Denkschrift über die Ereignisse welche sich auf die Wiederbesetzung von Hamburg durch die Franzosen beziehen
Autor: d’ Aubert, Jacques (1769-1844) Dänischer Kammerherr und Oberst, Erscheinungsjahr: 1825
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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Napoleon, Franzosenzeit, Hamburg, Mecklenburg, Lauenburg, Holstein, Franzosen, Russen, Dänen, Altona, General Vandamme, Marschall Davout Fürst von Eckmühl
Von der Zeit vom 30. Mai 1813, und dem Feldzuge der Gallodänischen Armee 1813 und 1814 in Mecklenburg, Lauenburg und Holstein an, bis zu den Friedenverhandlungen von Kiel, den 14. Januar; desgl. von der, seit dem gedachten Frieden stattfindenden Blockade von Hamburg durch die russische, sogenannte polnische Armee, bis zur völligen Räumung dieses Ortes durch die Franzosen, gegen das Ende des Mais 1814; und endlich von der Besetzung Holsteins durch die Russen, bis zu deren Abmarsch im Januar 1815.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung.
Diese Denkschrift sollte nicht eher als zu einer Epoche ans Licht treten, welche die Umstände allein bestimmen konnten, und ihre Herausgabe wurde den dringendsten Bitten von Personen verweigert, die seit lange den Druck derselben wünschten. Die Beweggründe, welche diese Weigerung veranlassten, bestehen jetzt nicht mehr; die Zeit der Schonung ist vorüber, und sie muss der unumgänglichen Pflicht jetzt Platz machen, die nackte, klare Wahrheit den Aufstellungen einiger in Irrtum befangener Schriftsteller, den Lügen des Parteigeistes, der leeren Einbildung und der mehr als indiskreten Großsprecherei von Personen entgegen zu stellen, die kein Verhältnis im Leben unter einem anderen Gesichtspunkte, als dem ihres Egoismus aufzufassen vermögen.
Indem der Verfasser diese Denkschrift niederschrieb, hat er dieser ersten aller Verpflichtungen, welche ein Schriftsteller hat, der historische Tatsachen berichtet, genügt; er hat keine andere Rücksicht, als die seiner Pflicht in Erwägung gezogen, er hat nach nichts als nach Unparteilichkeit gestrebt. Die Abgotterei, welche überall nur Vortreffliches sieht, und der Hass, der nur Fehler auffindet, werden hier an dem Inhalt dieser Denkschrift manche Ausstellung zu machen haben; aber der Verfasser kann hierauf antworten, dass er ein Augenzeuge war, dass er mehr oder minder tätig an den Ereignissen Teil nahm, dass er keinen Beweggrund irgend einer Art hat, um das Geschehene unter anderen, als den wirklichen Farben darzustellen, und dass er sich endlich wie Cicero, gesagt hat. ,,es reicht nicht hin, dass alles das wahr ist, was du sagst, sondern du musst auch den Mut haben, alle Wahrheiten zu sagen.“
Der Verfasser verhehlt sich keinen Augenblick, dass diese Freimütigkeit den Schmeichlern missfallen wird; ihm ist es jedoch vor allem nur um die Billigung braver Männer zu tun, die ihm beifällig dafür zuwinken werden, dass er es wagte, die Wahrheit den Verfälschern derselben und ihren Schmeichlern zu sagen. Es würde ihm leicht gewesen sein, die persönlichen Anspielungen zu vermeiden, welche diese Denkschrift enthält, und wenn er dies getan hätte, dann würde er sich vor den Verfolgungen der Verleumdung und der Rache des Parteigeistes gesichert haben; allein seine Absicht war nur, darum von gewissen Menschen und ihrem öffentlichen Charakter zu sprechen, um auch seinerseits dazu beizutragen, dass diejenigen, welche, sei es dass sie die Macht anschwärzen, oder ihr Weihrauch streuen, immer deswegen nicht weniger geneigt sind, das goldne Kalb anzubeten, endlich aus dem Irrtum kommen. Jedoch weisen nur diejenigen, welche eine genaue Kenntnis der Zeit und der Orte haben, und wenigstens eben so von dem ganzen unterrichtet sind, wie er selbst, im Stande sein, das was er vorbringt, richtig zu beurteilen. Andere Richter begehrt er nicht, und eine Kritik welche diesen Stempel nicht an sich trägt, muss er verwerfen.
Wenn irgend ein General (vorzüglich ein Salon-General) oder irgend ein Offizier vielleicht unangenehme Wahrheiten in diesem Werke findet, so mögen sie sich erinnern, dass sie als Krieger der Armee Rechenschaft von ihren Handlungen schuldig sind; dass ein Soldat kein Hofmann sein soll; dass ein Annalist treu berichten und nicht schmeicheln darf, und dass er mehr durch Wahrheit als durch Weihrauchwolken sich Beifall zu erringen verpflichtet ist. Nicht die großen Titel sind es, die einen General vom ersten Rang machen, und man ist nur dann dazu geschickt, eine Armee zu führen, wenn man von der Natur ein großes Genie und ein über jede Probe erhabenes kaltes Blut empfangen hat. Ohne diese beiden Dinge wird selbst der Mutigste, welcher sonst recht gut dazu geschickt ist, im kleinen Kriege sich herum zu schlagen, bei großen Ereignissen der schwächste in seiner Armee werden, weil ihm dann jene ruhige Besonnenheit fehlt, die jeder Gefahr zu begegnen weiß, und die dem Genie Raum gibt, die mittel aufzufinden, sie zu überwinden. Gewiss, es geschieht nicht, um unnützerweise die große Anzahl der militärischen Memoiren zu vergrößern, welche diese Zeit daher ans Licht traten, dass der Autor jetzt sein, vielleicht zu lange schon gehaltenes Stillschweigen bricht, denn er bekennt sich ganz ehrlich zu der Ansicht eines berühmten Schriftstellers, welcher sich so richtig folgendermaßen über diesen Gegenstand ausspricht:
„Die eintönige Wiedererzählung der Kriege verwirrt sich in dem Gedächtnisse, oder verliert sich in der Nacht der Vergessenheit; aber die politische Geschichte der freien Völker des Altertums kennt noch ein jeder, und seit zwei Jahrtausenden dient sie der Welt zur Belehrung.
Es handelte sich aber hier darum, klar darzulegen, dass es nicht an dem Obrist A. lag, dass die Räumung Hamburgs von der französischen Armee im Jahre 1814 nicht eher zu Stande kam; denn er hatte mit einem unermüdlichen Eifer alle die Mittel angewendet, welche ihm die Umstände gestatteten, um endlich in dieser Hinsicht so schnell wie möglich die Unterhandlungen zu einem glücklichen Ende zu bringen, mit denen er sich, in Betracht der wiederholten Aufforderung des, das Blockade-Korps kommandierenden Generals und der Bitten anderer Personen, deren ehrenvollem Vertrauen er gern entsprechen wollte, durch ein augenblickliches und freiwilliges Gefühl beladen hatte. Eben so handelt es sich auch noch darum hier, zu zeigen, dass, wenn gleich der Obrist nach dem Frieden von Kiel von den Maßregeln abgeraten hat, die, indem sie den Frieden brachen, die allertraurigsten folgen für das Land herbeiführen mussten, und die politische Existenz des Staates in Gefahr brachten, er doch vor dem genannten Friedensschluss immer dagegen zur Fortsetzung des Krieges und zur Ergreifung kräftigerer Maßregeln geraten hat. Übrigens gehören alle Einzelheiten großer Ereignisse dem Grabstichel der Geschichte an, und jeder hat die Pflicht auf sich, das was er zu sammeln vermag, bekannt zu machen; es sind dies Materialien, die es wohl verdienen, dass man sie sammelt, damit eine geschickte Hand aus ihnen dereinst der Nachwelt das Gemälde von einer Periode entwirft, die auf immer merkwürdig in der Weltgeschichte dastehen wird.
Dass der Verfasser die als Belege dienenden Briefe in den Text selbst mit aufnahm, geschah, weil die Zusammenstellung von dergleichen Aktenstücken am Ende des Werks, dem Leser bei Schriften dieser Art oft unbequem und zerstreuend ist. Der schnelle Gang der Erzählung, die gleichsam eine Art von Überblick ist, schloss natürlicherweise diese Methode aus, und daher zog es der Verfasser vor, die Sache auf die angegebene Weise zu ordnen.
Übrigens mag noch bemerkt sein, dass, um Längen und unnütze Wiederholungen zu vermeiden, immer da, wo in dem Werke von dem Obrist A. gesprochen wird, der Verfasser gemeint ist, und dass derselbe seine Leser um Nachsicht mit den Sprachfehlern bittet, die ihm entschlüpft sein können, da er in einem Idiome schrieb, welches nicht das seine
ist*).
*) Der Verfasser schrieb das Werk in der ihm zwar wohl bekannten, aber nicht ganz geläufigen französischen Sprache, und wenn nichts weiter, so würde schon der lange, in dieser Sprache nicht gewöhnliche, Periodenbau zeigen, dass sie ihm nicht Muttersprache ist.
Anmerkung des Übersetzers.
Diese Denkschrift sollte nicht eher als zu einer Epoche ans Licht treten, welche die Umstände allein bestimmen konnten, und ihre Herausgabe wurde den dringendsten Bitten von Personen verweigert, die seit lange den Druck derselben wünschten. Die Beweggründe, welche diese Weigerung veranlassten, bestehen jetzt nicht mehr; die Zeit der Schonung ist vorüber, und sie muss der unumgänglichen Pflicht jetzt Platz machen, die nackte, klare Wahrheit den Aufstellungen einiger in Irrtum befangener Schriftsteller, den Lügen des Parteigeistes, der leeren Einbildung und der mehr als indiskreten Großsprecherei von Personen entgegen zu stellen, die kein Verhältnis im Leben unter einem anderen Gesichtspunkte, als dem ihres Egoismus aufzufassen vermögen.
Indem der Verfasser diese Denkschrift niederschrieb, hat er dieser ersten aller Verpflichtungen, welche ein Schriftsteller hat, der historische Tatsachen berichtet, genügt; er hat keine andere Rücksicht, als die seiner Pflicht in Erwägung gezogen, er hat nach nichts als nach Unparteilichkeit gestrebt. Die Abgotterei, welche überall nur Vortreffliches sieht, und der Hass, der nur Fehler auffindet, werden hier an dem Inhalt dieser Denkschrift manche Ausstellung zu machen haben; aber der Verfasser kann hierauf antworten, dass er ein Augenzeuge war, dass er mehr oder minder tätig an den Ereignissen Teil nahm, dass er keinen Beweggrund irgend einer Art hat, um das Geschehene unter anderen, als den wirklichen Farben darzustellen, und dass er sich endlich wie Cicero, gesagt hat. ,,es reicht nicht hin, dass alles das wahr ist, was du sagst, sondern du musst auch den Mut haben, alle Wahrheiten zu sagen.“
Der Verfasser verhehlt sich keinen Augenblick, dass diese Freimütigkeit den Schmeichlern missfallen wird; ihm ist es jedoch vor allem nur um die Billigung braver Männer zu tun, die ihm beifällig dafür zuwinken werden, dass er es wagte, die Wahrheit den Verfälschern derselben und ihren Schmeichlern zu sagen. Es würde ihm leicht gewesen sein, die persönlichen Anspielungen zu vermeiden, welche diese Denkschrift enthält, und wenn er dies getan hätte, dann würde er sich vor den Verfolgungen der Verleumdung und der Rache des Parteigeistes gesichert haben; allein seine Absicht war nur, darum von gewissen Menschen und ihrem öffentlichen Charakter zu sprechen, um auch seinerseits dazu beizutragen, dass diejenigen, welche, sei es dass sie die Macht anschwärzen, oder ihr Weihrauch streuen, immer deswegen nicht weniger geneigt sind, das goldne Kalb anzubeten, endlich aus dem Irrtum kommen. Jedoch weisen nur diejenigen, welche eine genaue Kenntnis der Zeit und der Orte haben, und wenigstens eben so von dem ganzen unterrichtet sind, wie er selbst, im Stande sein, das was er vorbringt, richtig zu beurteilen. Andere Richter begehrt er nicht, und eine Kritik welche diesen Stempel nicht an sich trägt, muss er verwerfen.
Wenn irgend ein General (vorzüglich ein Salon-General) oder irgend ein Offizier vielleicht unangenehme Wahrheiten in diesem Werke findet, so mögen sie sich erinnern, dass sie als Krieger der Armee Rechenschaft von ihren Handlungen schuldig sind; dass ein Soldat kein Hofmann sein soll; dass ein Annalist treu berichten und nicht schmeicheln darf, und dass er mehr durch Wahrheit als durch Weihrauchwolken sich Beifall zu erringen verpflichtet ist. Nicht die großen Titel sind es, die einen General vom ersten Rang machen, und man ist nur dann dazu geschickt, eine Armee zu führen, wenn man von der Natur ein großes Genie und ein über jede Probe erhabenes kaltes Blut empfangen hat. Ohne diese beiden Dinge wird selbst der Mutigste, welcher sonst recht gut dazu geschickt ist, im kleinen Kriege sich herum zu schlagen, bei großen Ereignissen der schwächste in seiner Armee werden, weil ihm dann jene ruhige Besonnenheit fehlt, die jeder Gefahr zu begegnen weiß, und die dem Genie Raum gibt, die mittel aufzufinden, sie zu überwinden. Gewiss, es geschieht nicht, um unnützerweise die große Anzahl der militärischen Memoiren zu vergrößern, welche diese Zeit daher ans Licht traten, dass der Autor jetzt sein, vielleicht zu lange schon gehaltenes Stillschweigen bricht, denn er bekennt sich ganz ehrlich zu der Ansicht eines berühmten Schriftstellers, welcher sich so richtig folgendermaßen über diesen Gegenstand ausspricht:
„Die eintönige Wiedererzählung der Kriege verwirrt sich in dem Gedächtnisse, oder verliert sich in der Nacht der Vergessenheit; aber die politische Geschichte der freien Völker des Altertums kennt noch ein jeder, und seit zwei Jahrtausenden dient sie der Welt zur Belehrung.
Es handelte sich aber hier darum, klar darzulegen, dass es nicht an dem Obrist A. lag, dass die Räumung Hamburgs von der französischen Armee im Jahre 1814 nicht eher zu Stande kam; denn er hatte mit einem unermüdlichen Eifer alle die Mittel angewendet, welche ihm die Umstände gestatteten, um endlich in dieser Hinsicht so schnell wie möglich die Unterhandlungen zu einem glücklichen Ende zu bringen, mit denen er sich, in Betracht der wiederholten Aufforderung des, das Blockade-Korps kommandierenden Generals und der Bitten anderer Personen, deren ehrenvollem Vertrauen er gern entsprechen wollte, durch ein augenblickliches und freiwilliges Gefühl beladen hatte. Eben so handelt es sich auch noch darum hier, zu zeigen, dass, wenn gleich der Obrist nach dem Frieden von Kiel von den Maßregeln abgeraten hat, die, indem sie den Frieden brachen, die allertraurigsten folgen für das Land herbeiführen mussten, und die politische Existenz des Staates in Gefahr brachten, er doch vor dem genannten Friedensschluss immer dagegen zur Fortsetzung des Krieges und zur Ergreifung kräftigerer Maßregeln geraten hat. Übrigens gehören alle Einzelheiten großer Ereignisse dem Grabstichel der Geschichte an, und jeder hat die Pflicht auf sich, das was er zu sammeln vermag, bekannt zu machen; es sind dies Materialien, die es wohl verdienen, dass man sie sammelt, damit eine geschickte Hand aus ihnen dereinst der Nachwelt das Gemälde von einer Periode entwirft, die auf immer merkwürdig in der Weltgeschichte dastehen wird.
Dass der Verfasser die als Belege dienenden Briefe in den Text selbst mit aufnahm, geschah, weil die Zusammenstellung von dergleichen Aktenstücken am Ende des Werks, dem Leser bei Schriften dieser Art oft unbequem und zerstreuend ist. Der schnelle Gang der Erzählung, die gleichsam eine Art von Überblick ist, schloss natürlicherweise diese Methode aus, und daher zog es der Verfasser vor, die Sache auf die angegebene Weise zu ordnen.
Übrigens mag noch bemerkt sein, dass, um Längen und unnütze Wiederholungen zu vermeiden, immer da, wo in dem Werke von dem Obrist A. gesprochen wird, der Verfasser gemeint ist, und dass derselbe seine Leser um Nachsicht mit den Sprachfehlern bittet, die ihm entschlüpft sein können, da er in einem Idiome schrieb, welches nicht das seine
ist*).
*) Der Verfasser schrieb das Werk in der ihm zwar wohl bekannten, aber nicht ganz geläufigen französischen Sprache, und wenn nichts weiter, so würde schon der lange, in dieser Sprache nicht gewöhnliche, Periodenbau zeigen, dass sie ihm nicht Muttersprache ist.
Anmerkung des Übersetzers.