Die Theatereröffnung des Mgr. Grafen von Beaujolais fand im Palais Royal am 23. Oktober 1784 statt. ...

Die Theatereröffnung des Mgr. Grafen von Beaujolais fand im Palais Royal am 23. Oktober 1784 statt. Alle Bewegungen werden von Marionetten ausgeführt, während die Vortragenden hinter dem Vorhang versteckt den Dialog sprechen.

Man debütierte mit drei Possen mit Gesang und Tanz, die das Publikum wenig entzückten. Die Unternehmer hatten beabsichtigt, nacheinander die Dramen der Frau von Genlis und des Herrn Berquinzu geben, und einen großen Vorrat sehr moralischer Stücke angehäuft, mit der lobenswerten und schwierigen Absicht, gute Sitten an einem Ort einzuführen, wo man sie nicht mehr findet. Aber sie haben mit dieser edlen Absicht Schiffbruch erlitten: der Eigensinn der Sünder und Sünderinnen, die ihre Sittenverderbnis innerhalb dieses Gartens spazieren tragen, ist unbesiegbar gewesen, und diese Ungläubigen hat es tief gekränkt, daß man es im Gauklertheater wagte, sie mit „Ruth“ zu langweilen, während der unsterbliche „Figaro“ sie im Theatre National entzückte.


Sie schmeicheln sich sogar, daß die Leiter dieser Bühne nun bald ihre hölzernen Schauspieler einpacken und sie durch andere aus Fleisch und Bein ersetzen werden, die dieser Bühne, einer verkleinerten Wiedergabe der Oper, besser angepaßt sind.

Der berühmte Abbe Beaudeau 19), der Hauptleiter dieser hölzernen Komödianten, hat der ersten Vorstellung eine viel amüsantere Szene geliefert als seine Schauspieler. Man beobachtete ihn in den Kulissen, wie er die nötigen Gesten mit einer seines Berufes würdigen Wichtigkeit angab, wie er enthusiastisch applaudierte oder an den pathetischen Stellen in Tränen ausbrach. Man versteht, daß diese Pantomime wahre Lachstürme hervorrief, daß der Herr Direktor ausgepfiffen wurde, und daß man nicht verfehlt hat, ihn seither den Beichtiger der Marionetten zu nennen. Diese Witze haben ihn derartig zur Verzweiflung gebracht, daß er zugunsten der Herren Arnoult und d’Orvigny von der Leitung zurückgetreten ist.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.