I. Die Sklavenkasse
Gründung der Sklavenkasse.
Die erste Nachricht über eine Sammlung für Sklaven in Hamburg finde ich im Jahre 1577. Am 31. August dieses Jahres erlaubte der Rath dem Michael von Fiatsentz (Vicenza?) und dem Mathias Weilgi, „alsse in der Turkeyen gewesenen Gefangen“ , in der Stadt Almosen behufs Aufbringung des von ihnen versprochenen Ranzionsgeldes zu sammeln. Vielleicht ist Ähnliches damals schon öfter vorgekommen.
Die Zunahme der Seeräuberei im 17. Jahrhundert brachte naturgemäß auch ein Anwachsen der Zahl der in Sklaverei geratenen Hamburger*). So stellten im März 1612 „die gemeine handtierende Kaufleute und Schiffere hieselbst“ dem Rath vor: es sei Ihm bekannt „wass massen leider vor diesem etliche dieser Stadt Bürgere und Einwonere in ihren vorhabenden Reisen hin und wieder von den Seeräubern und Türken gefangen und zu Algier und Thunis in Barbarien uff den Galleren in schweren Banden bey unmenschlicher Arbeit, Hunger und Kummer aufgehalten werden.“
Die Klagen hamburgischer Bürger und Einwohner über das Loos ihrer Angehörigen in der Sklaverei mehrten sich. Der Rath sah sich deshalb bewogen, am 19. Februar 1619 seinen alten Bundesgenossen, den holländischen Generalstaaten einen Brief zu schreiben**), in dem das Elend der hamburgischen Sklaven geschildert wird und die Generalstaaten gebeten werden, Hamburg bei der Befreiung der Leute zu helfen. Von den Holländern, die „durch ufgerichtete Verträge in gueter Verstendtnuss“ mit den Barbaresken standen, hoffte Hamburg in dieser Beziehung sichere Abhilfe.
Doch war der Zeitpunkt für diesen Appell ungünstig gewählt. Die Holländer gerieten grade damals wieder in Feindseligkeiten mit Algier und Tunis. Auch war es sicherlich besser, Hamburg verließ sich auf sich selbst.
Bald sah die Stadt sich genötigt, selbständig Mittel zu ergreifen, um dem überhandnehmenden Sklaven-Elend einen Damm vorzubauen. Gleichzeitig schlug man zu diesem Zweck zwei Wege ein
Erstens bestrebte man sich, der Schifffahrt der Hamburger nach jenen gefährdeten Gewässern größere Sicherheit zu verschaffen; dazu diente die Gründung der Admiralität und die Einrichtung der obligatorischen Admiralschaft. Aber man befürchtete doch wohl, dass dieses auf die unmittelbare Stärkung jener Schifffahrt hinzielende Mittel nicht absolut genügen werde, um die Mannschaften der Schiffe vor den Gefahren und traurigen Folgen der Seeräuberei zu behüten. Es wurde deshalb eine Organisation geschaffen, die den der Sklaverei anheimfallenden Unglücklichen eine Gewähr verschaffen sollte, möglichst bald wieder in Freiheit zu kommen.
Die älteste dieser Organisationen in Hamburg ist die Kasse der Stück von Achten,***) 1622 begründet. Aus der Mitte der Hauptinteressenten, der Schiffer, hervorgegangen, hat sie während der ganzen Dauer ihres Bestehens einen rein privaten Charakter behalten. Sie bezweckte und betrieb nur die Lösung der Schiffer und Steuerleute, nicht die anderer Personen.
Dieser Gründung folgte bald eine weitere, die der eigentlichen Sklaven-Kasse. Sie ist mehr öffentlichen Charakters und verdient eine etwas eingehendere Betrachtung.
Die Gründung der Sklaven-Kasse fällt in das Jahr 1624 und ist eine der ersten Schöpfungen der im Jahre vorher geschaffenen Admiralität. Nach Klefeker****) wurde diese Kasse am 29. März 1624 begründet; Klefeker wird aus dem Protokoll der Admiralität geschöpft haben, das jetzt leider für jene erste Zeit nicht mehr vorhanden ist.
*) Über einen Fall im Jahre 1601 berichtet Voigt in Mitt. des V. f.-hamb. Gesch. IV 26 ff (1881).
**) Reichsarch. Haag.
***) über sie vgl. vorläufig Westphalen, Hamb. Verfassung und Verwaltung (2. Aufl.) I. 486 Anm. Diese Kasse besteht als von den Schiffer-Alten verwaltete milde Stiftung noch heute.
****) Sammlung d. hamb. Gesetze u. Verfassungen (Hamb. 1760) I. 14.
Die erste Nachricht über eine Sammlung für Sklaven in Hamburg finde ich im Jahre 1577. Am 31. August dieses Jahres erlaubte der Rath dem Michael von Fiatsentz (Vicenza?) und dem Mathias Weilgi, „alsse in der Turkeyen gewesenen Gefangen“ , in der Stadt Almosen behufs Aufbringung des von ihnen versprochenen Ranzionsgeldes zu sammeln. Vielleicht ist Ähnliches damals schon öfter vorgekommen.
Die Zunahme der Seeräuberei im 17. Jahrhundert brachte naturgemäß auch ein Anwachsen der Zahl der in Sklaverei geratenen Hamburger*). So stellten im März 1612 „die gemeine handtierende Kaufleute und Schiffere hieselbst“ dem Rath vor: es sei Ihm bekannt „wass massen leider vor diesem etliche dieser Stadt Bürgere und Einwonere in ihren vorhabenden Reisen hin und wieder von den Seeräubern und Türken gefangen und zu Algier und Thunis in Barbarien uff den Galleren in schweren Banden bey unmenschlicher Arbeit, Hunger und Kummer aufgehalten werden.“
Die Klagen hamburgischer Bürger und Einwohner über das Loos ihrer Angehörigen in der Sklaverei mehrten sich. Der Rath sah sich deshalb bewogen, am 19. Februar 1619 seinen alten Bundesgenossen, den holländischen Generalstaaten einen Brief zu schreiben**), in dem das Elend der hamburgischen Sklaven geschildert wird und die Generalstaaten gebeten werden, Hamburg bei der Befreiung der Leute zu helfen. Von den Holländern, die „durch ufgerichtete Verträge in gueter Verstendtnuss“ mit den Barbaresken standen, hoffte Hamburg in dieser Beziehung sichere Abhilfe.
Doch war der Zeitpunkt für diesen Appell ungünstig gewählt. Die Holländer gerieten grade damals wieder in Feindseligkeiten mit Algier und Tunis. Auch war es sicherlich besser, Hamburg verließ sich auf sich selbst.
Bald sah die Stadt sich genötigt, selbständig Mittel zu ergreifen, um dem überhandnehmenden Sklaven-Elend einen Damm vorzubauen. Gleichzeitig schlug man zu diesem Zweck zwei Wege ein
Erstens bestrebte man sich, der Schifffahrt der Hamburger nach jenen gefährdeten Gewässern größere Sicherheit zu verschaffen; dazu diente die Gründung der Admiralität und die Einrichtung der obligatorischen Admiralschaft. Aber man befürchtete doch wohl, dass dieses auf die unmittelbare Stärkung jener Schifffahrt hinzielende Mittel nicht absolut genügen werde, um die Mannschaften der Schiffe vor den Gefahren und traurigen Folgen der Seeräuberei zu behüten. Es wurde deshalb eine Organisation geschaffen, die den der Sklaverei anheimfallenden Unglücklichen eine Gewähr verschaffen sollte, möglichst bald wieder in Freiheit zu kommen.
Die älteste dieser Organisationen in Hamburg ist die Kasse der Stück von Achten,***) 1622 begründet. Aus der Mitte der Hauptinteressenten, der Schiffer, hervorgegangen, hat sie während der ganzen Dauer ihres Bestehens einen rein privaten Charakter behalten. Sie bezweckte und betrieb nur die Lösung der Schiffer und Steuerleute, nicht die anderer Personen.
Dieser Gründung folgte bald eine weitere, die der eigentlichen Sklaven-Kasse. Sie ist mehr öffentlichen Charakters und verdient eine etwas eingehendere Betrachtung.
Die Gründung der Sklaven-Kasse fällt in das Jahr 1624 und ist eine der ersten Schöpfungen der im Jahre vorher geschaffenen Admiralität. Nach Klefeker****) wurde diese Kasse am 29. März 1624 begründet; Klefeker wird aus dem Protokoll der Admiralität geschöpft haben, das jetzt leider für jene erste Zeit nicht mehr vorhanden ist.
*) Über einen Fall im Jahre 1601 berichtet Voigt in Mitt. des V. f.-hamb. Gesch. IV 26 ff (1881).
**) Reichsarch. Haag.
***) über sie vgl. vorläufig Westphalen, Hamb. Verfassung und Verwaltung (2. Aufl.) I. 486 Anm. Diese Kasse besteht als von den Schiffer-Alten verwaltete milde Stiftung noch heute.
****) Sammlung d. hamb. Gesetze u. Verfassungen (Hamb. 1760) I. 14.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hansestädte und die Barbaresken