Anmerkungen.

1) Sie kannte also die Standespflicht der katholischen Geistlichen, sich des Verkehrs mit dem weiblichen Geschlecht zu enthalten und insbesondere nur solche Frauen in ihre Behausung aufzunehmen, deren Alter oder nahe Verwandtschaft den Verdacht jedes unerlaubten Umganges ausschließt.

2) Dieser alte Herr nahm sich ihrer auch später noch eine Zeit lang an: er gab sie 1834 in die Lehre zu einer Näherin; allein sie vergiftete diese ihre Lehrerin samt deren Tochter. Hierauf kam sie 1835 in das Kloster von Auray, wurde aber wegen boshafter Streiche und unsittlichen Lebens fortgeschickt. Sie hatte den Schwestern heimlich die Kleider zerschnitten, und die Kaserne mehr als die Kirche geliebt.


3) Gewiss auf Andringen der Köchin, welche nun die bequemste Gelegenheit hatte, sich zum künftigen eigenen Gebrauch mit einem gehörigen Vorrat zu versehen.

4) Gerade dieses letztere Geschäft besorgte die im Übrigen sehr unsaubere Jegado stets mit einer verschwindenden Schnelligkeit, was sie bei Einzelnen in den Ruf großer Reinlichkeit brachte.
5) Wir erinnern an John Cook, Freund und letztes Opfer des berüchtigten Dr. Palmer; er glaubte sich von diesem bereits angegiftet, und hatte dennoch nicht den Mut, ihm die Freundschaft oder wenigstens jede fernere ärztliche Behandlung aufkündigen. - Ebenso starb Rosalie Sarrazin, das letzte Opfer der Jegado, mit der mehrmals angedeuteten, aber nicht beachteten, und erst als es zu spät war, richtig aufgefassten Hinweisung auf die Köchin, als die Urheberin ihrer Leiden.

6) Selten vermaß sie sich soweit, den baldigen Tod auch einer noch ganz gesunden Person zu prophezeien, sobald sie dieselbe nämlich als ihr nächstes Opfer bereits ins Auge gefaßt hatte. So bei dem Professor Bidard.

7) Hier spricht sie zum ersten und einzigen Mal von ihrer Mutter - welche sie demnach auch getötet hätte - während sonst immer nur von Tanten die Rede ist, deren eine sie bei dem Vikar Lorho mitvergiftet hatte.

8) Diese Zeugnisse mussten entweder gefälscht oder von gewissenlosen Dienstherrschaften ausgestellt sein.

9) Er hatte nämlich gerade das vergiftete Gericht aus Mangel an Appetit unberührt gelassen.

10) Sie wünschten, deshalb eine Sektion zu machen, wurden aber von den Ältern der Verstorbenen daran verhindert.

11) Einer von den beiden Doktoren hielt nach dem Tode eine Vergiftung für möglich, und wollte sezieren; sein Kollege aber erwiderte: wozu? Es gibt nur Gerede, Skandal! und wenn wir nun nichts finden? -

12) Vielleicht das einzige Mal, wo auf Seite der Geberin nicht eine entschieden tödliche, sondern bloß die Absicht obgewaltet zu haben scheint, das geduldige Lamm bloß anzukränkeln und so dienstunbrauchbar zu machen.

13) Vor Empfang der letzten Ölung verlangte sie noch nach ihrer Mörderin, um sie zu umarmen und ihr - zu vergeben; denn sie starb, in der sicheren Überzeugung von deren alleiniger Schuld an ihrem Tode, mit den Worten: „Ach, man hat mich verraten!“ - eine ergreifende Szene, bei welcher der funktionierende Priester dem Professor Bidard zurief: „O, mein Herr, Sie bergen in ihrem Hause die höchste Tugend, aber daneben auch das verworfenste Laster“.

14) Welchen Grund hatte wohl die eitle, lüsterne Gottfried, als sie den elfjährigen bildschönen Pflegesohn ihrer Freundin Marie (den sie selbst einen wahren Johanneskopf nannte) nach der Frage „was meinst Du wohl, Marie, wenn Du den verlieren müsstest?“ - sofort mit vergiftetem Butterbrot beschenkte und dadurch tödlich krank machte? - Missgönnte sie dem unschuldigen Knaben seine seltene Schönheit - oder beneidete sie ihre Freundin um den Besitz des kleinen Johannes - oder geschah es nur zur Befriedigung ihres zeitweiligen Bedürfnisses, der teuflischen Lust zum An- und Vergiften? - Sie konnte ja ,,mit Lust Böses tun“.