Das amerikanische Militär

Von dem amerikanischen Militär in Mexiko entwirft ein Korrespondent eines Berliner Blattes folgende Schilderung:

„Das Äußere der Truppen ist ganz leidlich, die Freiwilligen stehen dem regelmäßigen Militär in dieser Hinsicht ziemlich nahe und sind wenigstens alle uniformiert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sie eine Kampagne durchgemacht und dass wir sie überhaupt hier nur in der Felduniform sehen, da sie, dem Vernehmen nach, die Staatsuniformen an der Küste zurückgelassen, weshalb man auch bei den Offizieren nichts von Epauletten zu sehen bekommt. Sie erscheinen in dunkelblauen Überröcken, dergleichen Beinkleidern mit einem breiten silbernen Streifen und einer roten Schärpe, Kavallerieoffiziere häufig mit kurzen Jacken von gleicher Farbe, mit weißem oder gelbem Vorstoß; keine Czakos, sondern runde blaue Tuchmützen oder dergleichen von Wachstuch. Gleiche Kopfbedeckung haben die Soldaten, deren Kleidung in hellblauen kurzen Jacken, einige mit weißen, andere mit gelben Litzen, und auch hellblauen Hosen besteht, die bei den Unteroffizieren mit blauen Streifen besetzt sind. Weißes Riemenzeug. Die Scharfschützen, zu Pferde sowohl wie zu Fuß, haben statt hellblau, dunkelblau mit gelben Schnüren. Die Kavallerie hat eine Art Husarensattel mit hohem Schnabel, große ungeschickte Pferde, die Leute sind meistens schlechte Reiter und haben keine Riemen an den Beinkleidern, so dass dieselben sich oft in die Höhe schieben und nur beschuhte Beine zeigen. Die Gewehre scheinen leicht mit langen Bajonetten, teilweise mit Perkussion, teilweise mit Steinen, und enthalten die Patronen außer der Kugel noch drei Posten, welche beim Gefechte in der Nähe von bedeutender Wirkung gewesen sind und die Verwundungen sehr vervielfältigt haben.


Die Disziplin ist sehr locker, und bei den Freiwilligen soll die Autorität der Offiziere sehr beschränkt sein. Dies ist auch hauptsächlich der Grund zu den Unordnungen und Ermordungen. Wenn die Truppen des Abends in ihren Quartieren gehalten würden, so dürfte die Ruhe ziemlich leicht zu erhalten sein; allein da man, unglaublicher Weise, diese Maßregel nicht getroffen, so ist es natürlich, dass diese Unfälle sich häufen. Zwar werden die mexikanischen Läden, worin Getränke verkauft werden, mit dem Dunkelwerden geschlossen, allein eine Menge amerikanischer Kaffeehäuser und Schankstuben, die unter den schönsten Namen und in großer Anzahl entstanden sind, bleiben geöffnet, und die Soldaten halten sich in diesen bis 10 und 11 Uhr Nachts auf. Der hiesige starke Branntwein mundet ihnen gewaltig, und so kann es nicht anders kommen, als dass die Straßen mit Betrunkenen angefüllt sind, was nicht wenig gefährlich ist, da kein Soldat unbewaffnet ist und auch die Beiläufer der Armee, die in großer Anzahl vorhanden sind, fast immer Waffen führen, öfters den bloßen Säbel ohne Scheide, um ihn bequemer in der Hand zu haben. — Der Mangel an Grazie und das Ungeschlachte in der Erscheinung vieler dieser Nordländer machen auf die Mexikaner, von denen selbst der Geringste nichts ohne einen gewissen Anstand tut, einen unangenehmen Eindruck. Eben so ist der gewaltige Appetit der Yankees, dieses ewige Essen und Trinken, welches letztere in einigen Fällen buchstäblich zum Todsaufen geworden, dem mäßigen Mexikaner ein Gräul. Dies gilt indes nur von den Soldaten: den Offizieren muss man die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass es im Ganzen gebildete und bescheidene Leute sind, welche sich sehr ruhig und still verhalten."
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sammler - Band 17