Die schwarze Auguste
Sie ist von geringem Herkommen, jetzt 27—29 Jahre alt, von Jugend auf verwahrlost und der öffentlichen Prostitution ergeben, da sie die edleren Passionen der Seele so wenig, als die Verhältnisse gesitteter Menschen kennen gelernt hat. Ihr Auftreten war Anfangs ziemlich unbedeutend, doch machte sie dann Effekt, als sie die öffentlichen Orte besuchte, und dies würde noch heute der Fall sein, wenn sie sich nicht mit Dieben, besonders Taschendieben, eingelassen hätte. Zuerst machte sie die Bekanntschaft des jetzt im Arbeitshause eingesperrten Taschendiebes, Buchbindergesellen K., und durch ihn die des Kriminal-Gerichts, während sie in früherer Zeit, als die schwarze Louise S. noch ihre Freundin war, bereits von der Polizei hinreichende Beweise von eben nicht wünschenswerter Aufmerksamkeit empfangen hatte. Doch war dies ihre beste Zeit und ihre Hand war damals, wenigstens im kriminellen Sinne, noch rein, wenngleich es ihr Herz nicht war. Vor ihrem Umgange mit K., mit welchem sie gemeinschaftlich zur Haft kam, soll sie auch mit Louise S. bei der K....e in der D.....straße fleißig verkehrt haben. Man erzählt aus jener Zeit folgende Geschichte.
Eine sehr vornehme Person hatte sich bei der K. anmelden lassen. Diese beschließt die Gelegenheit zu nutzen und verschließt alle Wohnungsräume. Abends, als jener Herr kommen soll, zieht sie sich mit ihrem Hausstande in ein kleines Hinterzimmer zurück, während eine vertraute Person auf der Treppe Wache hält. Kaum erscheint der Erwartete, so wird ihm auch von dem Wachestehenden eröffnet: „der Exekutor habe wegen 50 Thlr. rückständiger Miete bei Madame K. Alles versiegelt, die Zimmer verschlossen, und sie befinde sich mit ihren Kindern im Hinterzimmer, der Verzweiflung und ihren Tränen unterliegend.“
Der vornehme Herr — ich sage, ich kenne ihn nicht — geht ab und bestellt die Madame nach kurzer Frist in ein Hinterzimmer seiner Wohnung (?), wo eine Hand der angeblich Betrübten einen Fünfzig-Thalerschein durch das dunkle Fenster herauslangt. Der Wächter, welcher seine Rolle so gut gespielt, empfing einen Thaler Belohnung.
Nach öfteren Konflikten mit der Justiz und Polizei, und nachdem sie in Hamburg längere Zeit in einem Bordell floriert hatte, verheiratete Auguste sich mit einem berüchtigten Taschendiebe, der von der triefenden Beschaffenheit seiner Augen einen sehr bekannten Beinamen empfangen hat. Diese Ehe mit einem Taugenichts beschleunigte ihr Verderben. Er wohnte mit ihr bei einer Kupplerin O. und ward in Folge wechselseitiger Denunziationen mit der O. samt seiner Ehefrau eingezogen. Nachdem Beide wieder entlassen worden, prügelten sie sich beständig, so dass in Folge dieses Unfriedens entweder sie ihn mit ihren Effekten verließ, oder er heimlich davon mehrere verkaufte. Zuletzt waren sie bei einem Démelé Beide durch die Fensterscheiben gefahren und hatten einen Straßenskandal erregt. Der herzugerufene Polizeibeamte wollte sie verhaften, er ließ sich jedoch bereden, sie vorausgehen zu lassen, um sie nicht vor dem versammelten Publikum zu sehr bloßzustellen, worauf aber Beide in eine Droschke sprangen und verschwanden. Natürlich wurden sie später ermittelt und eingezogen. Jetzt haben Beide gegen einander, wegen Mangels an rechtlichem Erwerbe u. s. w. denunziert, und sitzen im Polizeigefängnis, von wo sie jeden Tag nach dem Arbeitshause abgeführt zu werden erwarten.
Die Verbindung mit jenen beiden Dieben hat Auguste auf diejenige niedrige Stufe gebracht, auf welcher sie jetzt vorzugsweise vor andern Prostituierten steht. Denunziantin und Verräterin gegen ihre frühern Freunde, die — übrigens nichts taugenden — R.schen Eheleute, welche sie und ihr Mann der Falschmünzerei beschuldigt haben, hat sie zuletzt ebenfalls den. Anklagen jener unterlegen. Ihre frühere Freundin, Louise S., welche jetzt sehr eingezogen lebt/ hat sich gänzlich von ihr losgesagt, und sie ist jetzt der schlechtesten Diebesgesellschaft verfallen. Ein Mann von Stande war früher bereit, sie zu retten, sie zog aber den Umgang mit jenen Dieben vor und dadurch ist sie in eine solche bodenlose Tiefe gesunken.
Eine sehr vornehme Person hatte sich bei der K. anmelden lassen. Diese beschließt die Gelegenheit zu nutzen und verschließt alle Wohnungsräume. Abends, als jener Herr kommen soll, zieht sie sich mit ihrem Hausstande in ein kleines Hinterzimmer zurück, während eine vertraute Person auf der Treppe Wache hält. Kaum erscheint der Erwartete, so wird ihm auch von dem Wachestehenden eröffnet: „der Exekutor habe wegen 50 Thlr. rückständiger Miete bei Madame K. Alles versiegelt, die Zimmer verschlossen, und sie befinde sich mit ihren Kindern im Hinterzimmer, der Verzweiflung und ihren Tränen unterliegend.“
Der vornehme Herr — ich sage, ich kenne ihn nicht — geht ab und bestellt die Madame nach kurzer Frist in ein Hinterzimmer seiner Wohnung (?), wo eine Hand der angeblich Betrübten einen Fünfzig-Thalerschein durch das dunkle Fenster herauslangt. Der Wächter, welcher seine Rolle so gut gespielt, empfing einen Thaler Belohnung.
Nach öfteren Konflikten mit der Justiz und Polizei, und nachdem sie in Hamburg längere Zeit in einem Bordell floriert hatte, verheiratete Auguste sich mit einem berüchtigten Taschendiebe, der von der triefenden Beschaffenheit seiner Augen einen sehr bekannten Beinamen empfangen hat. Diese Ehe mit einem Taugenichts beschleunigte ihr Verderben. Er wohnte mit ihr bei einer Kupplerin O. und ward in Folge wechselseitiger Denunziationen mit der O. samt seiner Ehefrau eingezogen. Nachdem Beide wieder entlassen worden, prügelten sie sich beständig, so dass in Folge dieses Unfriedens entweder sie ihn mit ihren Effekten verließ, oder er heimlich davon mehrere verkaufte. Zuletzt waren sie bei einem Démelé Beide durch die Fensterscheiben gefahren und hatten einen Straßenskandal erregt. Der herzugerufene Polizeibeamte wollte sie verhaften, er ließ sich jedoch bereden, sie vorausgehen zu lassen, um sie nicht vor dem versammelten Publikum zu sehr bloßzustellen, worauf aber Beide in eine Droschke sprangen und verschwanden. Natürlich wurden sie später ermittelt und eingezogen. Jetzt haben Beide gegen einander, wegen Mangels an rechtlichem Erwerbe u. s. w. denunziert, und sitzen im Polizeigefängnis, von wo sie jeden Tag nach dem Arbeitshause abgeführt zu werden erwarten.
Die Verbindung mit jenen beiden Dieben hat Auguste auf diejenige niedrige Stufe gebracht, auf welcher sie jetzt vorzugsweise vor andern Prostituierten steht. Denunziantin und Verräterin gegen ihre frühern Freunde, die — übrigens nichts taugenden — R.schen Eheleute, welche sie und ihr Mann der Falschmünzerei beschuldigt haben, hat sie zuletzt ebenfalls den. Anklagen jener unterlegen. Ihre frühere Freundin, Louise S., welche jetzt sehr eingezogen lebt/ hat sich gänzlich von ihr losgesagt, und sie ist jetzt der schlechtesten Diebesgesellschaft verfallen. Ein Mann von Stande war früher bereit, sie zu retten, sie zog aber den Umgang mit jenen Dieben vor und dadurch ist sie in eine solche bodenlose Tiefe gesunken.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der sittliche Zustand von Berlin nach Aufhebung der geduldeten Prostitution des weiblichen Geschlechts