Bergen - Gora, Mons, Mons in Ruia, Montes, Beghe, Berghen

Wappen. Auf einem Berge mit drei Kuppen ein Zinnenturm, aus welchem der Rügische gekrönte Löwe wächst.

Fürst Jaromar I. gründete 1193 an einer nicht näher bezeichneten Stelle, dessen Probst und Nonnen dann häufig in Urkunden genannt werden, und zwar unter der Bezeichnung de Monte (um 1193—1206), de Gora (1232), seit 1282: de Berghe in Ruya, Bergh, Berghen, in Bergiis. In der Nähe des Klosters befand sich schon 1232 ein Krug oder vielmehr eine fürstliche Hebestelle, vermutlich auf dem nahe gelegenen Berge Rugard, und eben daselbst auch eine Kapelle, welche im Jahr 1285 vom Fürsten Wizlaw II. dem Nonnenkloster überlassen wurde. Ob auf dem Rugard auch eine fürstliche Burg gestanden hat, lässt sich urkundlich wenigstens nicht feststellen. Bei dem Kloster und wahrscheinlich auf Klostergebiet entstand ein Dorf (villa montis), welches nebst der taberna, zum erstenmal in einem fürstlichen Hebungsregister vom Jahr 1314 genannt wird. Auch das Roskilder Bischofszehntregister aus der Mitte des 14. Jahrhunderts nennt das Dorf Bergen mit der taberna in der Gardvogtei Bergen. Schon im Jahr 1408 werden Gewandschneider zu Bergen genannt, ein Beweis, dass der Flecken sich schon damals städtischer Privilegien zu erfreuen hatte. 1445 wurde der Flecken von einer Feuersbrunst heimgesucht, bei welcher einige Privilegien der Gewerke (Aemter) und Zünfte, deren späterhin Erwähnung geschieht, verloren gegangen sein werden. Der Flecken wurde aber erst am 19. Juni 1613 durch Herzog Philipp Julius förmlich mit „städtischer Freiheit und Gerechtigkeit" bewidmet. Die Häuser sollten den Bürgern erb- und eigentümlich gehören, die Grenzen der Stadt aufs neue „versteint" werden; die Bürger erhielten Wiesen und eine Windmühle; die Weide, die in den letzten 30 Jahren verloren gegangen, sollte ihnen wieder erstattet werden, dagegen sollten sie sich möglichst mit Mauern und Toren befestigen, zunächst aber die vier Hauptwege mit Schlagbäumen versehen. Die Stadt erhielt die halbe Jurisdiktion in Zivil- und Kriminalsachen und das Recht, 3 Bürgermeister, 2 Kämmerer und 6 Ratsherrn zu wählen; der Herzog setzte aus der Bergener Bürgerschaft den Richtvogt ein, und dieser war kompetent für Sachen unter 20 Fl.; die Hälfte der Brüche blieb dem Herzog; wichtige Sachen, welche Grund und Boden betrafen, alle „Malefizsachen" und solche, welche 20 Fl. überstiegen, kamen vor den gesamten Rat. In Zivilsachen, besonders in Erbfällen, sollte man sich des Lübischen Rechts bedienen. Der Stadt wurde ferner die Anrichtung eines „Vorrats-Kastens" gestattet, und es wurden ihr drei Märkte bestätigt; den Bürgern wurde freier Handel im ganzen Lande zugesichert, dagegen sollten Fremde in Bergen nur drei Tage ausstehen dürfen; fremde Tuch- und Kattunmacher, die sich hier niederlassen wollten, sollten darin unterstützt werden; den Ämtern und Zünften wurde Bestätigung ihrer Privilegien, deren einige verbrannt waren, verheißen. Weiter wurde der Stadt freie Fischerei vom Brahm bis an den Strand, und der Brahm (von welchem aus sie früher Schifffahrt betrieben) eigentümlich mit der halben Gerichtsbarkeit überlassen; kontribuieren sollte sie wie andere Städte. Dagegen musste sie „pro concessione juris und Erlassung gewöhnlicher Dienste" 8.000 Mark zahlen, jährlich 600 Mark „Urbahre" entrichten, welche aber nur die Stelle der früheren Abgaben an das Kloster vertrat, zwei Pferde zum fürstlichen Vorspann halten, dem Herzog bei der hohen Jagd in der Stubnitz aufwarten, und endlich reservierte sich der Herzog noch 30 Kathen zu Amtsdiensten. Schon 1616 mussten mancherlei Irrungen zwischen dem Herzog und der neuen Stadt durch eine Kommission beigelegt werden; sie betrafen in 18 Punkten den Marktbruch, die Jurisdiktion in Landwegen, die Kosten der Kriminal-Exekution, den Instanzenzug, Appellationskosten, Schulinspektion, die Wasserpacht vom Brahm, den Grenzzug, die Jurisdiktion über Adelige und Beamte, den Gebrauch des Lübischen Rechts (es sollte nur in Erbfällen, sonst der Rügische Landgebrauch gelten), Hütung, Flachsröthen, den Ratskeller etc). Der Dreißigjährige Krieg war ihrem Aufblühen sehr hinderlich. Die Stadt war 1614, 1623 und öfters zu den Landtagen berufen, ihr aber dann von Stralsund das jus sessinnis et voti streitig gemacht worden; 1681 erfolgte eine Resolution der königl. Schwedischen Hauptkommission, durch welche ihre Landstandschaft bestätigt wurde. Noch 1722 wurde dieser Bescheid aufrecht erhalten, späterhin die Stadt aber wieder als Amtsstadt behandelt. Während der Dänischen Okkupation (1716) erging ein Kommissions-Rezess in 24 Punkten; das Rats-Kollegium wurde vermindert und es wurden Bestimmungen über die Rathausordnung, die Verwaltung der Stadtgüter, die Rechnungsrevision, den modus contribuendi, die Ordnungen der Bäcker, Brauer und Fleischer, die Feuerordnung, Kleiderordnung etc. erlassen.



                                    Einwohnerzahl.

1782 = 1.382 Einwohner
1794 = 1.467 Einwohner
1801 = 1.535 Einwohner
1816 = 2.085 Einwohner (3 Katholiken, keine Juden.)
1831 = 2.631 Einwohner (27 Katholiken, keine Juden.)
1843 = 3.038 Einwohner (30 Katholiken, 1 Jude.)
1852 = 3.665 Einwohner (38 Katholiken, 3 Juden.)
1861 = 3.647 Einwohner (50 Katholiken, 7 Juden.)

Bauwerke. Die älteren Teile der Marienkirche im einfachen Byzantinischen Stil aus dem besten Stadium seiner Entwicklung (c. 1190), die neueren Teile im rohen Gotischen Stil aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

                                    Bürgermeister.

Heinrich Pomeresch (Pommeresche). (um 1600.)
Michael Wesche. (vor 1683.)
Jendrich. 1733. 1736.
Christian Breitsprecher. 1743—. 1765.
Joachim Krüger. 1759—. 1765.
J. J. Schulz. 1768—. 1795.
Carl Jacob Warnekros. 1793—. 1802.
Hieronymus Beetze. 1706—. 1802.
Carl Philipp Günther. 1808 —. 1825.
Joachim Tobias Pasedag. 1818—. 1834.
J. T. Kagrlmacher. 1827—. 1840.
W. A. von Blessingh. 1835 —. 1846.
D. W. Wagner. 1844—. 1846.
Gustav Ernst Albert Bütow. 1853 —. 1864.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Städte der Provinz Pommern
Bergen, Ansicht 1611-1615 aus der Stralsundischen Bilderhanschrift

Bergen, Ansicht 1611-1615 aus der Stralsundischen Bilderhanschrift

Bergen, ältestes Fachwerkhaus von 1538 am Markt, Marienkirche

Bergen, ältestes Fachwerkhaus von 1538 am Markt, Marienkirche

Bergen, Arndt-Turm bei

Bergen, Arndt-Turm bei

Bergen, Jagdschloss Granitz bei

Bergen, Jagdschloss Granitz bei

Bergen, Luftbild

Bergen, Luftbild

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marktplatz

Bergen, Marktplatz

Bergen, Panorama von Westen

Bergen, Panorama von Westen

Bergen, Schloss Ralswiek bei

Bergen, Schloss Ralswiek bei

Bergen, Stift der adligen Damen

Bergen, Stift der adligen Damen

Bergen, Wappen

Bergen, Wappen

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de (1)

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de (1)

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de

Bergen, www.stadt-bergen-auf-ruegen.de

alle Kapitel sehen