Eisenbahnwesen

Die Wiederherstellung des Transportwesens in der Ukraine steht mit Rücksicht darauf, dass sie die Voraussetzung für die Wiederbelebung des ukrainischen Handels und der Produktion und damit für den wirtschaftlichen Wechselverkehr zwischen der Ukraine und dem Auslande bildet, im Vordergrund und es ist natürlich, dass jede ukrainische Regierung ihr das größte Augenmerk zuwenden wird. Hierbei wird sich in der Praxis zunächst eine gewisse Reihenfolge der Arbeiten ergeben, entsprechend den allgemeinen Bedingungen der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine, indem in erster Linie die Auffüllung und Ausbesserung des Lokomotiv- und Waggonparks vorzunehmen sein wird,
in zweiter die Instandsetzung (und maschinelle Ausrüstung) der heimischen Reparatur- und Waggonbauwerkstätten,
in dritter die Wiederherstellung der Hoch- und Kunstbauten,
in vierter die Restaurierung des Oberbaues.

Die beiden letzten Kategorien von Arbeiten können gegenständlich erst nach Beendigung des Kriegszustandes in der Ukraine werden.


Eine großzügigere Betätigung deutschen Kapitals wird erst nach der allgemeinen Inangriffnahme der Ausgestaltung des ukrainischen Eisenbahnnetzes einsetzen können. Die vor und während des Krieges ausgearbeiteten Projekte sehen hierbei voraus:

a) die Vollendung bereits angefangener oder fertigprojektierter Magistral- und Verbindungslinien;

b) die Verdichtung und Ausgestaltung des Verkehrs in den Industrierayons (besonders im Donezgebiet, ferner in den Gouvernements Katerinoslaw und Cherson) durch den Bau von zunächst mindestens 1600 Kilometer Eisenbahnen, die den besseren Anschluss der Erz- und Kohlenreviere untereinander und mit dem Hauptbahnnetz bewerkstelligen soll;

c) den Bau neuer Linien, insbesondere einer leistungsfähigen W.O.-Linie als direkte Eisenbahnverbindung zwischen Mitteleuropa und Kaukasien einerseits, Zentralasien andererseits.

Hinsichtlich der Rentabilität solcher Unternehmungen ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die Eisenbahnen in der Ukraine vor dem Kriege eine der ergiebigsten Einnahmequellen Großrusslands bildeten. Alle ukrainischen Eisenbahnlinien warfen bedeutende Gewinne ab (insbesondere die sog. Südwestbahnen, die Katharinen- und die Südbahn). Bei der Rückständigkeit der übrigen Kommunikationsmittel, vor allem der Wasserstraßen und Chausseen, bei der Weitmaschigkeit und völligen Unzulänglichkeit des vorhandenen Eisenbahnnetzes, bei der ständigen Erweiterung des ukrainischen Export- und Importverkehres, bei der fortschreitenden Ausbeutung der ukrainischen Naturschätze — ist die Rentabilität von Eisenbahnanlagen in der Ukraine auf Jahrzehnte hinaus gesichert.

In diesem Zusammenhang soll eines Planes Erwähnung getan werden, die Konzessionäre unter anderem durch Rohstoffe, die in der Nähe der Eisenbahnstrecken erfassbar sind, zu entschädigen. In Betracht kämen Getreide, Erze, Zucker und landwirtschaftliche Produkte.