Vierte Fortsetzung

Die Sicherung des Handels in Chami, als dem der chinesischen Mauer und dem Grenzorte Isja-jut-huan nächst gelegenem Punkte, ist aus dem Grunde von Bedeutung, weil sie die Möglichkeit gewährt, Handelsbeziehungen auch jenseits der großen Mauer anzuknüpfen. Der Moskauer Fabrikant Morosow, der Bijsker Kapitalist und Kaufmann Kotelnikow hatten die Vereinbarung getroffen, eine Handelsgesellschaft zu dem Zwecke zu gründen, um im Herbst des vorigen Jahres nach der Nishegoroder Messe, desgleichen im Frühling des laufenden Jahres eine Handelskarawane über Kobdo-Chami und Isja jui-huan nach Sutschau auszurüsten und auf diese Art den Grund zum russischen Handel mit China von den westlichen Provinzen aus zu legen. Um ihnen dieses Unternehmen zu erleichtern, ist der Vorschlag gemacht worden, der Karawane einen der chinesischen und mandschurischen Sprache kundigen Dolmetscher bei zugesellen. Es versteht sich von selbst, dass die Führung der ersten Karawane einer zuverlässigen und womöglich mit der chinesischen Sprache und den dortigen Sitten vertrauten Persönlichkeit übertragen werden muss. Wie bekannt, beabsichtigt die chinesische Regierung den russischen Handel nach Isja-jui-huan zu lenken zu welchem Zweck sie in Sutschau bereits einen Vertreter installiert hat.

Im Hinblick auf den Weg der Handelsbewegung mit China über den Altai und Isja-jui-huan ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, auch zum Transport von Tee diesen Weg zu benutzen*). Von unseren Geschäftsleuten hängt es ab, denselben nach Lantschau und Sutschau zu lenken. An Transportmitteln wird es, da die Bevölkerung eine sehr dichte ist, nicht mangeln. Zudem wird in den Provianzen Ssy-tschuan und Junan Tee kultiviert, der ganz Zentralasien und Tibet versorgt; früher wurde er auch nach Tschu-gutschak ausgeführt. Was die Qualität der Teesorten anbetrifft, die in Russland begehrt werden, so hängt sie zum Teil von der Zubereitung ab, und ohne Zweifel werden diese Provinzen um so mehr die Möglichkeit finden, den Anforderungen zu genügen, als dort Tee höchster Qualität, wie z. B. Puar-tscha, kultiviert werden kann.


Außer anderen Landstraßen aus China führt ein Weg von Kukuchota nach Kobdo und Kosch-Agatsch**). Dieser Weg wurde i. J. 1870 vom Generalstabs-Major Pewzow erforscht, der denselben in Begleitung einer Handelskarawane benutzte, darauf wurde eine Teekarawane, dem Handelshause Tokmakow gehörig, und schließlich mehrere Karawanen von Bijsker Kaufleuten entsandt. Der Verkehr auf diesem Wege musste aber sistiert werden, weil die Chinesen denselben den russischen Handelstreibenden streitig zu machen anfingen. Der Petersburger Vertrag entschied die Sache zu Gunsten der Russen. An Transportmitteln hat man dort keinen Mangel. In der Stadt sind Kamele stets in genügender Zahl vorhanden. Es passiert nicht selten, dass, bei Mangel an Kamelen in Kalgan, man dieselben aus Kukuchoto holen lässt. Dieser Weg hat vor dem über Kjachta den Vorzug, dass er die Entfernung zwischen China und Russland verkürzt und sich bei Bijsk mit der Wasserstraße auf dem Tjuman vereinigt.

Der Weg über Kjachta und die Mongolei dient als Kommunikationsmittel nach dem östlichen China***) hauptsächlich aber vermittelt er den Teetransport. Der Transit kann hier kaum aufhören, vermindern muss er sich aber auf jeden Fall, da dieser Weg länger ist als der über den Altai und Kukuchoto und er überhaupt vielen Zufälligkeiten ausgesetzt ist und von den Vorzügen des letzteren Weges nur wenige aufzuweisen hat.

*) Die Transportkosten per Pud betragen: von Isja-jai-huan bis Chami gegen 2 Rbl. 35 Kop., von Chami bis Kobdo 2 Rbl., von Kobdo bis Bijsk 1 Rbl. 40 Kop., von Bijsk bis Tjaman 15 Kop., also im Ganzen 5 Rbl. 80 Kop. Die Entfernung von Isja-jui-huan bis Tomsk beträgt 2.600 Werst.
**) Die Entfernung von Kukuchoto bis Kobdo beziffert sich auf 2.054 Werst: von Kukuchoto bis Tomsk 3.254 Werst und kostet auf der letzten Strecke der Transport von 1 Pud — 3 Rbl. 80 Kop.
***) Hier beträgt die Entfernung von Kalgan bis Kjachta 1.300 Werst, bis Tomsk 3.600 Werst. Die Transportkosten: von Kalgan bis Ugri 3 Rbl., von Ugri bis Kjachta 75 Kop., von Kjachta bis Tomsk 4 Rbl. 25 Kop., in Summa 8 Rbl. pr. Pud.

In jüngster Zeit haben viele Handelstreibende auf die Amur-Straße *) ihr Augenmerk gerichtet. Unstreitig besitzt auch diese ihre Vorzüge, hauptsächlich aber nur für den Teetransport. Übrigens ist die Entfernung zu groß, als dass man daran glauben könnte, eine Teeladung, auf dem Amur verschifft, könnte in einer Navigationsperiode Russland erreichen.

Wie wichtig auch der Weg sei, welchen die Handelsbewegung nach dem Innern Chinas, den tianschanschen Bezirken, den hinter der großen Mauer liegenden Städten Chami u. a. m., sowie nach der Mongolei eingeschlagen hat, so wird er dieselbe doch nur wenig fördern können, wenn zwischen Kosch-Agatsch und Angudai nicht eine bessere Kommunikation hergestellt wird.

Die Errichtung einer Kommunikation zu Wagen ist aus vielfachen Gründen geboten. Herr Schischmarew weist auf diesen Punkt speziell hin. Die ganze Strecke von Kjachta, durch die östliche und westliche Mongolei bis zu den Grenzen des Gouvernements Tomsk, durchfuhr er in einer Equipage, von hier aus musste er aber reitend seine Reise fortsetzen.

Indes, eine genauere Besichtigung des Terrains überzeugte ihn, dass die Fahrbarmachung der Straße von Kasch-Agatsch bis Angudai zum größten Teil keine Arbeit erfordere, sondern bereits für Fuhrwerke passierbar sei. Es gibt zwar gebirgige Gegenden, dieselben bieten aber weder den Personen noch dem Warentransport unüberwindliche Hindernisse, wenngleich die Anlage einer breiteren Straße für den Wagenverkehr, an Stelle der bis jetzt existierenden Fußpfade, vornehmlich an den felsigen Ufern der Tschuja erforderlich wäre. Ferner müssten über die Tschuja zwei und über den Katunj eine Brücke errichtet, an mehreren Stellen die Moräste entwässert und Dämme aufgeführt werden.

Die Entfernung von der Mündung des Amur oder von Wladiwostok bis Ssretensk — 3.000 Werst, von Ssretensk bis Tomsk — 3.500 Werst. Der Transport kettet von der Amurmündung bis Ssretensk 90 Kop. — 1 Rbl., von Ssretensk bis Tomsk 5 Rbl. 60 Kop., also im Ganzen ca. 6 Rbl. 50 Kop.

Die Handelsbeziehungen zum Innern Chinas, die Ausdehnung des Handels im westlichen Hansu verschaffen Kobdo eine große Bedeutung. Diese Stadt wird allmählich zum Central-Depot aller ein- und ausgehenden Waren; es passieren dasselbe sowohl die nach China, dem westlichen Hansu und der westlichen Mongolei gehenden, als auch diejenigen Waren, welche aus den chinesischen Besitzungen herstammen und zum Transport nach Russland bestimmt sind.