Trauriger Unfall bei der feindlichen Kavallerie

Den 28ten September in der Nacht wurden wir von einem starken Knall beunruhiget, worauf in einer halben Stunde noch ein anderer folgte, und um Mitternacht hörten wir ein solches Gekrache, dass die Erde unter uns bebte. Die ganze Armee ward dadurch so beunruhiget, dass wir auch bis zu Tages Anbruch unter dem Gewehre zubrachten. Den folgenden Tag erfuhren wir, dass 1.200 Mann feindlicher Reiterei, von welchen jeder 53 Pfund Pulver in Säcken hinter sich auf dem Pferde hatte, sich in die Stadt hatten schleichen wollen. Allein da man sie entdecket und auf sie gefeuert hatte, so waren sie nach der Stadt zu galoppiert, wodurch einige Säcke los gingen, und das Pulver auf die Erde fiel. Die Funken, welche die Pferde mit ihren Hufeisen machten, zündeten dieses Pulver, und dieses zündete das Pulver in den Säcken, so dass alles in die Luft flog. Ungefähr 50 Mann kamen bei dem Eintritte in die Linien um, und 100 nahe an dem Tore. Es war den folgenden Tag ein fürchterlicher Anblick, den Weg mit halb verbrannten Köpfen, Gliedern und Körpern von Menschen und Pferden bestreut zu sehen. Die übrigen hatten ihr Pulver abgeworfen, und sich auf die Flucht gemacht. Allein man glaubte, dass ihrer doch 300 in die Stadt gekommen waren.

Wenig Tage darauf wurden 50 Bauern gefangen genommen, welche auf ihren Schubkarren Pulver in die Stadt führen wollten. Da sie Erlaubnis hatten, Milch bei der Armee zu verkaufen, so brachten sie selbige in Fässern, zwei auf einem Schubkarren; allein man fand, dass eines dieser Fässer voll Pulver war. Da sie nun insgesamt überführt waren, so wurden sie auch insgesamt aufgeknüpft.


Um diese Zeit kamen der König August, und verschiedene andere fürstliche Personen in das Lager, diese berühmte Belagerung mit anzusehen. Der Feind suchte uns die Zufuhr von Ostende her abzuschneiden, verursachte sich aber dadurch eine Niederlage bei Weynendahl. Er hatte sich durch dreifache Linien in seinem Lager bei Oudenarde verschanzt, welches unsere Zufuhr aus dieser Gegend gar sehr erschwerte, und da der Herzog von Bayern zu gleicher Zeit Brüssel belagerte, so waren wir eine Zeit lang genötigt, bloß von großen Rüben und Zwiebeln zu leben. Uns von dieser Verlegenheit zu befreien, und uns die Gemeinschaft mit unsern Vorräten wieder zu öffnen, ward ein hinlängliches Corps von der Armee abgeschickt, welches durch einen forcierten Marsch in der Nacht über die Scheide ging, und den folgenden Tag die feindlichen Linien angriff, wo wir weniger Widerstand fanden, als wir erwartet hatten, indem die Feinde sich in der größten Eil auf die Flucht begaben, und ihr ganzes Lager, ihr Gepäck und alles im Stiche ließen. Bei dem Nachsetzen machte unsre Reiterei eine Menge Gefangene, und wir fanden hier einen großen Vorrat der besten Lebensmittel von aller Art. Wir rückten hieraus fort, Brüssel zu entsetzen; allein ehe wir noch ankamen, hatte der Herzog die Belagerung bereits ausgehoben, und 15 schwere Kanonen und zwei Mörser zurück gelassen. Nachdem uns nun unser Vorhaben so gut geglückt war, kehrten wir wieder in das Lager vor Ryssel zurück.