Der Campo di Fiore, das eigentliche Forum Roms. Die dortigen Gasthäuser

Infolge des lebhaften Verkehrs, der sich auf dem Campo di Fiore entwickelte, waren dort zahlreiche Kaufgewölbe und Gasthäuser entstanden. Die berühmten Verleger Antonio Blado und Antonio Salamanca hatten an dem Platz ihre Geschäfte. Von den Gasthäusern gehörte eines, der Albergo della Vacca*) zu dem reichen Besitz der aus der Geschichte Alexanders VI. bekannten Vannozza de' Catanei, die auch anderweitig an Wirte vermietete Häuser besaß. Noch heute führt ein Quattrocentobau bei dem Campo di Fiore im Vicolo del Gallo Nr 12 — 13 an der Ecke der Via de' Cappellari den Namen Casa di Vannozza. Dass das Gebäude dieser gehörte, zeigt das an der Vorderseite angebrachte Marmorwappen mit dem Stier der Borja. Bis jetzt hat man das mit geringfügigen Veränderungen erhaltene Bauwerk als das Gasthaus zur Glocke angesehen, das nach Burchards Tagebuch im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts das Absteigequartier deutscher Fürsten war. Die Urkunden des Archivs der Anima zeigen indessen, dass dieses Haus den Valle gehörte, die es 1479 dem deutschen Wirt Johannes Teufel, von den Italienern euphemistisch Angelo genannt, vermieteten, der zwei Jahre später einen Teil des Gebäudes ankaufte. Das berühmte Gasthaus zur Glocke, das einen beliebten Versammlungsort der Deut schen Roms bildete, war also nicht das Haus der Vannozza, sondern lag daneben in der Via de' Cappellari. Deutsche betrieben auch sonst im Cinquecento das einträgliche Geschäft der Gasthofbesitzer; im ISorgo gab es schon zur Zeit Eugens I'. mehr als sechzig deutsche Wirtshäuser und Schenken **).

*) Der Name stammt wohl von dem Stier im Borja-Wappen.


**) Die Osteria del Gatto nero ist schon in den sechzijger Jahren des 19 Jahrhunderts zerstört worden (Bild 49).


Außer der Glocke genoss bereits im 15. Jahrhundert großen Ruf der Albergo del Sole, der, allerdings umgebaut, bis zur Gegenwart in der Via del Biscione Nr 73 — 76 fortdauert (Bild 48). Niemand ahnt heute, dass dieser gewöhnliche Bau mit tiefem, gewölbtem Eingang und kleinem, aber malerischem Hof einst ein Fremdenhotel ersten Ranges war, in welchem im Jahre 1489 der Botschafter Frankreichs abstieg. Es liegt dort, wo an die genannte Straße der Markt für das Geflügel (Piazza Pollarola) stößt; hier erhebt sich der durch ein schönes Portal mit dem Namen des Erbauers kenntliche Palast der Pichi (vgl. Bild 29 S. 36). An das in dieser Gegend befindlichealte Gasthaus zum Paradies, angeblich wegen seiner Wohlfeilheit so genannt, erinnern noch heute die Namen eines Albergo und einer Straße. Wo die Via del Paradiso von der Via Papale abzweigte, las man vor Anlegung des Corso Vittorio Emanuele die Inschrift des Girolamo Zorzi über die große Tiberüberschwemmung zur Zeit Alexanders VI. (Dezember 1495). Die Straße der Baullari (Koffermacher), die passend inmitten des Viertels der Gasthäuser lag, führt zu den Palästen der Massimi.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Stadt Rom zu Ende der Renaissance
057 * Bild 48 Hof des Albergo del Sole (Via del Biscione 76)

057 * Bild 48 Hof des Albergo del Sole (Via del Biscione 76)

036 * Bild 29 Portal des Palazzo Pichi (Piazza Pollarola 43)

036 * Bild 29 Portal des Palazzo Pichi (Piazza Pollarola 43)

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