Fünfte Fortsetzung

ad IV. Hört man doch selbst von sogenannten Gebildeten oft die paradoxesten Ideen, z. B. warum nur die Forstbeamten studieren müssten, die Bäume wüchsen ja von selbst; oder: „Holz und Unglück wächst alle Tage" etc. etc. Wenn nun solche Leute, die vom jetzigen Forstwesen doch andere Begriffe haben, und vom Nutzen und der Notwendigkeit der Erhaltung der Wälder schon überzeugt sein sollten, solche Äußerungen machen, was will man alsdann von dem gemeinen Manne erwarten, der ganz unwissend ist, der auch, wie jetzt in der Regel, nicht auf dem sittlichen Standpunkte steht und den die Not und Genusssucht noch überdies zu Eingriffen in das Waldeigentum drängen.

Daher ist es notwendig, hier bei den Gemeinden belehrend einzuwirken, da sie es selbst nicht wissen, wie verschwenderisch sie mit dieser Gabe der Natur umgehen, und welche Folgen sie hiervon zu gewärtigen haben.


Leicht fassliche, populäre Schriften, die die Verhältnisse des Landes in Hinsicht des Waldes erfassen, mangeln noch überall; solche müssten den Lehrern auf dem Lande zu Gebote stehen und sollten als Erzählungen in mehreren Exemplaren an alle Gemeinde-Vorsteher zum Ausleihen und Vorlesen während der langen Winterabende gratis verabreicht werden. Der Inhalt dieser Schriften soll umfassen:

Den Nutzen der Wälder;
die Notwendigkeit ihrer Erhaltung;
Beschädigung des Waldes durch Holz- und Streufrevel und deren nachteilige Folgen etc. etc.;
ökonomische Verwendung der Forstprodukte, insbesondere der Waldstreu und des Brennholzes;
vernünftiger Gebrauch von Brennholz Surrogaten und endlich
zweckmäßige Konstruktion der Feuerungsanstalten und den
Nutzen gemeinschaftlicher Backöfen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Frevler, der ohnedies meint, dass die Waldungen zu jeder Benützung gewachsen seien, umso leichtsinniger und rücksichtsloser frevelt, je weniger er den Schaden einsieht, den er hiermit verübt. Es müsste denn sein, dass es ein ganz gründlich demoralisierter Mensch wäre, der sich an gar keine Rücksichten mehr bindet.

Dem Umstände, dass das gewöhnliche Volk gar keine auch nur allgemein forstliche Kenntnisse hat, ist es auch wesentlich zuzuschreiben, dass dasselbe keine Sympathie für die Waldungen besitzt, dass es mit Unmut und Hass erfüllt wird, und dass es hierin nur eine herzlose Behandlung erblickt, wenn seihen Eingriffen, deren Folgen es nicht zu beurteilen versteht, mit Strenge entgegengetreten wird.

Man belehre vor Allem daher den besseren des Volkes und die Jugend, damit Einsicht und Kenntnis über die Pflichten der Erhaltung der Wälder nach und nach verbreitet werden. Bei den großen Massen des demoralisierten jetzigen Volkes wird eine solche Belehrung freilich zu spät kommen.

Durch äußere Gewalt kann nur der Frevler abgeschreckt, gründlich aber nur dann bekehrt werden, wenn er einsieht, dass er Unrecht tut, dass er ein Sünder am öffentlichen Wohle ist. Es muss also, wenn es mit all' unsern dermaligen Zuständen besser werden soll, eine wahrhaft religiöse, sittliche Erziehung angestrebt werden; es müssen höhere Gebote, als menschliches Machwerk, wieder in die Brust des Menschen gepflanzt werden, damit solche ihn lehren und leiten, was er zu tun und zu unterlassen schuldig sei. Denn auf welcher Stufe der Bildung der Mensch auch stehen mag, so ist seine Sittlichkeit immerhin durch die Art seiner religiösen Weltanschauung bedingt, und wo die Religion fehlt, da mag bei dem Gebildeten das mehr ausgeprägte sittliche Gefühl dem Laster noch einigen, wenn auch nur unsicheren, schwachen Einhalt tun, aber bei dem gemeinen, ungebildeten Menschen sind alsdann alle Schranken gefallen.

ad V. Wir wissen aus Erfahrung, dass, je mehr Gelegenheit zu Arbeiten vorhanden ist, um so weniger Frevel, mit Ausnahme jener der arbeitsscheuen Gewohnheits- und Gewerbsfrevler, im Walde verübt werden. Nicht aber diese Rücksicht allein, sondern auch die in der Tat große und oft schauderhafte Not der Armen, insbesondere in waldreichen Gegenden, ferner die beim Müßiggange nur immer mehr zunehmende Entsittlichung und Unzufriedenheit wird uns bestimmen müssen, die Armen, soviel als es nur immer möglich ist, zu beschäftigen.

Diese Aufgabe muss vorzugsweise vom Staate aufgegriffen werden, wenn Arbeit im Großen gegeben und der Zweck erreicht werden soll, und die Forstverwaltung kann nur weise hier wohltuend mitwirken. Jedoch bleibt die Hauptbedingung, dass der Forstbeamte stets darauf bedacht sei und dahin trachte, auf jede mögliche und zulässige Weise den Bedürftigen unter die Arme zu greifen.

Bei dem Reinigen, Einteilen der Wälder, bei den so notwendigen ausgedehnten Forst-Kulturen neu anzulegenden Waldwegen, Straßen, Holztriften und vorzüglich bei der Fällung und Aufarbeitung der jährlichen Holzschläge können die hiesigen armen Bewohner hinreichend Beschäftigung finden.

Das Forstpersonale hat darauf zu sehen, dass bei allen diesen Waldarbeiten die Armen vor den Übrigen den Vorzug haben und angemessen bezahlt werden. Leider geschieht es aber oft, dass hierbei vielfältig, gegen den Willen und die Ansicht der oberen Behörden, knickerig verfahren wird, was nicht genug getadelt werden kann, indem hiermit weder der Sache (Arbeit) noch den Bedürftigen gedient wird.

Allerdings ist es Pflicht der Beamten, möglichst viel mit Einem Geldbetrage ausführen zu lassen, allein die Grenzen der Billigkeit sollten nie überschritten und die Not der Armen hierbei nie übersehen werden. Das Sparen ist recht, nur geschehe es am rechten Orte, auf gerechte Weise und zur rechten Zeit.

Die Waldarbeiten werden gewöhnlich
a) gegen Taglohn,
b) im Akkorde und
e) im Minderversteigerungswege vergeben.

Von diesen drei Wegen ist unstreitig der erste auch der beste, und sollte stets Regel sein. Der Akkord dagegen wäre nur allein bei Fabrikation der Hölzer, bei Holztransporten, bei kunstmäßigen Weganlagen sowie bei allen andern ähnlichen Arbeiten, welche eine besondere Geschicklichkeit erfordern, in Anwendung zu bringen.

Als sehr nachteilig zeigte sich aber bisher sowohl im Walde als auch bei andern Arbeiten das seit geraumer Zeit eingeführte Minderversteigerungssystem.

Lebten wir in einer Zeit, wo Mangel an arbeitenden Händen vorhanden wäre, wo die Arbeit oft um hohe Preise nicht getan werden könnte, dann wäre ein solches System gerechtfertigt; so aber muss man, da gerade das Gegenteil von dieser Voraussetzung vorhanden ist, und da insbesondere die vorhandene Arbeit mit der Masse von Arbeitskräften in gar keinem Verhältnisse mehr steht, dasselbe entschieden bekämpfen.

Fassen wir den Zweck dieser Minderversteigerung ins Auge, so können wir wohl keinen anderen erkennen, als um einen möglich geringen Preis eine Arbeit geschehen zu machen. Ist aber ein solches System bezüglich unserer Waldungen und der Notwendigkeit die Armut zu unterstützen, zulässig? — Die Erfahrung muss mit Nein antworten.

Bei einem solchen Verfahren werden die von dem Beamten schon genau berechneten Kostenvoranschläge, bei der Masse der Arbeit suchenden Menschen, oft bis ins Unglaubliche heruntergeboten, so zwar, dass es am Tage liegt, dass die Übernehmer nicht nur keinen Verdienst, sondern auch oft nicht einmal für ihre Person zureichende Subsistenzmittel für die Zeit der Arbeit haben, noch viel weniger aber für ihre armen, hungernden oft zahlreichen Familien zu Hause. — Hass, Neid, Leidenschaft, Trunk, auch die bitterste Not sind bei solchen Versteigerungen die gewöhnlichen Triebfedern. Eine natürliche, jederzeit unausbleibliche Folge davon ist, dass die Arbeit minder gut ausgeführt und der aufgehende Beamte beständig angegangen wird, wegen des schlechten Verdienstes Nachsicht zu haben. Ist hiermit nun der Sache gedient? Hat der Staat einen Gewinn, wenn z. B. der Meter Waldweg um ein paar Kreuzer billiger aber so gemacht wird, dass in kurzer Zeit wieder Reparaturkosten erforderlich sind, und ist endlich den armen Taglöhnern hiermit geholfen worden, wenn sie auf diese Art wochenlang gearbeitet haben, ohne hierbei selbst mit der größten Anstrengung und Entbehrung sich und die Ihrigen durchbringen zu können? Muss nicht auf diese Weise die materielle Not und die Unzufriedenheit in den Waldgegenden noch zunehmen?

Handelt es sich dagegen um eine größere Arbeit, die auf solche Weise vergeben wird, und wobei etwas zu verdienen wäre, so tritt der Wohlhabende als Konkurrent auf, und der arme Taglöhner muss sich alsdann mit dem Lohne begnügen, welcher ihm von demselben, der nur mit dem Meter in der Hand auf und ab spazieren geht, gesetzt wird. Dass hierbei soviel als tunlich jeder Kreuzer abgezwackt wird, um recht viel zu erübrigen, versteht sich von selbst.

Im Wege des Akkordes und beim Taglohn können alle Armen einer Gegend möglichst berücksichtigt und um nicht zu hohe Preise gute und dauerhafte Arbeiten gemacht werden.

Die Zunahme der Population trägt auch viel zur Devastierung der Wälder bei, weil die produktionsfähigen Ackergründe nicht mehr hinreichen, die notwendigen Feldfrüchte zu erzeugen, umso mehr, als dass Ansässigmachen fremder Inwohner nicht untersagt ist.

Die Erhaltung unserer Wälder erfordert es sehr dringend, dass einmal eine Beschränkung der Ansässigmachung wenigstens in armen Waldgegenden eintritt, dass durch beengende Maßregeln der Einzug fremder, besitzloser Individuen vermindert, der unerlaubte Aufenthalt nicht ferner geduldet und dass endlich vom Staate dafür gesorgt werde, dass die zum allgemeinen Verderben vorhandenen, ganz demoralisierten schlechten Subjekte in Stand gesetzt werden, baldigst auszuwandern und so ihre uns verderbliche Tätigkeit auf die Urwälder Nord-Amerikas übertragen zu können.

Sollte diese Fortschaffung der verdorbensten Individuen auch auf Kosten der Gemeinde geschehen müssen, so wäre hiermit nicht nur eine große materielle Erleichterung für die Gemeinde selbst schon erzielt, sondern es würden auch hiermit die moralischen Nachteile beseitigt, die durch deren böses Beispiel und die hieraus entspringende Mehrung ihresgleichen notwendigerweise eintreten müssen.

Auffallend war es mir auf meinen weiten Reisen durch Europa, in manchem Lande so viel über Eisenbahnen, Kanäle, Dampfschifffahrten, Handelsverträge, Vereine zur Beförderung von Künsten und Wissenschaften, Abstellung der Tierquälerei, Verbreitung der Mäßigkeits-Vereine, Teuerung der Lebensmittel, Verbesserung der Landwirtschaft, Kriegsereignisse in allen öffentlichen Blattern zu lesen, und den für unser menschliches Wohl so wichtigen Wald fast ignoriert und ihm nicht jene öffentliche Stimme, nicht jene Aufmerksamkeit zugewendet zu sehen, welche derselbe in staatswirtschaftlicher und physikalischer Hinsicht verdient. Manche wissenschaftlich gebildete, hochstehende Staatsdiener fassen das Wesen der Wälder und einer Forstwirtschaft höchstens bloß von der finanziellen und spekulativen Seite auf, und berücksichtigen nicht die vielseitigen Einflüsse des Waldes auf das allgemeine Wohl der Menschheit und betrachten die Wälder ebenso wie manche Waldbesitzer, bloß als ein mehr oder minder profitables wirtschaftliches Kapital!