Offizielle Einleitung mit Marokko

Der Brief des Duquela bestätigte Cailles Mitteilung hinsichtlich der Bereitwilligkeit Marokkos, sich mit Hamburg freundschaftlich zu stellen; der Kaiser hatte befohlen, dass seine Kriegsschiffe, die hamburgischen Schiffe respektieren sollten und dass die letzteren ungestört in marokkanischen Häfen verkehren dürften.

Eine Bemerkung in einem Briefe Cailles an Riecke war offenbar darauf berechnet, die Hamburger zu ködern; sie ging dahin, dass die letzteren ohne die geringste Furcht vor den Korsaren oder anderen Barbaresken, solange die Spanier Herren der Durchfahrt von Gibraltar waren, an den Küsten von Frankreich, Spaniens Portugal, Marokko etc. fahren könnten und wenigstens teilweise die Menge holländischer Schiffe ersetzen, die seit dem französisch -spanisch-englischen Kriege diese Fahrten machten.


Die offizielle Einleitung eines Einvernehmens mit Marokko hatte somit stattgefunden; die marokkanische Regierung hatte sich geäußert. Diesmal waren es die berufenen Vertreter der kaufmännischen Interessen Hamburgs, die Kommerzdeputierten nebst ihren Altadjungierten, die zurückschreckten vor den Konsequenzen, die aus der Verhandlung mit Marokko sich ergeben könnten. Riecke's Schritt wurde „sehr übereilt“ genannt; durch das Verlangen, Pässe zu erhalten, sei die Lage dieser Angelegenheit sehr kritisch geworden, da nun die Verhandlung mit Marokko schwerlich werde abgebrochen werden können; andererseits sei zu befürchten, dass Portugal, Spanien und England Anstoß daran nehmen würden, wenn Hamburg, ohne sich ihres Einverständnisses zu versichern, marokkanische Seepässe genommen habe. Von einem Abbruch der Verhandlungen wollten aber die Kommerzdeputierten gar nichts wissen. Die Marokkaner hatten seit einiger Zeit die Hamburger auffallend geschont, hatten hamburgische Schiffe im Hafen von Lissabon löschen und laden sehen, ohne sie beim Auslaufen zu verfolgen. Stoße man Marokko jetzt vor den Kopf, so werde Handel, Schifffahrt und Assekuranzwesen der Stadt arg gefährdet; sodass die Börse schwer erschüttert werden könne. Seit Anfang

1781 bis Ende April waren 14 hamburgische und 2 lübekische Schiffe von Lissabon und Oporto nach Hamburg teils schon gekommen, teils noch unterwegs; den Wert dieser Schiffe und Ladungen schätzte man auf zusammen ca. 4¼ Millionen Mark Banco, und davon war wenigstens ?bei hamburgischen Assekuranzgesellschaften versichert. Überdies lagen mehrere hamburgische Schiffe im Hafen, nach Portugal ladend.

Alles dies war in Gefahr, wenn man nicht besonnen verfuhr.

Die Kommerzdeputierten meinten, man müsse die Lage der Sache so lenken, dass selbige auf eine bestimmte Weise und durch weise Maßregeln für unsere Handlung und Schifffahrt nützlich und ergiebig werde“; sie forderten deshalb den Senat auf, er möge Spanien und Portugal die bindende Versicherung geben, dass Hamburg Marokko weder Munition noch Kriegsbedürfnisse, sondern nur eine „Erkenntlichkeit an Geld“ für die den hamburgischen Schiffen zugestandene Sicherheit senden wolle.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken