bestimmt erklärt, daß er einen Waffenstillstand einzugehen wünsche. Viele politische und militairische Gründe machten die combinirte Armee geneigt einen, nicht zu langen Waffenstillstand einzugehen, damit alle noch nicht völlig organisirten preußischen Kräfte und die russischen Verstärkungen herangezogen werden könnten, auch kam noch der wichtige Umstand hinzu, daß die russische Artillerie nur Munition auf 2 Bataillen bey sich geführt hatte, welche größtentheils verschossen war, und die großen Munitions-Transporte erst mit den Ersatzmannschaften ankommen sollten.

Es wurde daher ein Kaiserlich russischer und Königl. preußischer Unterhändler, in den Personen der Generale v. Schowalof und v. Kleist an einen neutral erklärten Ort abgesendet, und dort vorläufig ein 36stündiger Waffenstillstand mit 12stündiger Kündigung geschlossen, welcher am 1sten Juny Nachmittags um 4 Uhr seinen Anfang nahm. Den 31sten May war General Schuler in Lissa vom Feind angegriffen worden, hatte sich hinter der Lohe aufgestellt, war auch hier angegriffen worden und seiner Instruction gemäß mit seinem schwachen Corps zurückgegangen. Er verließ Breslau und marschirte nach Ohlau. Der Feind rückte den 1sten Vormittag mit einem Detachement von einigen 1000 Mann in Breslau ein.
Die Räumung von Breslau wurde jetzt unerläßliche Bedingung des Waffenstillstandes.
Während der Unterhandlungen, welche bis zum 4ten Juny dauerten, an welchem Tage er von französischer Seite ratificirt wurde, ging vom General v. Bülow die Nachricht ein, daß er am 27sten den Feind in Hoyerswerda angegriffen, indeß da er ihn zu stark gefunden, auf Cottbus marschirt sey.
Nach Abschluß des Waffenstillstandes meldete General von Bülow, daß er auf Lucka marschirt sey, daß der Feind ihn daselbst angegriffen, jedoch nach einem 10stündigen Gefecht mit einem nicht unbedeutenden Verlust zurückgewiesen worden, Eine Haubitze und 2 Kanonen waren dabey genommen und viele Gefangne gemacht worden. Die Vorstädte von Luckan und wohl 1/3 der Stadt waren zur Deckung des Rückzugs angesteckt, ein Raub der Flammen worden.*)




*) Anmerk. Als dem General v. Bülow die Nachricht vom Waffenstillstande überbracht wurde, war er im Begriff gewesen, den Feind in seiner Position bey Uebigau ohnweit Torgau, wohin er sich zurückgezogen hatte, anzugreifen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die preußisch-russische Campagne im Jahre 1813