Personal- und Ateliernachrichten

Hamburg - zur Ausmalung des großen Rathaussaales

Hamburg. Das Ergebnis des zur Ausmalung des großen Rathaussaales in Hamburg ausgeschrieben gewesenen Wettbewerbes haben wir unseren Lesern bereits mitgeteilt. In künstlerischer Hinsicht ist es dahin zusammenzufassen, dass die deutsche Gegenwartskunst nicht im Stande ist, große monumentale Aufgaben befriedigend zu lösen. Zwar zählt die deutsche Malergemeinde nach Tausenden von Namen, während an der Hamburgischen Konkurrenz nur 68 Bewerber beteiligt waren. Doch muss nicht angenommen werden, dass unter diesen 68 sich alles das zusammengefunden hat, was in sich die meiste Eignung und Kraft zur Berufung verspürt? So zu urteilen ist wenigstens der Laie berechtigt. Von einem solchen ist nicht zu verlangen, dass er wisse, dass die Ergebnisse der öffentlichen Konkursausschreibungen bei uns längst aufgehört haben, als Maßstab für den jeweiligen Stand der Allgemeinkunst zu dienen, dass diese Ausschreibungen vielmehr, statt anzulocken, meist eine entgegengesetzte Wirkung auf jene Künstler zu äußern pflegen, die vor allen anderen befähigt und berechtigt wären, an einem öffentlichen Wettbewerbe teilzunehmen, schon weil von diesen Letzteren sich jeder durch die Tatsache verletzt fühlt, dass man sieh an das unbekannte Ganze und nicht speziell an ihn, den bekannten Einzelnen gewendet hat. So sucht man unter den in Hamburg erschienenen Wettwerbern vergebens nach den Namen Klinger, Stuck und Hofmann, um hier nur einige der berufensten Vertreter der dekorativmonumentalen Malerei aus der Gruppe der Jüngeren zu nennen; und ebenso vergebens war das Fragen nach den Namen Prell, F. A. v. Kaulbach, Janssen und A. v. Werner, die aus der Gruppe der Älteren allenfalls für die angegebenen Zwecke hätten mit in Betracht kommen können. Sie waren nicht da. Weder das Künstlerische der gestellten Aufgabe noch die ausgeworfenen, verhältnismässig hoch angesetzten Preise hatten einen Anreiz auf die Genannten zu üben vermocht. Man mag über die Berechtigung oder Nichtberechtigung von Empindlichkeiten allgemeinen künstlerischen Wettbewerben gegenüber denken wie man will, man wird doch nicht übersehen können, dass in dem besonderen Hamburgischen Falle die Dinge auch ganz besonders lagen, und dass es immerhin zu begreifen ist, dass Künstler von Rang und gesteigertem Selbstgefühl Bedenken tragen könnten, hier wettwerbend mit in der Bahn zu erscheinen. Der großen öffentlichen Konkurrenz für den Hamburger Rathaussaal war nämlich eine Separateinladung an die beiden unglücklichen, in der Folge in einem und demselben Jahre aus dem Leben geschiedenen Meister Gehrts und Geselschap vorausgegangen, die somit von vornherein von den maßgebenden Hamburger Herren Preisrichtern als am geeignetsten für die Ausmalung des neuen Rathaussaales angesehen worden waren und die erst sterben mussten, um dem Appell an den Gesamtkörper der deutschen Künstlerschaft Raum zu geben. Das war unter allen Umständen ein taktischer Missgriff. Dazu gesellte sich noch ein anderes: die Unvertrautheit der wettwerbend aufgetretenen Künstler mit den besonderen lokalen Verhältnissen des Hamburgischen Bodens, für den sie schaffen sollten. Aus Büchern heraus ist die Bekanntheit mit diesen Verhältnissen nicht zu gewinnen. Wie in seiner Natur, seiner Landschaft, der Anlage seiner Straßen, seinen Licht- und Luftverhältnissen, so ist Hamburg auch in seinen Menschen von einer nirgend wieder zur Wiederholung kommenden Eigenart. Der Grundzug im Charakter des Hamburgers ist ausdauernde Zähigkeit, ein nirgend so wie hier ausgebildeter Zug zum Konservativen. Dieses ruhige und feste Beharren auf dem einmal als Recht Erkannten ist der große historische Zug, der durch die ganze Geschichte Hamburgs geht. Das hat zwar Handlungen und Wandlungen von tief einschneidender innerer Bedeutung geschaffen, die zu großen heroischen Darstellungen aber doch nicht gerade die dankbarsten Vorwürfe liefern. Die große Pose ist in der Geschichte Hamburgs unvertreten. Das haben die meisten der wettwerbend hier erschienenen Künstler übersehen und so kam es, dass die Mehrheit der für den Hamburger Rathaussaal eingegangenen Entwürfe unhamburgisch waren. Am vollendetsten war der allgemeine künstlerische Schiffbruch dort, wo die Entwürfe allegorisch wurden, die Welthandelsbeziehungen Hamburgs erläutert sein sollten. Die weiteren, geforderten Darstellungen, so: die Gründung der Hammaburg, die Schilderungen aus dem Zeitalter der Reformation und den Befreiungskriegen 1813-1814, waren zwar künstlerisch lesbarer, von der Mehrzahl der wettwerbenden Künstler aber doch von mehr allgemeinen Gesichtspunkten, denn unter besonderer Betonung der Stellung Hamburgs zu jenen Vorgängen behandelt. Unter diesen Verhältnissen taten die Preisrichter das einzig richtige: mit Hinweglassung des ersten Preises, der unvergeben blieb, wiesen sie die übrigen Preise an jene Bewerber, die in ihren Absichten wenigstens am verständlichsten waren. Auch die Koloristen kamen dabei gut weg. Es befinden sich unter den Prämiierten fast durchweg Künstler von einem stark ausgesprochenen Farbengefühl, womit, von den Preisrichtern vielleicht selbst ungewollt, zugleich als das Charakteristikum der Hamburgischen Rathaussaal-Konkurrenz das Übergewicht der Farbe anerkannt worden ist. Und in der That hat es wohl noch nie einen Wettbewerb in der Monumentalmalerei gegeben, in dem so viel Farbenfröhlichkeit mit am Werke gewesen, wie gelegentlich der eben zu Ende gegangenen Hamburgischen Konkurrenz, was vielleicht als eine Reverenz angesehen werden könnte, erwiesen der Sonderstellung, die Hamburg seit Runge bis in unsere Tage in der Wertschätzung des Kolorismus gegenüber dem übrigen Deutschland immer eingenommen, was aber weit richtiger ein Ausdruck der entschiedenen Vorherrschaft der Farbe in der deutschen Gegenwartskunst sein mag. Was nun folgen soll und kann, nachdem die Konkurrenz ergebnislos verlaufen, weiß zur Zeit hier niemand. Die meiste Wahrscheinlichkeit spricht für eine Vergebung der einzelnen Aufgaben an einzelne namhafte Künstler, die vorher zur Einsendung von Skizzen aufgefordert werden dürften. Doch ist dies nur eine persönliche Annahme, der es zur Zeit und wohl auch noch für lange hin an einem ernstlich in Betracht kommenden Untergrund fehlt. Ein neuestens in Zirkulation gesetztes Gerücht will wissen, dass die ganze Arbeit in Bausch und Bogen an Arthur Fitger in Bremen vergeben werden solle. Ich für meine Person möchte nicht daran glauben, es bleibe aber hier nicht unverzeichnet.


Düsseldorf - Ausschmückung des Sitzungssaales im Kreishause zu Cleve

Düsseldorf. Die Entwürfe, welche infolge des vom Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen erlassenen Wettbewerbsausschreibens für die künstlerische Ausschmückung des Sitzungssaales im Kreishause zu Cleve eingegangen waren, sind gegenwärtig im Düsseldorfer KunstgewerbeMuseum ausgestellt. Als Sieger in der Konkurrenz ist, wie bereits bekannt gegeben, der junge Geschichtsmaler J. Deusser, der Düsseldorfer Akademie angehörig, hervorgegangen. Sein Entwurf ist entschieden auch der stärkste, den Gegenstand am prägnantesten darstellend. Das gegebene Thema war folgendes: Auf der dem Fenster des Sitzungssales gegenüber liegenden Schmalwand sollte ein wichtiger Moment aus der Cleveschen Geschichte, „Der Abend nach der siegreichen Schlacht bei Cleverhamm“ dargestellt werden. Das vorgeschriebene Motiv war: Dem Grafen Adolf von Cleve werden die Gefangenen vorgeführt, darunter sein Oheim, der Herzog Wilhelm von Berg, ferner die Grafen von Jülich, Sayn, Salm, Neuenahr usw. Erbeutete Banner, Schilde und Waffen werden auf einen Haufen zusammengetragen. Im Hintergrunde erhebt sich die Burg Cleve. Von den eingelieferten Entwürfen konnte kaum die Hälfte in Betracht kommen. Die vier besten Entwürfe haben den Vorwurf in ziemlich gleicher Auffassung behandelt. Das Leitmotiv ist das grausame „Vae Victis“. Menschlich näher gebracht ist das Geschehnis, das kein welterschütterndes Ereignis war, durch das verwandtschaftliche Verhältnis des Siegers zum Besiegten. Bei dem einen der Entwürfe ist die Tragik der Wehe dem Besiegten stärker, bei dem andern mehr der unbeugsame Trotz desselben zum Ausdrucke gebracht. Deusser hat den Gegenstand sehr lebensvoll gestaltet; seine Schilderung gibt ohne Pathos und ohne romantische Sentimentalität den Moment, wie ihn das Preisausschreiben forderte. Es ist für einen modernen Künstler nicht leicht, solche Historien glaubhaft und fesselnd darzustellen. Früher waren dieselben ein beliebtes Thema für professionelle Geschichtsmaler. Was sind uns heute die großen Historienbilder, die vor einem halben Jahrhundert den Hauptanziehungspunkt der Ausstellungen bildeten und deren Nichtvorhandensein der Bildungs-Philister oftmals noch heutzutage schmerzlich beklagt! Wer heute Geschehnisse von geschichtlicher Bedeutung aus fernen Jahrhunderten darstellen will, für den muss Alfred Rethel das Vorbild sein. Dessen Bilder haben stets eine starke, überzeugende, zwingende Wirkung. Etwas von seiner Art der Auffassung und Darstellung zeigt auch der Deusser'sche Entwurf des Abends nach der Schlacht bei Cleverhamm. Die technische Sicherheit in der Zeichnung und Malerei, die sich in seinen Entwürfen offenbart, bietet zudem Gewähr, dass er das Wandgemälde gut ausführen wird. Viele Vorzüge haben auch die beiden anderen preisgekrönten Entwürfe; der mit dem zweiten Preise, M. 1.000, bedachte von Albert Baur jun. ist geschickt, wenngleich etwas theatralisch komponiert und in der malerischen Behandlung von guter Wirkung. Realistischer ist Franz Kiederich, der den dritten Preis, M. 500, erhielt, in seiner Auffassung und Darstellung des Momentes. Ihm ist auch die Wiedergabe des Landschaftlichen besonders gut gelungen. Auch Ludwig Heupel's Entwürfe - er hat zwei verschiedene eingereicht - haben viele Vorzüge und zeigen seine besondere Begabung für monumentale Malereien. Für die beiden Längsseiten des Saales sollen innerhalb der ornamentalen Dekoration Bildnisse der in der Geschichte Cleves besonders hervorragenden Fürsten angebracht werden. Als solche kommen in Betracht: Der Große Kurfürst, Friedrich der Große und etwa noch Johann Sigismund, sodann die drei Kaiser Wilhelm I, Friedrich III. und Wilhelm II. Für die Ausführung der gesamten Malereien ist die Summe von Mark 10.000 bestimmt, von welchen ein Drittel der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen beisteuert; die anderen zwei Drittel werden von dem Kreisausschusse von Cleve aufgebracht. Die Ausschmückung muss innerhalb eines Zeitraumes von längstens zwei Jahren vollendet sein.

Berlin - Prämiierung auf der Kunstausstellung

Berlin. Gelegentlich der diesjährigen großen Kunstausstellung sind nur zwei große, dagegen neun kleine goldene Medaillen für Kunst verliehen worden. Die große goldene Medaille für Kunst erhielten: der Maler Professor Josef Scheurenberg in Charlottenburg und der Kupferstecher und Maler Professor Hans Meyer in Berlin; die kleine goldene Medaille für Kunst wurde verliehen: dem Bildhauer L. Tuaillon in Rom, dem Maler Gonzalo Bilbao in Sevilla, den Malern Julius Schmid und Isidor Kaufmann, beide in Wien, dem Maler und Illustrator Hrrmann Vogel-Plauen in Loschwitz, endlich den in Berlin wohnenden Malern Friedrich von Schennis, Adalbert Ritter von Kossak und Julius Wentscher, sowie den Architekten Vollmer und Jassoy gemeinschaftlich.

Dresden. Robert Diez arbeitet gegenwärtig an einem Standbilde Kaiser Karls IV. für das Reichstagsgebäude, sowie an dem größeren Modell für das Dresdener Bismarckdenkmal. Letzteres dürfte in etwa zwei Jahren vollendet sein.

Berlin. Der Genremaler Professor Knaus vollendet am siebzigstes Lebensjahr. Es verlautet, dass aus diesem Anlass die Akademie der Künste, der er seit 1865 als Ordentliches Mitglied angehört, eine Kollektiv-Ausstellung seiner Werke, in Verbindung mit Arbeiten Franz von Defregger's für die Monate Januar und Februar 1900 vorbereitet. Defregger gehört der Berliner Akademie seit 1874 an.

Gestorben: In Berlin am 7. August Hofmaler Professor August Nothnagel, 78 Jahre alt; in Königstein am Taunus der Hofkunsthändler Albert Meder, Mitinhaber der bekannten Kunsthandlung Amsler & Ruthardt in Berlin.

„ –Zwei! drei! Wir winden euch den Silberkranz
mit veilchenblauer Seide
und hoffen, dass man immer janz
fidele sieht euch beiden.“[/b]

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Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst - Band 1
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