Die Eroberung von Ryssel
Als wir uns aus dem Glacis oder bedeckten Wege fest setzten, befand ich mich bei den Pionieren. Da der Ingenieur, welcher die Arbeit kommandierte, getötet ward, und unsere Leute dem feindlichen Feuer zu sehr ausgesetzt waren, so unternahm ich es, dasjenige zu endigen, was er angefangen hatte, und es gelang mir sehr bald, uns durch Eingraben zu sichern. Der General, welcher diese Nacht in den Laufgräben kommandierte, empfahl mich deshalb unserm Ches, dem General Graf Lottum, welcher zu meinem Besten an den König schrieb, daher ich in dem folgenden Winter Fähnrich ward *), aber dabei Ingenieur-Dienste tun musste. Die Stadt ergab sich den 23sten Oktober; und da wir nunmehr in die Baracken einquartiert wurden, so konnten wir die Belagerung der Citadelle, welche sich noch immer hielt, desto bequemer fortsetzen. Endlich bekamen wir sie den 9ten Dezember durch Sappiren bei sehr strenger Kälte und hartem Froste, unter Anführung des Generals Coehorn, und den 10ten marschierte der Marschall Bonfleur mit seiner Besatzung aus, und ward nach Douay geführt.
*) Das Patent ward an seinen Onkel den Obersten Rebeur geschickt, der es aber vor dem Herrn Bruce zur Zeit noch geheim hielt, weil er noch sehr jung und erst 16 Jahr alt war. Als dieser solches erfuhr, ging er auf seines Onkels Gezelt los, stieß sein Kurzgewehr unwillig in die Erde, und sagte: „hier stehet der Sergeant!“ worauf er einige Schritte zurück ging, und ausrief: „hier stehet der Offizier!“ worauf er denn sein Patent erhielt.
Wahrend der Belagerung, als wir uns auf der zweiten Contrescarpe festgesetzt hatten, verließ ein Holländischer Capitän, welcher daselbst stand, bei Annäherung des Feindes seinen Posten, ohne den geringsten Widerstand zu leisten. Sein Sergeant, der das Schimpfliche dieses Rückzuges fühlte, suchte ihn zu bereden, umzukehren, und den Posten wieder zu erobern, allein vergebens. Der Sergeant wandte sich hierauf an die Gemeinen, und sagte, wenn sie ihm folgen wollten, so wollte er sich des verlassenen Postens wieder zu bemächtigen suchen. Diese waren so gleich willig, stellten sich, und griffen den Feind so herzhaft an, dass der Posten sehr bald wieder erobert ward. Als diese Tat gemeldet ward, ward der Offizier degradiert, der Sergeant aber nach Verdienst belohnt. Ein Soldat ohne Herz gleicht einer Leiche; Gram hängt auf den Gesichtern ihrer besten Freunde, so lange bis sie begraben, und ihren Augen entzogen ist.
*) Das Patent ward an seinen Onkel den Obersten Rebeur geschickt, der es aber vor dem Herrn Bruce zur Zeit noch geheim hielt, weil er noch sehr jung und erst 16 Jahr alt war. Als dieser solches erfuhr, ging er auf seines Onkels Gezelt los, stieß sein Kurzgewehr unwillig in die Erde, und sagte: „hier stehet der Sergeant!“ worauf er einige Schritte zurück ging, und ausrief: „hier stehet der Offizier!“ worauf er denn sein Patent erhielt.
Wahrend der Belagerung, als wir uns auf der zweiten Contrescarpe festgesetzt hatten, verließ ein Holländischer Capitän, welcher daselbst stand, bei Annäherung des Feindes seinen Posten, ohne den geringsten Widerstand zu leisten. Sein Sergeant, der das Schimpfliche dieses Rückzuges fühlte, suchte ihn zu bereden, umzukehren, und den Posten wieder zu erobern, allein vergebens. Der Sergeant wandte sich hierauf an die Gemeinen, und sagte, wenn sie ihm folgen wollten, so wollte er sich des verlassenen Postens wieder zu bemächtigen suchen. Diese waren so gleich willig, stellten sich, und griffen den Feind so herzhaft an, dass der Posten sehr bald wieder erobert ward. Als diese Tat gemeldet ward, ward der Offizier degradiert, der Sergeant aber nach Verdienst belohnt. Ein Soldat ohne Herz gleicht einer Leiche; Gram hängt auf den Gesichtern ihrer besten Freunde, so lange bis sie begraben, und ihren Augen entzogen ist.