Belgard - Belgradia, Belgrod, Belegarde, Bellegarde, Belegart, Belgarden, Belgarten; in lateinischer Übersetzung Polnischer Chronikanten: Alba, heute Bialogard, Stadt mit 25.000 Einwohnern in Westpommern (Polen)

Wappen. Ein Greif über einem Fluss. Neuere Siegel haben aus dem Fluss einen Rasen gemacht.

Belgard ist eine der ältesten und bedeutendsten Burgen in Hinterpommern. Schon im Jahr 1102 und nochmals im Winter von 1107 auf 1108 wurde sie vom Herzog Boleslaw III. von Polen erobert. Auch Bischof Otto von Bamberg besuchte Belgard auf seiner Bekehrungsreise im Jahr 1124. 1159 bestätigte der Pommersche Bischof Adalbert dem Kloster Grobe die demselben vom Herzog Ratibor geschenkte Hebestelle (taberna) und ein Drittel des Wagenzolls in der Burg Belgard. Das Land Belgard war damals von bedeutender Ausdehnung; es umfasste den jetzigen Belgarder und Neustettiner Kreis, und wurde im Osten durch große Waldungen von Polen und Ostpommern getrennt. Der Besitz des Landes, das, wie sich aus dem Obigen ergibt, noch zu Ratibors Zeit den Westpommerschen Herzögen gehörte, scheint denselben in der Folge, wahrscheinlich seit des Eroberers Swantipolk II. Zeit, von den Ostpommern streitig gemacht zu sein. 1268 verfügt zwar Barnim I. von Westpommern als Landesherr im Lande Belgard, aber 1269 überlässt Mestwin II. von Ostpommern, während er seine übrigen Länder den Markgrafen von Brandenburg zu Lehn aufträgt, den letzteren Burg und Land Belgard zu freier Verfügung. Da Mestwin II. in derselben Urkunde bekennt, dass die Markgrafen für die Verheiratung seiner Tochter gesorgt haben, und nun wirklich der Mecklenburgische Fürst Pribislaw, ein Sohn Pribislaws von Richenberg, als Gemahl von Mestwins II. Tochter Katharina und im Besitz des Landes Belgard erscheint, so gewinnt es den Anschein, dass von Seiten der Markgrafen durch Ausstattung des beiden Fürstenhäusern nahestehenden Pribislaw mit dem Lande Belgard eine Ausgleichung der Ostpommerschen und Westpommerschen Ansprüche auf das Land in das Werk gesetzt sei. Jener Pribislaw wird zuerst 1280 als domicellus in Belegart im Gefolge Barnims I. genannt. Bei dem Vierradener Friedensschluss (1284) erscheint der Westpommersche Herzog Bogislaw IV. Brandenburg gegenüber bestimmt als Landesherr des Landes Belgard; ihm wurde freigestellt, sich den Besitz des für eine Kriegsentschädigung von 4.000 Mark Silber auf zwei Jahre an die Markgrafen verpfändeten Ückermünde durch die Verpfändung der Länder Welschenburg und Daber, und entweder des Landes Labes oder des Landes Belgard zu sichern. Der Herzog zog, um sich Ueckermünde zu erhalten, das letztere vor, und gab die Länder Welschenburg, Daber und Belgard als Pfandstücke hin, doch scheint es, dass er sie verfallen ließ. 1287 bekennt nämlich Pribislaw von Belgard die Länder Belgard, Daber und Welschenburg als Brandenburgisches Lehn zu besitzen.


1289 verfügte derselbe über 200 Hufen im Lande Belgard und in der Nähe des späteren Neustettins zu Gunsten des Klosters Bukow.
1290 ist Bogislaw IV. schon wieder Landesherr und 1291 konfirmiert er die eben erwähnte in seinem Lande Belgard gemachte Schenkung seines Statthalters Pribislaw. Wahrscheinlich hatte Bogislaw die Länder Belgard und Daber von Brandenburg gegen das Land Schivelbein eingetauscht, welches letztere seit 1292 im Besitz der Markgrafen erscheint. Bald darauf scheint Pribislaw sein Land verloren zu haben; 1292 findet sich der domicellus in Belgard im Gefolge Mestwins II. von Ostpommern, und dann wieder in Mecklenburg. Bei der Landesteilung von 1295 wurde das ganze Land Belgard bis zur Ostpommerschen und Polnischen Grenze der Wolgaster Linie beigelegt. Bogislaw IV. verlieh nun am 2, August 1299 seiner Stadt Belgard das Lübische Recht, befreite die Einwohner vom Persantezoll, beschrieb die Grenzen des Stadteigentums und schenkte ihr den Wald Zuchenworth. 1307 verlieh er ihr auch die Niederlagsgerechtigkeit. 1321 bekannten sich die Herzoge wegen des Landes Belgard als Vasallen des Bistums Cammin und bestimmten dessen Grenzen gegen das Bistums. 1329 nennt sich Lippold Behr Erbherr von Belgard; er wird auch schon 1325 von Wartislaw IV. mit dem Lande Belgard dem Deutschen Orden für die zu bewahrende Neutralität zum Bürgen gesetzt. Bei der Landesteilung der Wolgaster Linie von 1368 und 1372 kam mit dem Lande „jenseits (d, h. östlich) der Swine" auch Haus, Stadt und Land Belgard an Bogislaw V. Gerd Manteufel hatte es damals wegen einer Forderung von 700 Mark Finkenaugen im Pfandbesitz. Vorübergehend erscheint die Stadt auch in Beziehungen zur Hansa, so 1386 unter dem Vorort Colberg. Im Jahr1454 konfirmierte Herzog Erich I. (Bogislaws V. Enkel, als König von Dänemark Erich X.) ihre Privilegien und ihr Eigentum: Lüllfitz, Rostin, Panknin, Klempin, nebst Anteilen zu Naffin und Camissow, Herzog Erich II., welchem als Gemahl der Sophia, Tochter Bogislaws IX., der einzigen Erbin des Landes „jenseits der Swine," nach Erichs I. Tode († 1459) dessen Ländernachlass zugefallen war, bestätigte 1463 die Privilegien der Stadt. In den Märkisch-Pommerschen Kriegen wurde im Jahr 1469 der Belgarder Hauptmann Carsten Wopersnow von den Schivelbeinern unter Anführung Christoph Polentzs auf der Langen'schen Heide geschlagen; 300 Belgarder blieben, 100 wurden gefangen, die Fahne der Belgarder wurde in der Schivelbeiner Kirche aufgehängt.*) 1481 beteiligte sich Belgard an dem Landfriedensbündnis der Hinterpommerschen und der stiftischen Städte, und versprach gleich Wollin, Cammin und Schlawe nötigenfalls das niedrigste Kontingent von 10 wehrhaften Männern zu stellen. 1506 brannte sie fast ganz ab, nebst Kirche und Rathaus. 1519 verglich sich Bischof Martin von Cammin mit der Stadt wegen des Holzes Neuendorf (Nigendorp) dahin, dass der Bischof den Bestand behalten, Grund und Boden dagegen zwischen beiden Teilen geteilt werden sollte. Nach der Musterrolle von 1923 hatte die Stadt 40 Mann zu Fuß (darunter 25 mit Spießen, 8 mit Hellebarden, 7 mit Büchsen) und 10 Reiter zu stellen. 1575 überließ Herzog Johann Friedrich sein halbes Gericht in Belgard und die Befugnis, den Richtvogt zu bestellen, an die Stadt für eine jährliche Abgabe von 25 Fl. 1612 vertauschte der Rat einen Bauernhof in Naffin gegen einen solchen in Klempin, 1652 kaufte er einen Bauernhof in Denzin; beide wurden aber später zum Belgarder Amt eingezogen. 1616 erließ der Rat eine Kleider-, Hochzeit- und Begräbnis-Ordnung. Nach der Hufenmatrikel von 1628 versteuerte Belgard 101 Häuser-Erben (= 404 Hakenhufen) zu 1 Fl., 151 Buden-Mittel-Erben zu 1/2 Fl., 144 Keller zu 8 Gr., 5 Kotzen zu 4 Gr. und eine Walkmühle, ferner vom Stadteigentum (Lüllfitz, Rostin, Klempin, Naffin, Panknin, Darkow) 82 3/4 Hakenhufen, 15 Kossäten und eine Mühle. Im Dreißigjährigen Kriege setzte sich in Belgard 1643 der kaiserliche Oberst Krockow fest. Obwohl die Schweden wegen Krankheiten und Mangel die Belagerung der Stadt aufgeben mussten, konnten sich die Kaiserlichen hier doch nicht halten und verließen die Stadt. 1661 wurde das hiesige Burggericht aufgehoben und mit dem Colberger Hofgericht vereinigt. 1664 und 1669 kam ein Vergleich zwischen der Stadt und dem Amt zu Stande wegen des Mühlenbachs, Mühlenteichs und Mühlenhofs, der Wiesen, Hütung, Mast und Holzung auf der Schetterow, wegen der Stadtgrenzen und anderer Streitpunkte. 1676 brannte ein Drittel der Stadt ab, 1677 der übrige Teil samt Kirche und Rathaus. In einem kurfürstlichen Privilegium von 1685 wurde der Umfang der städtischen Gerichtsbarkeit näher bestimmt. 1765 brannte die alte Vorstadt und die Hälfte der neuen Vorstadt ab.

[i]*) Doch nicht allein die Städte fochten hier, wie häufig dargestellt wird, sondern zugleich die Ritterschaft beider Länder. —[/b]

                              Einwohnerzahl

1740 = 1.447 Einwohner
1782 = 1.621 Einwohner (32 Juden)
1794 = 1.720 Einwohner (27 Juden)
1812 = 1.983 Einwohner (4 Katholiken, 46 Juden)
1816 = 1.972 Einwohner (11 Katholiken, 56 Juden)
1831 = 2.788 Einwohner (11 Katholiken, 85 Juden)
1843 = 3.327 Einwohner (8 Katholiken, 97 Juden)
1852 = 3.845 Einwohner (6 Katholiken, 142 Juden)
1861 = 4.776 Einwohner (21 Katholiken, 179 Juden, 1 Mitglied der freien Gemeinde oder Deutschkatholiken)

                              Bauwerke

Die Marienkirche im edlen Gotischen Stil aus der früheren Zeit des 14. Jahrhunderts mit niedrigen Seitenschiffen.

                              Bürgermeister.

Deitlaff Bogatzke. *1517.
Pawel Glasenap I. *1517. *1540.
Hans Gantzel. *1517. *1524.
Siverdt Wopersnow. (vor 1540).
Reimer von Wolde. (vor 1540).
Jochim Wopersnow. *1540.
Jacob Schmidt. 1553.
Dinniges Glasenap. 1553. 1577.
Paul Hintzke (Hintze). 1553. 1571.
Jacob Schmolcke. 1562.
Paul Cassube. 1563. 1573.
Simon Noszke. 1585.
Jochim Schultze. (vor 1591).
Caspar Marxes. (vor 1591).
Jochim Schmidt. 1591.
Michael Thome (Tohm), Magister. 1599. 1601.
Joachim Henke. 1602.
Joachim Döpke I. (vor 1603).
Lucas Hogenhusen (Hohenhaus). 1608. 1618.
Joachim Schutte (Schutz). 1612.
Peter Schmolich (Schmoliche, Schmolicke, Schmoleche) 1615— †1619.
Paul Glasenap II. †1616.
Peter Schnobell. 1617.
Christian Hencke. 1618. 1622.
Lorentz Fischer. 1620. 1632.
Paul Sellech (Selliche, Selleke, Sellicovius). 1621. 1622.
Joachim Döpke II. 1630. 1631.
Johann Hintze (Heinzius), Dr. jur. 1631. 1653.
Nicolaus Schutte (Schütze). 1634. 1635.
Paul Rangke (Rancke). 1644. †1658.
Petrus Döpke (Dopicius). 1664. †1667.
Martin Dubschlaff. 1674. 1691.
Daniel Hintz. (um 1690).
Laurentius Meyer, Dr. med. 1691. †1722.
Peter Laurentz Döpke, Herr zu Barzelin. 1696. 1720.
Caspar Laurentz Rango (Rangow, Range), Dr. jur. 1696. 1706.
Paulus Drave, Dr. med. 1712. 1732.
Stiege. 1728.
Dubschlaff. 1735. 1757.
Carl Benjamin Barffknecht. 1759. 1775.
Daniel Wilhelm Filius. 1767. 1775.
Hermann Jacob Justus Meyer. 1786.
Damerow. 1786.
J. L. Rehfeldt. 1816 — 1835.
J. Fr. F. Wille. 1835 — 1841.
C. H. L. Neitzel. 1841 — 1847.
Bahr. 1847—. 1864.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Städte der Provinz Pommern
Belgard, 2003

Belgard, 2003

Belgard, Hohes Tor

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Belgard, Marktplatz

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Belgard, Stadtverwaltung

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Belgard, Wappen

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