Baugesinnung anderer Städte

Auch in halbfreien und fürstlichen Städten, sobald sie eigene städtische Bauentschlüsse fassen können, äußert sich ein ähnliches Gefühl in klaren Worten. Venedig schweigt beinahe völlig; wo es spricht, tönen seine Worte am stolzesten.

Orvieto nennt 1420 seinen Dom eine herrliche Kirche ohnegleichen in der Welt; 1380 hat es die Ambition, die größte Orgel der Welt bauen zu lassen. In Perugia ist es 1426 der päpstliche Governator, welcher die Bürger beredet, eine so vornehme Stadt brauche einen viel mächtigeren und schöneren Dom als der bisherige sei. Die Kosten werden zwischen Papst, Bürgerschaft und Domkapitel geteilt. Einem Neubau von S. Domenico zuliebe wurde eine Verkehrssteuer beschlossen.


Auf dem herabgekommenen Piacenza haftete aus besseren Zeiten, seit zweihundert Jahren, das Gelübde, eine Madonnenkirche zu bauen; die merkwürdige Beratung 1467, mit besorglicher Einrede, der Herzog Galeazzo Sforza möchte die, Stadt plagen, wenn sie Geldmittel sehen ließe. Die Ausführung geschieht hauptsächlich durch Kollekte mit Hilfe eines großen Predigers, Fra Giovanni da Lugo, begleitet von Wundern und Zeichen.

In Venedig bekam Sanmicheli (gegen 1540) den Auftrag zum Bau der prächtigen Wasserfeste S. Andrea am Lido mit der Bemerkung: da er in weiter Ferne die Festungen der Republik (auf Korfu, Kandia, Zypern) neu gebaut habe, möge er nunmehr wohl erwägen, was seine neue große Verpflichtung mit sich bringe bei einem Bau, welcher einzig vor den Augen des Senates und so vieler Herren dastehen müsse.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst der Renaissance in Italien - Architektur