Vom Abgott Jodute

Sachsenchronik S. 206. Albinus. Meißnische Landchronik S. 152.

Als im Jahre elfhundert und vierzehn Kaiser Heinrich der Fünfte das Land zu Sachsen zinshaftig machen und Graf Hoyer von Mansfeld damit belehnen wollte, zog Herzog Luder von Sachsen mit andern Fürsten und Herren gegen ihn, und es gewannen die Sachsen zwei Schlachten, die eine zu Köthen, die andere am Welphesholz bei Quedlinburg, worin so viel Leute erschlagen wurden, dass man Gruben in die Erde machen musste, damit das Blut verlaufen konnte. Zu ewigem Gedächtnis aber desselbigen Streites und Sieges haben die Sachsen ein Siegeszeichen an der Stätte, wo sie die Schlacht gewonnen, aufgerichtet, welches gewesen ein geharnischter Mann auf einer Säule, so in der einen Hand einen Streitkolben mit scharfen Zacken, gleich als zum Streit gezückt, in der andern aber einen Schild hielt, und auf beiden Seiten desselben hat das alte sächsische Wappen, nämlich ein springender weißer Hengst im roten Felde gestanden. Weil dieses den erhaltenen Sieg bedeuten sollte, ward es vom gemeinen Landvolk Gedeute oder Gedüte, oder weil es in Latein Signum adjutorii (ein Zeichen göttlicher Hilfe) hieß und die Bauern das Wort nicht nachreden konnten, so nannten sie es Jodute oder Gedutte, und beteten es an und meinten, dass sie durch Hilfe von S. Joduten den Streit gewonnen hätten. Auf dieser Stelle ward nachmals ein Kloster des Predigerordens gebaut und hieß Widerstedte.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen