Vierte Fortsetzung

Höchst wichtig in technischer wie in kommerzieller Beziehung sind die Legierungen der edlen Metalle, des Goldes und Silbers, da aus denselben nicht nur goldene und silberne Schmucksachen und Geschirre, sondern auch unsere Geldmünzen gemacht werden. Reines Gold und Silber sind nämlich zur Verarbeitung zu weich, da sie sich beim Gebrauch zu sehr abnützen würden. Man legiert aus dem Grunde seit alter Zeit Gold mit Silber oder mit Kupfer, oder auch mit bestem zugleich. Eine Mischung von Gold mit Silber nennt man die Weiße Karatierung, mit Kupfer die rote und mit Kupfer und Silber zugleich die gemischte. Der Prozentgehalt an reinem Gold, den jede Legierung enthalten muss, wenn sie zu Goldarbeiten verwendet werden soll, ist in den einzelnen Ländern gesetzlich bestimmt. Man verarbeitet in Deutschland 8, 14 und 18karätiges Gold, in Frankreich 18, 20 und 22karätiges.

Unter dem Namen Joujou-Gold kommen leichtere Waren in den Handel, die nur aus 6karätigem Golde bestehen; noch schlechtere Legierungen müssen, um ihnen ein besseres Ansehen zu geben, noch besonders vergoldet werden. Von den Goldmünzen haben die österreichischen und holländischen Dukaten den höchsten Feingehalt. Die neuen deutschen Zehn- und Zwanzigmarkstücke enthalten ebenso wie die Zwanzigfrankenstücke in 1000 Teilen der Legierung 900 Teile Gold und 100 Teile Kupfer. — Nebenbei wollen wir bemerken, dass alle Goldlegierungen nicht die eigentliche reine Goldfarbe zeigen, sondern ursprünglich rötlich-weiß oder blass-gelb erscheinen. Um ihnen die Farbe des reinen Goldes zu erteilen, müssen sie gefärbt werden, d. h. sie werden in einer Flüssigkeit, die aus Salpeter, Kochsalz und Salzsäure besteht, gekocht. Aus dieser Flüssigkeit entwickelt sich Chlor, welches etwas Gold auflöst, um es sogleich wieder auf der Oberfläche des Gegenstandes als dünnes Häutchen abzusetzen. Denselben Zweck kann man übrigens auch durch eine leichte galvanische Vergoldung erreichen.


Das reine Silber, das gleichfalls, wie wir bereits erwähnten, zur Verarbeitung für sich allein zu weich ist, kann mit Blei, Zink, Wismut, Zinn, Kupfer und Gold legiert werden. Mit Blei verbunden kommt es auch in der Natur vor, ja man kann fast mit Bestimmtheit annehmen, dass die meisten Bleierze silberhaltig sind; aus schwachen Silbererzen stellt man oft absichtlich eine Bleilegierung dar, um dann durch das sogenannte Abtreiben das Silber rein auszuscheiden. Das Blei dient dabei gleichsam als Lösungsmittel für das Silber. Um beide wieder zu trennen, wird das silberhaltige Blei auf einem Treibherd geschmolzen und beständig Luft über die Oberfläche der schmelzenden Metallmasse geleitet. Das unedle, leicht oxydier bare Blei verbindet sich dabei mit dem Sauerstoff der Luft zu Bleioxyd, technisch unter dem Namen Bleiglätte bekannt, dass durch geeignete Vorrichtung so lange entfernt wird, bis sich kein Häutchen mehr auf der Oberfläche der Masse bildet und der reine Silberblick die Beendigung der Arbeit anzeigt. Vorzüglich wichtig sind die Legierungen des Silbers mit Kupfer. Sie sind härter und klingender als reines Silber und werden sowohl von den Silberarbeitern wie in den Münzwerkstätten verarbeitet.

Die nach dem Münzvertrag vom 24. Januar 1857 geprägten groben Silbermünzen, die Vereinsthaler, österreichischen und süddeutschen Gulden, bestehen aus 900 Teilen Silber und 100 Teilen Kupfer. Aus einem Pfund (500 Gramm oder ½ Kilogramm) feinem Silber wurden in Preußen und Norddeutschland 30 Thaler, in Süddeutschland 52 ½ Gulden geprägt. Es wiegen demnach unter Hinzurechnen des Kupfers 13 ½ Zweithalerstücke oder 27 einfache Thaler ein Pfund, d. h. ein Vereinsthaler wiegt 18,518 Gramm und enthält 16,666 Gramm reines Silber.

Die Silberscheidemünzen werden herkömmlich nach einem geringeren Münzfuß geprägt als die groben Münzen. Nach dem angeführten Münzvertrag wurden 34 1/2 Thaler in Thalerwährung, 60 3/8 Gulden in süddeutscher und 51 ¾ Gulden in österreichischer Währung Scheidemünzen aus einem Pfund reinem Silber geprägt. Die preußischen Silbergroschen, die bekanntlich nur sehr kurze Zeit das reine Weiße Kleid der Unschuld trugen und sehr bald eine verschämte rote Farbe zeigten, haben einen Silbergehalt von 0,220, die 1/6 Thalerstücke von 0,520. — Bezüglich der Legierung der Silberarbeiten bestehen ebenso wie bei den Goldlegierungen in den meisten Ländern entweder gesetzliche Bestimmungen oder wird nach altherkömmlicher Legierung gearbeitet. Eine recht gute, ihrem Zwecke völlig entsprechende Legierung ist die in neuerer Zeit häufiger verwendete sogenannte Drittel-Legierung, die tiers-argent der Franzosen, die aus 27,56 Prozent Silber, 59 Prozent Kupfer, 9,57 Prozent Zink und 3,42 Prozent Nickel besteht. Durch Dauerhaftigkeit, wie verhältnismäßige Billigkeit eignet sich dieselbe vorzüglich zu Tafelgeräten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Metalle und ihre Verwendung.