Der Sammler - Band 17

Ein Blatt zur Unterhaltung und Belehrung. Beilage zur Augsburger Abendzeitung
Autor: Wirth, Johann Christian (1788-1851) seit 1827 Verleger und verantwortlicher Chefredakteur der AZ, Erscheinungsjahr: 1848
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Beilage zur Augsburger Abendzeitung, Unterhaltung, Belehrung, liberal, Neues, Neuerungen, Neuigkeiten
                                        Pferdefleisch.

Mit dem Anrühmen des Pferdefleisches als eines wahren Leckerbissens für deutsche Mägen will es kein Ende nehmen. Früher war das anders. Wenn wir als Kinder von dem Rückzuge der Franzosen aus Russland lasen, so war es uns nicht das mindest Fürchterliche, dass die armen Verhungerten ihre Pferde schlachteten und deren Fleisch verschlangen.

Jetzt sagt man Rossfleisch statt Pferdefleisch, um die Speise etwas vornehmer zu würzen. Die Engländer freuen sich sehr über diese Fortschritte der Aufklärung in den deutschen Mägen und ohne Zweifel werden sie bald Bücher drucken lassen, in welchen uns vom sittlich- religiös-humanen Standpunkte aus der Genuss dieser Kost als ein Verdienst und philosophischer Fortschritt angepriesen werden wird, während sie selbst das Rindfleisch sich von uns ausbitten und uns dafür ihre abgestandenen Klepper zuschicken werden.

„Es gab eine Zeit, sagt die „Aachener Zeitung“ mit Recht, wo wir unsere Ochsen für uns selbst behielten, und das Fleisch wohlfeil genug war, dass der Arbeiter wenigstens einmal die Woche seinen Braten bestreiten konnte. Seitdem ist Das anders geworden. Der englische Arbeiter will sich von deutschem Fleische nähren, wie er von deutscher Beschränktheit, schon lange gelebt hat. Er soll gut genährt werden, damit er desto besser arbeiten und die deutsche Konkurrenz desto sicherer erdrücken kann. Er lässt uns großmütig das Pferdefleisch. Das ist unser russischer Rückzug.“

Weil unsere Arbeiter arbeiten müssen wie die Pferde, sollen sie auch vollends die Pferde essen, und anstatt dafür zu sorgen, dass sie ihr Rindfleisch so gut bezahlen können, als die englischen Arbeiter, rät man ihnen lieber ein miserables Surrogat an.

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          Folgen der Beförderung.

Unter der Regierung des Königs von Preußen Friedrich Wilhelms II. kam man auf den Gedanken, lang gediente Unteroffiziere zu Offizieren bei den Depotbataillons zu ernennen, oder ihnen solche Stellen in den Festungen zu geben, mit welchen Offiziersrang verknüpft war. Dies war für die meisten keine Wohltat, da sie aus ihren gewohnten Verhältnissen gerissen wurden, und manchem Nebenverdienste, der ihnen früher nicht nachteilig war, entsagen mussten. Ein Unteroffizier des Regiments Herzog Friedrich von Braunschweig wurde als Lieutenant und Schlüsselmajor nach Küstrin versetzt. Seine Frau hatte sich mit davon ernährt, dass sie für andere wusch und hauptsächlich viele Kunden bei dem Regimente hatte. Diese Ernennung ihres Mannes weckte auf einmal ihren Stolz. Sie besorgte keine Wäsche mehr. Der Kommandant des Regiments, der Oberste von S. hatte noch schwarze Wäsche bei ihr. Da er sie nicht zurückerhielt, sandte er einen Bedienten zu der Frau und ließ sich erkundigen, woran die Verzögerung läge? Trotzig nahm die Frau die noch schwarze Wäsche, wie sie solche zusammengebunden erhalten hatte, warf sie dem Bedienten vor die Füße und sagte: „Mein Kompliment an den Herrn Obersten, und sag' er ihm nur: Die gnädige Frau wascht nicht mehr.“

                            Das ist Vorsicht zu nennen.

Ein schlesischer Edelmann Namens v. Busewalk hatte, wie man zu jener Zeit es nannte, auf Leben und Tod gebrochen mit dem Liegnitzer Herzoge Boleslav, von dem er glaubte, dass er ihm seine Tochter verleitet. Der Herzog starb und wurde in der Stiftskirche von Leuens begraben. Als wenige Jahre darauf auch Busewalk verblich, befahl sein letzter Wille, ihn am Eingang der Kirche querüber in voller Rüstung zu begraben, sein Schwert neben ihm, damit er bei der Auferstehung des Fleisches den feindlichen Herzog, wenn er zur Tür hinaus wolle, gleich aufhalten und zum Ehrenhandel herausfordern könne.

                  Einer muss in der Familie nüchtern sein.

Ein betrunkener Eckensteher kam zu einem Prediger und sagte: „Herr Pastor, ick will mir scheiden lassen!“ — „Warum denn?“ — „Ja, meine Frau trinkt mir zu vielle Schnaps.“ — „Zu viel Schnaps?“ fragte verwundert der Prediger, „und darüber beklagst Du Dich, der Du täglich betrunken bist?“ — „Eben darum!“ antwortete der Eckensteher, „Eener muss doch in der Familie sein, der nüchtern is!“

                                        Buntes.

Ein Richter fragte einen Menschen, der in Untersuchung war: „Was ist er?“ — Dieser antwortete: „Alles, Euer Gnaden, aber Speckknödel am liebsten.“

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Vor Kurzem wurde ein gewisses Ehepaar polizeilicher Vergehen wegen gefänglich eingezogen und um die Bestrafung zu erschweren jedem Teile — ein separates Zimmer angewiesen. Der Ehemann fühlte sich veranlasst, dem Richter für diese Milde seinen herzlichen Dank abzustatten.

                              Kein Mensch zu Haus.

                      Geh', es ist kein Mensch zu Haus!
                      Rief der Geizige hinaus,
                      Als den Gast er hörte pochen.
                      Hat er Wahrheit nicht gesprochen?
                      Wo man lässt den Gast nicht ein,
                      Muss kein Mensch im Hause sein.