Die Eindrücke des Hoflebens
Und so bildeten sich die moralisch-politischen Begriffe Alexanders, von denen er später auf dem Thron geleitet worden sollte, einerseits unter dem Einflusse der republikanischen Philosophie im Geiste des Contrat Social, andererseits unter den Einflüssen des engsten Konservatismus, die manchmal auch von demselben Laharpe herrührten. Dem gesellten sich endlich der praktische Einfluss der ganzen Umgebung Alexanders, die Eindrücke des Hoflebens und der Regierungstraditionen, die er schon sehr früh merken und sich nolens volens aneignen musste. — Und in alledem war nichts Wissentliches und unbedingt Notwendiges für einen Herrscher, der bewusst handeln möchte und, was doch außerordentlich selten in dieser Sphäre der Fall ist, — es lag darin keine praktische Kenntnis des wirklichen Lebens, der Gesellschaft und des Volkes: Alexander hatte Niemanden neben sich, der ihm die einfachen, unmittelbaren Züge dieses Lebens hätte eröffnen können, und er sah es nur durch das Prisma seiner ideellen Freiheitsliebe oder nur von jenem Standpunkte aus, der durch administrative und höfische Ansichten gebildet wird. In Alexanders Natur selbst war viel aufrichtiger Enthusiasmus. Aber aus Mangel an dieser Kenntnis der Wirklichkeit entwickelte er sich nicht zu festen, logisch angeeigneten Grundsätzen, sondern blieb auf der Stufe der sentimentalen Neigungen stehen. Solche Neigungen können wohl viele schöne Vorsätze hervorrufen, aber leider zeichnen sie sieh immer durch Mangel an Statthaftigkeit und konsequenter Realisierung aus.
Alexander war noch nicht 15 Jahre alt, als die badischen Prinzessinnen (am 31. Oktober 1792) nach Petersburg kamen, von denen eine bald darauf seine Braut wurde; am Ende desselben Jahres „wurde seitens Ihrer Majestät ihm erlaubt, eine gewöhnliche Halsbinde zu tragen"; am 10. Mai 1793 fand seine Verlobung mit Elizaveta Alekseevna statt und am 28. September, wo er noch nicht 16 Jahre alt war, wurde die Hochzeit gefeiert. Und so wurde die Erziehung zu einer Zeit beendigt, wo sie eigentlich ernsthaft hätte beginnen sollen. Es scheint, dass die wissenschaftlichen Studien Alexander auch früher wenig anzogen; nicht einmal beklagt sich sein Erzieher über seinen „Müßiggang, seine Trägheit und Faulheit", — jetzt war für die Wissenschaft noch weniger Zeit und Lust vorhanden. „Zu meinem Bedauern, schreibt sein Erzieher im Mai 1793, blieb Alexander Pavlovie unmerklich in allen Übungen zurück, sein Aufenthalt bei der Braut und seine Vergnügungen lenkten Seine Hoheit von jedem ernsthaften Denken ab — ein für die Zukunft nutzloser Zustand, der aber in Anbetracht seiner Jahre und Umstände verzeihlich war." Dann folgt noch einmal eine Erwähnung des Müßigganges: „Im Laufe der Monate Oktober und November (1793) entsprach die Aufführung des Thronfolgers nicht meiner Erwartung" . . . „Im Anfang dieses Jahres (1794) bis März fand keine große Veränderung in der Gesinnung seiner Hoheit statt und obwohl die Übungen mit Delaharpe und mit anderen begonnen haben, ist der russische Unterricht gänzlich in Vergessenheit geraten." Laharpe blieb auch nicht lange darauf in Russland, er verließ es im Jahre 1705. Seitdem Alexander ein besonderer Hof angewiesen wurde und Laharpe Petersburg verlassen hatte , veränderte sich Überhaupt die Umgebung Alexanders und, wie es scheint, nicht zum Vorteile; unter Paul wurde seine Lage eine sehr schwierige: Er musste sich von einigen seiner nächsten Freunde trennen, mit denen er seine Gedanken und Schwärmereien teilte. Es existiert eine interessante Mitteilung den Fürsten Czartoryski über die Ideen und innere Stimmung Alexanders bei der Vollendung seiner Erziehung im letzten Lebensjahre Katharinas. Czartoryski lebte damals in Petersburg mit seinem Bruder gleichsam als polnische Geiseln; Katharina bestimmte den Brüdern, bei den Großfürsten sich aufzuhalten, den einen bei Alexander, den andern bei Konstantin.
Alexander war noch nicht 15 Jahre alt, als die badischen Prinzessinnen (am 31. Oktober 1792) nach Petersburg kamen, von denen eine bald darauf seine Braut wurde; am Ende desselben Jahres „wurde seitens Ihrer Majestät ihm erlaubt, eine gewöhnliche Halsbinde zu tragen"; am 10. Mai 1793 fand seine Verlobung mit Elizaveta Alekseevna statt und am 28. September, wo er noch nicht 16 Jahre alt war, wurde die Hochzeit gefeiert. Und so wurde die Erziehung zu einer Zeit beendigt, wo sie eigentlich ernsthaft hätte beginnen sollen. Es scheint, dass die wissenschaftlichen Studien Alexander auch früher wenig anzogen; nicht einmal beklagt sich sein Erzieher über seinen „Müßiggang, seine Trägheit und Faulheit", — jetzt war für die Wissenschaft noch weniger Zeit und Lust vorhanden. „Zu meinem Bedauern, schreibt sein Erzieher im Mai 1793, blieb Alexander Pavlovie unmerklich in allen Übungen zurück, sein Aufenthalt bei der Braut und seine Vergnügungen lenkten Seine Hoheit von jedem ernsthaften Denken ab — ein für die Zukunft nutzloser Zustand, der aber in Anbetracht seiner Jahre und Umstände verzeihlich war." Dann folgt noch einmal eine Erwähnung des Müßigganges: „Im Laufe der Monate Oktober und November (1793) entsprach die Aufführung des Thronfolgers nicht meiner Erwartung" . . . „Im Anfang dieses Jahres (1794) bis März fand keine große Veränderung in der Gesinnung seiner Hoheit statt und obwohl die Übungen mit Delaharpe und mit anderen begonnen haben, ist der russische Unterricht gänzlich in Vergessenheit geraten." Laharpe blieb auch nicht lange darauf in Russland, er verließ es im Jahre 1705. Seitdem Alexander ein besonderer Hof angewiesen wurde und Laharpe Petersburg verlassen hatte , veränderte sich Überhaupt die Umgebung Alexanders und, wie es scheint, nicht zum Vorteile; unter Paul wurde seine Lage eine sehr schwierige: Er musste sich von einigen seiner nächsten Freunde trennen, mit denen er seine Gedanken und Schwärmereien teilte. Es existiert eine interessante Mitteilung den Fürsten Czartoryski über die Ideen und innere Stimmung Alexanders bei der Vollendung seiner Erziehung im letzten Lebensjahre Katharinas. Czartoryski lebte damals in Petersburg mit seinem Bruder gleichsam als polnische Geiseln; Katharina bestimmte den Brüdern, bei den Großfürsten sich aufzuhalten, den einen bei Alexander, den andern bei Konstantin.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Russische Gesellschaft unter Alexander I. 01 Alexanders Erziehung und Charakter