Dritte Fortsetzung

Falls die russischen Waren*) die Konkurrenz in den Küstengebieten Chinas mit den europäischen nicht aushalten, so können sie andere, außerhalb des Machtgebiets der Ausländer befindliche Provinzen aufsuchen wie namentlich das Innere von West-China, als: Schensi, Schansi, Ssytschuan und Hansu. Diese Provinzen, scheint es, müssen im Rayon der russischen Handelstätigkeit liegen. Die Bevölkerung repräsentiert eine Menschenzahl von nicht weniger als 70 Mill. Die Nähe Tibets mag auch ihre Vorteile haben. Diese Gegenden sind aber in kommerzieller Hinsicht bis jetzt noch weniger erforscht und es ist zur Zeit unmöglich auf diese Gegenstände hinzuweisen, die möglicherweise einen vorteilhaften Exportartikel nach Russland repräsentieren könnten. Es mögen folgende erwähnt werden: Seide, Rhabarber, Baumwolle, desgleichen auch Tee, der nach Zentralasien ausgeführt wird. Übrigens produziert der Süden Ssytschuans und das benachbarte Gouvernement Jünan die beste aller chinesischen Teesorten, den Puer-tscha, der in andere Provinzen ausgeführt wird und bei den Chinesen als Luxus gilt.

Der kürzeste Weg für den Binnenhandelsverkehr zwischen Russland und China führt durch die Städte Tomsk, Bijsk, Altai, Kobdo und Chami nach Isja-jui-tschuan. Die Bedeutung der altai-chinesischen Straße wird noch mehr gehoben, wenn man in Betracht zieht, dass Bijsk durch einen Wasserweg mit Tomsk verbunden ist. Die Wichtigkeit der Handelsbeziehungen Russlands zum westlichen China ist sowohl in ökonomischer, als politischer Beziehung zu augenscheinlich, als dass es noch weiterer Erklärungen bedürfte. Ebenfalls augenscheinlich ist die Bedeutung der altai-chinesischen


*) Unter den Manufakturwaren, welche aus Russland nach China eingeführt werden, könnte die erste Stelle das unter dem Namen „Damliba“ (eine Art Dreiling) bekannte Baumwollzeug einnehmen. Gegenwärtig wird dieses Gewebe nur aus England nach den chinesischen Hafenplätzen gebracht, dort gefärbt und sodann über das ganze Reich, ja sogar nach der Mongolei und nach den angrenzenden Teilen von Sibirien verbreitet. In einigen Gegenden wird dieses Zeug, gleich den Teeziegeln, sogar als Wertmesser für verschiedene andere Waren benutzt. Nun ist es sicher, dass auf russischen Fabriken die Dalimba nicht bloß von ebensolcher Qualität, wie die englischen sondern auch bedeutend billiger gestellt werden kann; sie könnte daher den Markt nicht allein diesseits der chinesischen Mauer, sondern auch im westlichen Teil des Innern erobern. Der erste Anfang hierzu ist übrigens auch schon gemacht, indem von dem Kaufmann Kotelnikow im Jahre 1883 auf der Fabrik von Morosow bei Moskau ca. 30.000 Stück von diesem Gewebe bestellt und im darauf folgende Jahre mitbedeutendem Gewinn abgesetzt wurden.

Schon im Herbst des Jahres 1883 rüstete einer der größten Handelstreibenden Kobdos, der Bijsker Kaufmann Kotelnikow, auf den Vorschlag Schischmarews eine bedeutende Handelskarawane nach Chami aus. Die Kobdo'schen Behörden erwiesen diesem Unternehmen ihre volle Sympathie. Dank dem Unternehmungsgeiste und Scharfsinn, womit die Sache von Herrn Kotelnikow in Angriff genommen wurde, gelangte die erste russische Karawane in Chami an, ohne von Seiten der chinesischen Behörde auf irgend welche Schwierigkeiten gestoßen zu sein. Der Karawanenälteste ließ sich hier nieder und eröffnete den Handel. Die Waren fanden raschen und vorteilhaften Absatz, so dass Herr Kotelnikow im Winter und im Frühling Ergänzungskarawanen nachsandte; in der Folge zogen aber auch andere Kaufleute dorthin. Im Sommer des vorigen Jahres jedoch beabsichtigten die russischen Kaufleute Probekarawanen nach Urumtschi, Turfan, Gutschen und Zoutschschi abzusenden. Letzterer Punkt hat eine große Bedeutung für den Handel mit Vieh. Aus Obigem können wir folgern, dass der russische Handel in jenen Gegenden festen Fuß gefasst hat.