Der Rione della Pigna. Das Pantheon. Die Casa Maffei. Der Palazzo di S. Marco

Im Norden grenzte der Rione Campitelli an den Rione della Pigna, der mitten in der Stadt ein nicht ganz regelmäßiges Viereck bildete. Dieses Viertel barg das am besten erhaltene Monument des Altertums, das Pantheon, vom Volke S. Maria Rotonda genannt. Der Platz davor (vgl, Bild 70 S. 82) lag damals viel höher, so dass man auf einer Treppe zu dem Eingang hinabsteigen musste. Kleine Häuser standen rings umher, an der linken Seite waren sie unmittelbar an das Pantheon gebaut. Der damalige Zustand erhellt deutlich aus den Zeichnungen Heemskercks und anderer Künstler (Bild 70). Hinter der Giebelspitze sieht man den 1270 errichteten romanischen kleinen Glockenturm; die Vorhalle ist auf der linken Seite noch halb zugemauert; erst Paul III. ließ diese hässliche Füllung entfernen. Vor dem herrlichen Rundbau standen die später in den Vatikan gekommenen ägyptischen Basaltlöwen und die prachtvolle Porphyrwanne, die jetzt das Grabmal Klemens' XII. im Lateran schmückt. In die großartigen Ruinen der anstoßenden Agrippathermen waren kleine Häuser hineingebaut.

Die bedeutendste Kirche des Rione della Pigna war die der Dominikaner, mit dem Grab der hl. Katharina von Siena, S. Maria sopra Minerva. Bei diesem Gotteshause befand sich eine Bibliothek, die neben der kleinen, aber treftlich geordneten Büchersammlung der Augustiner von S. Maria del Popolo besondern Ruf genoß. Reich an Antiken waren die sich in der Nähe erhebenden Häuser der Porcari (vgl. Bild 31 S. 38) und die unweit davon bei dem Arco di Ciambella gelegene Casa Maffei (Bild 71), in deren malerischem Hof Heemskerck noch die später in den Besitz der Bevilacqua und zuletzt nach München gekommene Statue des toten Niobiden sah. Damals bewohnte der treffliche Kardinal Bernardino Maffei das Haus.


Zum Rione della Pigna gehörten auch das von Vittoria Colonna wieder aufgebaute Kirchlein S. Giovanni della Pigna am gleichnamigen Platz, der Palazzo del Duca d' Urbino (später Doria) und der Palazzo di S. Marco (jetzt di Venezia; Bild 72). Letzterer diente Paul III. und zuweilen auch Julius III. als Sommerresidenz. Durch seine großartigen Säle eignete sich der gewaltige Bau vortreft'lich dazu, den Papst mit seinem ausgedehnten Hofstaat aufzunehmen. Als eine besondere Sehenswürdigkeit, die sich auch Fichard nicht entgehen ließ, galt die im Palast aufbewahrte Riesenweltkarte aus dem Ende des Quattrocento, die, mit Abbildungen von Menschen, Land- und Seetieren geschmückt, Aufsehen und Bewunderung erregte. Unfern von dem Monumentalbau des Palazzo di S. Marco lag die kleine durch den Farnesepapst den Jesuiten eingeräumte Kirche S. Maria della Strada.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Stadt Rom zu Ende der Renaissance
082 Bild 70 Der Pantheonsplatz. Anonyme Zeichnung des 16. Jahrhunderts im Louvre Neue, durch Prof. E. Steinmann freundlichst zur Verfügung gestellte Aufnahme der bereits bei Bartoli, Cento Vedute di Roma antica, Firenze 1911, tav. XLVII, publizierten Ansicht.

082 Bild 70 Der Pantheonsplatz. Anonyme Zeichnung des 16. Jahrhunderts im Louvre Neue, durch Prof. E. Steinmann freundlichst zur Verfügung gestellte Aufnahme der bereits bei Bartoli, Cento Vedute di Roma antica, Firenze 1911, tav. XLVII, publizierten Ansicht.

083 o Bild 71 Hof der Casa Maffei. Skizzenbuch des M. van Heemskerck

083 o Bild 71 Hof der Casa Maffei. Skizzenbuch des M. van Heemskerck

085 Bild 72 Palazzo di S. Marco, jetzt di Venezia. (Vor Abbruch des Palazzetto.) Photographie Anderson Nr 470

085 Bild 72 Palazzo di S. Marco, jetzt di Venezia. (Vor Abbruch des Palazzetto.) Photographie Anderson Nr 470

038 * Bild 31 Portal vom Palast des Stefano Porcaro (Vicolo delle Ceste 25) Das redende Wappen der Porcaro zeigt ein Schwein auf einem Netze. Über Porcaro, der wegen seiner Verschwörung gegen Nikolaus V. am 9. Januar 1453 hingerichtet wurde, s. Pastor I 4 550-570.

038 * Bild 31 Portal vom Palast des Stefano Porcaro (Vicolo delle Ceste 25) Das redende Wappen der Porcaro zeigt ein Schwein auf einem Netze. Über Porcaro, der wegen seiner Verschwörung gegen Nikolaus V. am 9. Januar 1453 hingerichtet wurde, s. Pastor I 4 550-570.

alle Kapitel sehen