Der Rione di Campitelli. S. Maria in Aracoeli. Das Kapitol

Sehr viel unbebautes Gebiet umfasste auch der Rione di Campitelli, der sich bis zur Porta S. Sebastiane hinzog. In diesem Viertel, zu dem das Kolosseum und der Palatin gehörten, herrschte nur am Fuße des Kapitols Leben. Auch hier bemerkte man die größten Gegensätze: Neben ganz ärmlichen Wohnungen erhoben sich die schönen Häuser reicher Patrizier. Die Hauptheiligtümer waren zwei Marienkirchen: S. Maria della Consolazione mit einem alten Madonnenbild, von dessen großer Verehrung die vielen Weihgeschenke und Votivtafeln zeugten, und die auf den Trümmern des kapitolinischen Junotempels erbaute Kirche des römischen Senats, S. Maria in Aracoeli, an die sich die wunderbar poetische Legende von der Erscheinung der Himmelskönigin vor dem Kaiser Augustus knüpft. Zur Linken der großen Treppe, die seit 1348 vom Kapitolsplatz zur Kirche hinaufführte, sah Fichard eine bedeutende Zahl von Marmorskulpturen, von denen sich einige bis in die Gegenwart erhalten haben. Das Gotteshaus selbst, über welches der Senat Patronatsrechte hatte, war und ist noch immer sehr reich an Grabmälern. Der Frankfurter Reisende erwähnt indes von ihnen nur das Grab der hl. Helena, das der Königin Katharina von Bosnien und die Ruhestätte des Humanisten Flavio Biondo.

Das Kapitol, hochberühmt durch seine Erinnerungen, wurde von allen Fremden wegen der von Sixtus IV. der Stadt geschenkten Bronzebildwerke (Wölfin, Dornauszieher, Camillus, Herkules) besucht; unter Paul III. verlor es das Aussehen einer mittelalterlichen Burg, das es bis dahin gehabt hatte. Auf einem nach dem Jahre 1538 entstandenen Stiche (Bild 69) erblickt man bereits die prächtige Freitreppe, die Guglielmo della Porta nach der Zeichnung Michelangelos ausführte, und die in der Mitte des Platzes so wirkungsvoll aufgestellte Statue Marc Aurels. Nicht lange danach erfolgte der Neubau der Front des Senatorenpalastes und der seitlichen Portiken, von denen der zur Rechten unter Julius III. entstand.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Stadt Rom zu Ende der Renaissance
081 o Bild 69 Der Kapitolsplatz nach 1538. Anonymer italienischer Stich des 16. Jahrhunderts

081 o Bild 69 Der Kapitolsplatz nach 1538. Anonymer italienischer Stich des 16. Jahrhunderts

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