Herkunft der Pfarrer

Mochten viele dieser aus dem Katholizismus stammenden Geistlichen zu wünschen übrig lassen, so gilt dies doch längst nicht von allen. Wir dürfen nicht vergessen, dass nicht wenige unter ihnen so kräftig und überzeugungstreu die neue Lehre ergriffen hatten, dass sie zu Reformatoren ihres engeren Heimatgebietes und nicht selten auch darüber zu Märtyrern geworden sind. Wir vergessen es so leicht, dass auch die Männer zweiten und dritten Grades, die den Namen Reformatoren mit vollem Recht tragen, einst päpstlich gewesen waren und in der Mönchskutte oder im Priestergewand gesteckt hatten. Also längst nicht alle einst „päpstlichen“ Priester waren eine Schändung des evangelischen Pfarrstandes.

Dem neuen Stande kam bald ein beträchtlicher Zuwachs aus den kleinbürgerlichen Kreisen, vor allem aus dem Lehrer- und Küsterstand; etwa der dritte Teil aller Pfarrer kam daher. Mit verhältnismäßig hohen Zahlen erscheinen auch die Stadtschreiber, die Setzer und Buchdrucker und – die Tuchmacher. Stand doch das Tuchgewerbe damals in Deutschland in außerordentlicher Blüte. Daran reihen sich fast alle Berufsarten, besonders Handwerker. Dagegen fehlt fast ganz der Bauernstand. Dies erklärt sich offenbar aus einer starken Abneigung des Bauern gegen den Klerus, die ihm seit langem in Fleisch und Blut saß. Ebenso hielt sich der Adel ganz zurück. Besaßen auch die meisten keinerlei gelehrte, theologische Bildung, so waren sie doch meist irgendwie schon durch ihren beruf auf das geistliche Amt vorbereitet. Im Kurfürstentum Sachsen, wo zuerst die neuen Verhältnisse geregelt wurden, konnte schon 1527 von jedem der in das geistliche Amt eintreten wollte, eine Prüfung verlangt werden. Auf einer Konferenz zu Leipzig 1544 wird beschlossen, keinen anzustellen, der nicht eine Zeit lang auf einer Universität war; wird ein Nichtstudierter für ein Amt vorgeschlagen, so soll er erst nach Leipzig zum Studium gehen; ist dies unmöglich, so soll er wenigstens bei einem Superintendenten oder Pfarrer in Praxi den Kirchdienst kennen lernen.


Abb. 012 Das Münich und Pfaffen Gaid. Treibjagen der Mönche durch Teufel. Links der Höllenrachen. Spottbild aus der Reformationszeit. Bei Nagler M. 1511. Holzschnitt eines Nürnberger Meisters.

Abb. 013 Die Fuchsschwanz oder Lügen-Glocke. Allegorie. Holzschnitt ca. 1520. München, Kupferstichkabinett
012 Das Münich und Pfaffen Gaid. Treibjagd der Mönche durch Teufel. Links der Höllenrachen. Spottbild aus der Reformationszeit. 1511

012 Das Münich und Pfaffen Gaid. Treibjagd der Mönche durch Teufel. Links der Höllenrachen. Spottbild aus der Reformationszeit. 1511

013 Die Fuchsschwanz- oder Lügen-Glocke. Allegorie. Holzschnitt ca. 1520. München, Kupferstichkabinett

013 Die Fuchsschwanz- oder Lügen-Glocke. Allegorie. Holzschnitt ca. 1520. München, Kupferstichkabinett

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