Der Rione di Trevi. Der Quirinal und seine Landhäuser. Die Kunstsammlungen der Kardinäle Carpi und d' Este

Der häufige Aufenthalt der Päpste im Palazzo di S. Marco förderte den Aufschwung des Pignaviertels und des von ihm durch den Corso (Via Lata) geschiedenen Rione di Trevi, in welchem bei S. Apostoli die Colonna ihren weitausgedehnten Palast hatten. Die Fontana di Trevi trug noch die einfache Gestalt, die Nikolaus V. ihr gegeben hatte. Unweit dieses Brunnens, dort, wo die zerbrochenen Bogen der Aqua Virgo mit der Monumentalinschrift des Kaisers Claudius aufragten, hatte sich ein umbrischer Prälat, der 1537 zum Bischof von Nocera ernannte Angelo Colocci, einen eleganten mit Wasserkünsten und Antiken reich geschmückten Garten geschaffen, in welchem er seine Freunde, Dichter und Antiquare zu versammeln pflegte. In einem Hause der Via del Nazareno ist noch heute ein mit zierlichen Grotesken geschmückter Saal von Coloccis Haus erhalten. Von seinen Antiken kamen die bewunderten Hauptstücke meist in die Sammlung Farnese. Ein großer Teil des Rione di Trevi, der sich bis Porta Salara und Porta Nomentana erstreckte, war unbewohnt.

Auf dem Quirinal erhoben sich gewaltige Ruinen: die Reste der Konstantinsthermen und des Serapistempels (Bild 73). Dort standen auf einem plumpen spätantiken Unterbau*) die Statuen der Rossebändiger, die wegen ihrer Größe und guten Erhaltung zu den populärsten Denkmälern Roms gehörten (Bild 74). Nach ihnen hieß der Quirinal Monte Cavallo. Er war fast ganz von Gärten, Weinbergen, Ölhainen und Landhäusern besetzt. Schon Pomponius Latus und Piatina hatten sich auf dem wegen seiner gesunden Luft geschätzten Hügel Villen und Gärten angelegt. Das gleiche taten die Kardinäle Prospero Colonna. Oliviero Carafa, Antonio Ferreri und Rodolfo Pio da Carpi. Die Kunstsammlungen Carpis umfassten außer Statuen und Reliefs auch Kleinbronzen, Terrakotten, Vasen und anderes antikes Hausgerät, daneben Bücher, Manuskripte und Gemälde. Die kleineren Gegenstände dieser Sammlung, von der Aldrovandi eine begeisterte Schilderung entwirft, befanden sich fast alle in dem Palaste des Kardinals auf dem Marsfelde. Die Marmorstatuen waren beinahe sämtlich in der Villa untergebracht, deren weit ausgedehnte Gärten Aldrovandi das Paradies auf Erden nennt.


*) Chr. Hülsen vermutet, dass der Unterbau aus der Zeit um 443 stammte, weil damals der Stadtpräfekt die Konstantinsthermen restaurierte.

Die Sammlung des Kardinals Carpi wurde noch übertrofifen von der des Kardinals Ippolito d' Este, des Sohnes der Lucrezia Borja. Dieser leidenschaftliche Sammler von Altertümern hatte seine Wohnungen in der Stadt mit Schätzen solcher Art angefüllt. Seit 1554 ließ er allmählich die hervorragendsten Kunstwerke nach seiner Prachtvilla auf dem Quirinal bringen, mit deren Ausschmückung er noch 1560 beschäftigt war. Der wunderbare Landsitz, der am südlichen Abhang jenes Hügels die Stelle der späteren Gärten des dortigen Palastes der Päpste einnahm, wurde berühmt durch seine Brunnenanlagen, die mit Statuen reich geschmückt waren.

Mit besonderer Vorliebe weilte Paul III. auf dem Quirinal. Schon 1535 besaß er dort einen Garten, der wegen seiner Schönheit gerühmt wird. Später bewohnte er die Villa des Kardinals Carafa. Hier war es, wo der 82jährige Greis am 10. November 1549 vom Tode ereilt wurde. In dem Garten der Colonna bei S. Silvestro führten Michelangelo und Vittoria Colonna an Sonntagnachmittagen jene Gespräche, die Francisco de Hollanda festgehalten haben will und die man das letzte Aufflackern eines Geistes genannt hat, der die Renaissance groß und reich gemacht hatte. Die edle Vittoria trug sich auch mit dem Plane, auf den Trümmern des Serapistempels ein Nonnenkloster zu erbauen, um die Spur des Heidentums unter dem Fuße reiner Frauen verschwinden zu lassen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Stadt Rom zu Ende der Renaissance
087 o Bild 73 Der Serapistempel auf dem Quirinal. Stich des Etienne du Pérac

087 o Bild 73 Der Serapistempel auf dem Quirinal. Stich des Etienne du Pérac

088 Bild 74 Ansicht des Quirinals mit den Rossebändigern in der alten Aufstellung. Anonyme Zeichnung des 16. Jahrhunderts im Louvre. Originalaufnahme in der Biblioteca Hertziana zu Rom. Durch Professor E. Steinmann freundlichst zur Verfügung gestellt. (Bisher noch nicht publiziert.)

088 Bild 74 Ansicht des Quirinals mit den Rossebändigern in der alten Aufstellung. Anonyme Zeichnung des 16. Jahrhunderts im Louvre. Originalaufnahme in der Biblioteca Hertziana zu Rom. Durch Professor E. Steinmann freundlichst zur Verfügung gestellt. (Bisher noch nicht publiziert.)

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