Herr von Maurepas hat sich bis zum Ende seiner Tage seine Fröhlichkeit und seine galante Laune bewahrt. ...

Herr von Maurepas hat sich bis zum Ende seiner Tage seine Fröhlichkeit und seine galante Laune bewahrt. Ein Offizier von Rang hatte vergeblich vom Kriegsminister einen Urlaub erbeten, um nach Paris zu eilen, wohin ihn, wie er sagte, dringende Geschäfte riefen. Indessen handelte es sich nur darum, mit einer hübschen Frau zu schlafen, aber schließlich ist ein solches Geschäft wohl einem anderen gleichwertig.

Auf wiederholte Weigerungen will der Oberst sich an Herrn von Maurepas wenden, täuscht sich aber, da er gleichzeitig an seine Göttin schreibt, in der Adressierung, und der alte Minister erhält folgenden Brief: „Süßer Engel, Segur ist grausam genug, mir zu verwehren, in Deine Arme zu eilen; ich wäre verzweifelt, erhoffte ich nicht eine günstigere Antwort von Maurepas: er ist ein alter Wüstling, der sicher den Zweck meiner Bitte erraten und mehr als gern bereit sein wird, sie mir zu gewähren. Er wird mir nachfühlen, daß man es in meinem Alter vorzieht, in den Armen seiner Mätresse zu sterben als in einer trostlosen Garnison zu leben. Könnte ich hier wenigstens Lorbeeren pflükken, da die Myrten fehlen! Aber ich vegetiere hier, während meine Kameraden draußen sich schlagen; es ist ein schmutziges Gewerbe, dieser Krieg im Frieden! Ich sage Frieden, denn nicht für mich ist es, daß die Kanonen donnern! Adieu, süßestes Hundsgesicht; hielte ich dich in den Armen, Du weißt wohl, was Dir geschehen würde. In der Erwartung, Dich baldigst zu überraschen, wie ich gern möchte, küsse ich Dich mit dem Worte ...“
Herr von Maurepas hat über dies Abenteuer herzlich gelacht, dem Obersten einen scharmanten Brief geschrieben und ihm den erbetenen Urlaub bewilligt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.