2. Ja, das ist eine sonderbare Geschichte, lachte der Alte; doch, Tom, Du hast sie schon wenigstens dreimal gehört...



„Ja, das ist eine sonderbare Geschichte,“ lachte der Alte; „doch, Tom, Du hast sie schon wenigstens dreimal gehört,“ wandte er sich jetzt, kurz abbrechend, zu dem jüngsten Sohne – „Du kannst indessen immer ein wenig Holz zum Feuer tragen – es sitzt sich behaglicher, wenn es recht hell im Zimmer ist. – Also Harvard und ich gingen vor etwa acht Tagen am Wolfscreek hinauf, und die Hunde waren schon lange einem Gang Truthühner, der dort herum den ganzen Wald zerscharrt und zerkratzt hatte, auf der Fährte gewesen, als wir sie plötzlich, nicht so gar weit entfernt, laut werden hörten und nun die Rüden hetzten, die auch bellend und jauchzend den wohlbekannten Tönen zuflogen. Wir folgten, so schnell uns unsere Knochen trugen, und vernahmen bald das Aufflattern der schweren Thiere in die Baumwipfel des Thallandes, wie das freudige Gekläff der sie verfolgenden und bewachenden Hunde. Nichts Anderes erwartend, als sie in den höchsten Bäumen hinter den Stämmen versteckt und an die dicken Aeste angeschmiegt zu finden, wie es so gewöhnlich ihre Art ist, kamen wir mit gehobenen Büchsen heran; Ihr mögt aber über unser Erstaunen urtheilen, als wir, gerade da, wo der Bach bei den zwei umgestürzten Bäumen den Weg durchschneidet, unsern alten Hector, der sonst kaum noch mit den anderen Hunden fortkommen kann, emsig beschäftigt fanden, einen kolossalen Truthahn, den neidisch knurrend drei der jüngeren Hunde umstanden, auf den Weg zu schleppen, damit wir ihn ja nicht verfehlen sollten. Uns Beiden war die Sache unerklärlich, denn äußerst selten fällt es, wie Ihr wohl selber wißt, vor, daß ein Hund selbst ein im Neste sitzendes Huhn überrascht. Wir konnten uns daher auf keine Weise erklären, wie dieses alte steife Thier den großen schönen Hahn, der wohl an zwanzig Pfund wiegen mochte, überlistet oder eingeholt haben konnte, denn daß er ihn eben erst gefangen, war ganz klar, da er sogar noch, als wir zu ihm kamen, mit den Flügeln zuckte.“


„Nun, sagte Harvard, und nahm ihn am Nacken in die Höhe, wir wollen uns hierüber nicht lange den Kopf zerbrechen; der Truthahn ist da und der Alte hat ihn erwischt – auf welche Art ist gleichgültig; ich will ihn aber indessen hier oder irgendwo aufhängen, daß wir ihn wiederfinden, wenn wir erst aus dem andern Gang noch einen oder zwei herausgeschossen haben. Unser Fleisch zu Hause geht auf die Neige und ich möchte gern ein paar der fetten Burschen mit heim nehmen. – Damit schauten wir Beide aufwärts, um irgendwo nahe bei der Hand zwei dicht nebeneinander stehende kleine Zweige zu finden, um den Kopf des Truthahns dazwischen einzuhängen, als wir, kaum zwanzig Fuß vom Boden, auf einer alten verdorrten Platane, die dicht neben uns am Rand des Baches stand, eine wilde Katze erblickten, die ruhig und lauernd, an einen der verdorrten, ziemlich schwachen Aeste angeschmiegt, mit ihren großen, funkelnden Augen wild und zornig auf uns herabsah. Er war jetzt außer allem Zweifel, daß die Katze und nicht der Hund den Truthahn gefangen haben mußte, und schnell hob ich die Büchse, um die tückische Bestie herunterzuholen. Harvard aber hielt mich zurück, und einen Stein aufhebend, sagte er: Laßt mich machen, wenn ich den morschen Ast treffe, auf dem sie sitzt, so muß sie fallen, und unsere Hunde können sich einen Spaß mit ihr machen.“

„Da ich wußte, daß er ein ausgezeichneter Steinwerfer war, und die Hunde, durch mein rasches Zielen aufmerksam gemacht, heulend den Baum umsprangen, der ihnen ihren grimmigsten Feind vorenthielt, nahm ich meine Büchse wieder herunter und in demselben Augenblick traf auch, von Harvard’s sicherer Hand geschleudert, der Stein den Ast, der, überhaupt schon morsch und faul, ganz wie mein Kamerad vorhergesehen hatte, von dem plötzlichen Wurf und dem Zusammenzucken des Thieres herunterbrach. Aber die Katze kam nicht mit, sondern umklammerte noch im Stürzen, und kaum mehr zwei Fuß von den Hunden entfernt, die sie alle schon mit offenem Rachen und atemlosem Schweigen in fieberhafter Aufregung erwarteten, den Stamm, an welchem sie mit Blitzesschnelle in die Höhe lief. Wer beschreibt da unser Erstaunen, als wir, ihr mit den Augen folgend, noch eine zweite gewahrten, die oben, fast in der äußersten Spitze der Platane, kauerte.“

„Harvard machte nun zwar den Vorschlag, eine Axt von hier zu holen, denn es ist gar nicht weit; ich traute aber den Bestien nicht recht. In Kentucky haben wir einmal eine wilde Katze, die wir ebenfalls durch das Fällen einer Eiche zu erwischen gedachten, über sechs Stunden mit den Hunden gehetzt, ehe wir sie wieder aufbäumen konnten, und mußten sie nachher immer noch schießen. Ich rief ihm also kurz zu, die rechte zu nehmen, während ich die linke besorgte, und bei unseren Schüssen, die so zu gleicher Zeit fielen, daß sie hier im Hause nur einen einzigen Knall gehört haben, stürzten die Bestien zwischen die Hunde hinein, die sich nun eine Güte thaten und nicht eher ruhten, bis sie die beiden Thiere in Gott weiß wie viele Stücke zerrissen hatten.“

Noch über Vieles plauderten die Männer zusammen und erzählten sich Jagdabenteuer und Anekdoten, bis die einfache Mahlzeit bereitet und der Tisch gedeckt war, wo dann die alte Mrs. Stevenson sie bat: „ihre Stühle herumzurücken und zu essen, was da wäre.“

Sie ließen sich auch nicht lange nöthigen; das warme, in kleinen Kuchen gebackene Maisbrod, der saftige gebratene Speck und die dünnen Schnitten Hirschfleisch, mit einem Becher guter Buttermilch hinuntergespült, mundeten vortrefflich, und das allmähliche Verschwinden sämmtlicher Lebensmittel war der beste Lobspruch für der Frauen Kochkunst.

Nach dem Essen wurde eine andere Schüssel voll Brod, die unterdessen gebacken war, nebst mehreren Stücken Speck und Hirschfleisch, in einen Sack gesteckt; der junge Stevenson schälte den Mais für ihr Pferdefutter auf den nächsten Tag aus, und der Alte und Greenford sahen nach ihren Büchsen, daß diese auch in guter Ordnung wären und ihnen nicht im entscheidenden Moment einen Streich spielten.

„Wir werden wohl ein paar Kugeln gießen müssen,“ meinte Greenford endlich, „ich habe nur noch fünf im Ganzen!“

„Das sind zwei mehr, als mir, nachdem ich geladen, übrig bleiben,“ erwiderte der Alte, „ist aber auch Blei genug zum Umherschleppen. Wenn wir nach neun Schüssen nicht so viel Fleisch haben, als unsere Pferde tragen können, dann dürfen wir immer die Arbeit an den Nagel hängen.“

„In meiner Tasche ist auch noch ein halbes Dutzend,“ sagte der junge Stevenson, „und ich will zufrieden sein, wenn ich zwei davon verschießen kann.“

„Jetzt ist’s aber Zeit zum Zubettegehen, Kinder,“ rief der Alte, „wir müssen morgen früh heraus – habt Ihr denn eine Matratze oder so etwas für Greenford?“

„Gebt Euch um mich keine Mühe,“ entgegnete dieser, „ich liege hier weich genug, und meine Vorbereitungen sollen bald getroffen sein.“ Damit hüllte er sich in seine Decke, schob den Sattel, den er als Kopfkissen benutzen wollte, an’s Kamin und bewies bald durch sein ruhiges, regelmäßiges Athemholen, daß er allerdings keines weichen Lagers bedurfte, um sanft und schnell einzuschlummern. Seinem Beispiel folgten die Uebrigen, die sich in ihre Betten – alle in demselben Zimmer – niederlegten, nachdem der jüngere Stevenson die Kohlen im Kamin noch mit Asche bedeckt hatte, um am nächsten Morgen schnell und leicht Feuer machen zu können.

Beim ersten Hahnenschrei waren Alle munter, die Pferde wurden gefüttert, eine kleine Mahlzeit schnell eingenommen, und ehe die Sonne die Gipfel der höchsten Bäume vergolden konnte, erreichten die drei Männer, von ihren fröhlich nebenherspringenden Hunden begleitet, den bezeichneten Platz, von welchem ihnen schon die grüßende Stimme Harvards’s entgegenschallte.

„Brav, Alter! Ihr habt mich nicht lange warten lassen – bin kaum gekommen. ? Und den Jungen auch mitgebracht? das ist schön – nun, wir werden überdies nicht lange zu suchen brauchen, bis wir die Bestie einholen, ich habe sie eben am Bache gespürt. Sie ist richtig wieder hinüber, es war Alles, was ich thun konnte, meine Hunde vom Folgen abzuhalten – sie schienen so hitzig wie rother Pfeffer.“

Damit ritt er an die Freunde heran und schüttelte ihnen die Hand, während seine Hunde sich knurrend und mit hochgehobenen Schwänzen (um ihre gänzliche Gleichgültigkeit über die Mehrzahl der anderen auszudrücken), aber doch ein wenig mit ihnen wedelnd, da sie die alten Jagdgenossen, in deren Gesellschaft sie schon mancher Fährte gefolgt waren, erkannten, zwischen dieselben hineindrängten.

„Ruhig, ihr Hunde – ruhig, Leihk – schäm’ dich, altes Vieh – Frieden da zwischen euch!“ rief Stevenson und lenkte sein Pferd unter sie – es bedurfte aber schon weiter keiner Beruhigung; dem Stolz und Selbstgefühl der ersten Begegnung war genügt, und spielend und kläffend sprangen sie in wenigen Minuten mit einander herum.

Ueber den Plan der Jagd hatten sich die Männer bald verständigt, und zu der Stelle zurücktretend, wo Harvard die Fährte an diesem Morgen gefunden, witterten die Hunde kaum die erst vor wenigen Stunden hinterlassene Spur, als sie kläffend und bellend derselben folgten und, bald den Lauf des Baches verlassend, mit den Jägern dicht auf den Fersen, ihren Weg gegen eine Reihe von steilen Hügeln einschlugen, die sich von Norden nach Süden hinabzogen.

„Hört nur, Harvard!“ rief der alte Stevenson, als sie, eine kleine Prairie benutzend, um weniger durch das dichte Unterholz der Waldung aufgehalten zu werden, neben einander hinsprengten, „hört nur, wie Eure beiden Hounds 1) immer vornweg suchen – es sind mir die liebsten Hunde auf einer Hetze!“

„Ja, so lange die Hetze dauert,“ entgegnete Harvard, sein Thier etwas mehr an des Alten Seite lenkend, „beginnt aber erst einmal der Kampf, dann lob’ ich wir Euren Leihk. – Hol’s der Henker, der Hund hat ordentlichen Menschenverstand – er packt die Bestie hinten an den Keulen, und wenn sie sich umdreht und mit der Tatze ausholt, ist er schon drei oder vier Schritt fort, wo er sich hält, bis der Schwarze wieder Fersengeld giebt!“

„Nun, Eure Hounds sind doch auch nicht gerade zu bissig, wenn’s an den Mann geht!“ lachte Stevens.

„Zu bissig? Verdamm’ die Canaillen! Bei der letzten Hetze rührten sie den Bär, wie er sich stellte, gar nicht an und bekümmerten sich nicht mehr um ihn, als ob er ein abgebranntes Baumende gewesen wäre, ich will mit meiner nächsten Kugel vorbeischießen, wenn sie nicht, wählend sich meine beide jungen Hunde mit ihm auf Tod und Leben mit ihm herumschlugen, eine frische Hirschfährte annahmen und zwei Minuten später Gott weiß wo waren. Aber, hallo! sie müssen die Fährte verloren haben,“ rief er, „es ist ja Alles ruhig.“

Die Prairie verlassend und etwas weiter links den Wald wieder betretend, aus dem sie noch vor wenigen Secunden die Stimme der verfolgenden Hunde gehört hatten, erreichten die Männer bald den Platz, wo die Meute, suchend und leise winselnd, in toller Verwirrung hin- und herlief; fast in derselben Minute sprengten auch der junge Stevenson und Greenford auf den Platz.

Unstreitig hatte sich hier der Bär eine lange Zeit herumgetrieben und seine Fährten mehrere Male gekreuzt, denn selbst die älteren Hunde waren irre geworden, und Leihk setzte sich endlich, zur Verzweiflung getrieben, nieder und heulte, den Kopf in die Höhe haltend, auf eine jämmerliche Weise.

„Schäm’ dich, Vieh! schäm’ dich!“ rief der alte Stevenson ärgerlich, „ist das eine Manier für einen verständigen Hund, die Nase in die Luft zu halten, wenn er sie auf der Erde haben sollte? – Aber, Harvard – was hat das Thier? – seht nur, wie es den Kopf hebt und umherdreht, meiner Seel’, Harvard – es windet! Pätz ist doch nicht hier in der Nähe zu Bett gegangen? und dennoch! seht den Hund an! ich wette ein Pfund von Dupont’s Schießpulver, daß er den Bär wittert.“

„Das wäre ein Hauptspaß“, grinste der alte Jäger, sich hoch im Sattel aufrichtend; „bekommen wir einen jumping start 2), so haben wir die Bestie in einer Stunde, das ist sicher, und – bei Allem, was da lebt – Leihk wittert etwas; der Hund ist zu klug, die Luft nach gar nichts einzuschnüffeln, überdies hat er den besten Wind.“

Leihk schien aber jetzt auch mit sich selber einig zu sein, denn langsam und mit hochgehobenen Pfoten verließ er die übrigen Hunde, und folgte vorsichtig und behutsam einer kleinen Lichtung im Holze, bald links, bald rechts hinüber windend. Die anderen Rüden, schon daran gewöhnt, seiner Leitung zu folgen, umsprangen ihn bald, mit den Nasen auf dem Boden, und Harvard’s Hounds fanden hier plötzlich die verlorene, so lange vergebens gesuchte Fährte wieder, die sie mit fröhlichem Winseln und Kläffen beibehielten und dem ruhigeren Schweißhund vorauseilten, der jetzt, da er seine Anzeichen bestätigt fand, eben so schnell hinterher stürmte.

Dicht auf ihren Fersen hielten sich im raschen Galopp die vier Jäger; aber kaum mochten sie noch eine halbe Meile von da, wo Leihk zuerst den Bären spürte, zurückgelegt haben, als die ersten der Meute ein wildes Geheul ausstießen; gleich darauf sahen die schnell herbeisprengenden Männer die dunkle Gestalt des in seinem Bett überraschten und jetzt flüchtig davoneilenden Feindes in den Büschen verschwinden. Wenn er aber auch in rasender Schnelle durch das Dickicht brach, und zwar mit der Nase auf dem Boden, damit die vielen ihm im Weg liegenden Schlingpflanzen über ihn hinwegglitten; wenn er sich auch mehrere steile Abhänge mit gänzlicher Nichtachtung seiner eigenen Knochen und Gliedmaßen hinabstürzte: zu dicht waren die schnellen Hunde hinter ihm, und kaum zwei Meilen konnte er, nach seinem ersten Aufspringen, durchrast haben, als ihn die nachhetzenden Rüden in einer kleinen Schlucht, überall von steilen Felsen umgeben, stellten.

Die vier Jäger waren bis jetzt dicht zusammen geblieben, und der junge Stevenson wollte auch diesmal – als Harvard, dem Getobe der Hunde zu, eine gerade Richtung einschlug – dem erfahrenen Jäger folgen, sein Vater verrannte ihm aber den Weg und brach, ihm ein Zeichen gebend, zu folgen, etwas links ab. Greenford schloß sich den Beiden an.

Der alte Stevenson kannte jede Schlucht, jede Bergkuppe im ganzen Walde und zog daher den einige hundert Schritt weiteren, aber zugänglicheren Weg dem näheren vor, um mit den Pferden dicht an die in die Enge getriebene Bestie heranzukommen, da in der geraden Richtung, welche Harvard verfolgte, der Boden zu rauh und steinig war.

Dieser fand auch bald, daß er mit dem Pferde unmöglich weiter vorwärts konnte; als er daher auf der Kuppe eines Hügels angekommen war, in dessen Nähe der Kampf zu toben schien – denn dicht unter sich hörte er das Bellen und Anschlagen der Hunde –, sprang er aus dem Sattel und lief in vollem Rennen, mit der Büchse in hochgehobener Hand, dem Wahlplatz zu; kaum aber mochte er hundert Schritt zurückgelegt haben, als er sich an einer steilen, mit kleinen lockeren Steinen bedeckten, abschüssigen Bergseite fand, an deren Fuße der Bär mit mächtigen Schlägen die Hunde zurückzutreiben versuchte. Die Gefahr, in der er schwebte, bemerkend, wollte er sich nun im Laufen stemmen, doch die bröcklige Steinmasse gab unter seinen Füßen nach, ein paar dürre Büsche, die er ergriff, brachen von seinem Gewicht, die Büchse entfiel seiner Hand und entlud sich im Stürzen, und mitten in den Knäuel der Kämpfenden hinein rannte oder fiel vielmehr der zum Tode erschreckte Jäger, unter diesen Verhältnissen sein Verderben vor Augen sehend.

Was aber sein Unglück zu befördern schien, war seine Rettung, denn das von den Hunden arg bedrängte Thier, welches den Schuß hörte und den scheinbar in grimmiger Wuth und Kampfgier auf sich losstürmenden Feind gewahrte, machte, dieser neuen Gefahr zu entgehen, einen letzten, verzweifelten Versuch zur Flucht und sprang, sich für einen Augenblick den Hunden entreißend, wenige Schritte an der gegenüberliegenden, eben so steilen Felswand hinauf. In demselben Moment fielen zwei Schüsse, der zum Tode Verwundete, dem die eine Kugel das Rückgrat zerschmettert hatte, während die andere sein Herz durchbohrte, hielt wenige Secunden zusammenzuckend in seinem Lauf ein und stürzte dann zwischen die wild aufjubelnde Meute zurück, unter der sich eben mit vieler Mühe, aber außerordentlicher Geschwindigkeit, Harvard hervorgearbeitet hatte.

Wenige Minuten darauf war der Bär verendet und keuchend, mit heraushängenden Zungen, lagerten sich die erschöpften Hunde um ihn her, während Leihk die Kugelwunden leckte und sich dann, als ob er wisse, wer das beste Recht auf ihn habe, neben ihn setzte.

Jetzt traten auch die beiden Stevensons und Greenford heran und begrüßten lachend den armen Harvard, der mit ernst-komischem Gesicht sich die Glieder rieb und an dem Hügel hinauf zurücksah, von dem herab er mit so ganz unfreiwilliger Schnelle und Kühnheit zum Kampf geeilt war.

Der junge Stevenson schlug nun zwar vor, das Fleisch aufzuhängen und zu versuchen, ob sie nicht einen zweiten auftreiben könnten. Keiner der Uebrigen stimmte ihm aber bei, denn erstlich behauptete der Alte, daß es ihnen sehr schwer werden würde, eine andere warme Fährte im Umkreise von fünf Meilen aufzufinden und dann trieb auch Greenford nach Hause, denn, wie er versicherte, war’s ihm in der letzten halben Stunde gar nicht mehr heimlich im Walde gewesen. Also wurde der Bär geviertheilt und bald darauf trabten die Männer, sich nicht einmal Zeit nehmend, eine Mahlzeit zu kochen, der nicht über fünf Meilen entfernten Wohnung des alten Stevenson wieder zu.

Harvard hatte sich schnell über seinen Unfall getröstet und lachte jetzt selbst recht herzlich über die sonderbare Figur, die er gespielt haben mußte, als er so ganz unfreiwillig bergab tobte, was der Alte, der gerade zur rechten Zeit am Eingang der Schlucht angelangt war, um das Ganze übersehen zu können, nicht komisch genug beschreiben konnte. Greenford jedoch war einsilbig und ritt schweigend nebenher.

Auf diese Weise hatten sie den größten Theil des Weges zurückgelegt und erreichten eben eine kleine Anhöhe, die kaum noch eine Meile von Stevenson’s Haus entfernt war und von der man eine weite Strecke Landes überblicken konnte, als sich der junge Greenford plötzlich hoch im Sattel aufrichtete, mit starker Hand sein Pferd auf die Hinterbeine zurückriß und, während er den Uebrigen mit erhobener Hand zuwinkte, einige Secunden in dieser Stellung verharrte.

„Nun, Greenford – was ist Euch? Ihr werdet ja so weiß wie ein Schneeball – was habt Ihr – was stiert Ihr da so gerade vor Euch hinaus?“ rief der alte Stevenson.




1) Braken
2) Wenn der Bär in seinem Lager von Hunden überrascht und dicht verfolgt wird, was immer eine schnellere Jagd hoffen läßt, als das lange Verfolgen der kalten Fährte

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Vertreibung der Mormonen aus Missouri