Erste Fortsetzung

In früherer Zeit betrachtete man vorzugsweise das spezifische Gewicht als charakteristisches Kennzeichen der Metalle. Heute ist dies weniger mehr maßgebend, da wir Metalle kennen, wie das Kalium und Natrium, die sogar leichter als Wasser sind. Die Grenzscheide des spezifischen Gewichts der Metalle liegt zwischen 0,59 und 23. Das leichteste bis jetzt bekannte Metall ist das Lithium (0,59), d. h. es ist etwas weniger als ein halbmal so schwer als Wasser, schwimmt also auf demselben; das schwerste dagegen, das Iridium, ist 23mal schwerer als ein gleiches Volumen Wasser. Von den bekannteren Metallen hat das Gold mit 19,2 das größte spezifische Gewicht. So verschieden die Metalle in dieser Beziehung sind, ebenso verschieden sind sie in Bezug auf ihre Härte. Dass Blei, Zinn, Zink, selbst Gold so weich sind, dass man sie in reinem Zustand leicht mit dem Messer schneiden kann, ist bekannt. Kalium und Natrium, zwei leichte Metalle, sind so weich, dass man sie sogar ohne Mühe mit den Fingern knetet. Von sehr bedeutender Härte sind nur wenige. Allen voran steht hierin das Eisen, das vorzugsweise dieser Eigenschaft wegen so allgemeine Verwendung in jedem Zweig der Industrie gefunden hat, so dass es im vollsten Sinne des Wortes der Grundstein der jetzigen menschlichen Kultur geworden ist.

Neben der Härte sind die Dehnbarkeit und Geschmeidigkeit mancher Metalle höchst geschätzte Eigenschaften derselben, wodurch sie zu vielen Zwecken der Industrie geschickt erscheinen. Dehnbar und geschmeidig nennt man ein Metall dann, wenn es sich leicht in dünne Platten ausschlagen oder auswalzen lässt, oder wenn es zu sehr dünnen Drähten ausgezogen werden kann. Beide Eigenschaften sind jedoch nicht immer in einem und demselben Metall vereinigt. Eisen lässt sich in nur mäßig dünne Platten ausschlagen oder Walzen, dagegen in die feinsten Drähte ausziehen, während sich Blei gerade umgekehrt verhält. Gold besitzt beide Eigenschaften in hohem Grade; man kann 1/16 Gramm zu einem Blatt von 57 Quadratzoll ausschlagen oder zu einem 550 Fuß langen Draht ausziehen.


Wenn zur Dehnbarkeit eines Metalls eine große Festigkeit hinzutritt, so wird dessen technischer Wert dadurch bedeutend erhöht, da es in diesem Falle dem Zerreißen einen großen Widerstand entgegensetzt. Da für technische Zwecke eine genaue Kenntnis des Widerstands, den ein Metalldraht dem Zerreißen entgegensetzt, von großer Wichtigkeit ist, so hat man eingehende Experimente in dieser Richtung eingestellt, die ganz interessante Resultate geliefert haben. Allen Metallen voran steht auch in dieser Beziehung das Eisen. Man hat gefunden, dass ein zwei Millimeter dicker Eisendraht erst bei einem Gewicht von 500 Zollpfund zerreißt, ein höchst erstaunliches Resultat, das uns erklärlich macht, wie eine Brücke von Eisen die schwersten Eisenbahnzüge zu tragen im Stande ist, ohne merklich von der Richtungslinie abzuweichen. Im Gegensatz davon würde ein gleich starker Bleidraht schon bei einer Belastung von 24 Pfund reißen. Demnach besitzt das Eisen also nahezu eine 21mal größere Festigkeit als Blei.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Metalle und ihre Verwendung.