Worms

Worms gehört mit Köln und Trier zu den ältesten Städten des Rheinlands. Ein mythisches Halbdunkel verhüllt die Anfänge seiner Geschichte. Seinen Beziehungen zur deutschen Heldensage, von welcher schon gelegentlich die Rede war, weichen wir hier auch darum aus, weil wir sie zu erschöpfen nicht hoffen dürften. Nur die Vermutung mag hier stehen, dass der Name der Stadt, deren älteste Form Borbetomagus mit Wurm nichts gemein hat, die Anknüpfung der Siegfriedsage begünstigt zu haben scheint. Zwar erinnert schon der älteste, wahrscheinlich fabelhafte Bischof von Worms, Victor, an Siegfried, wie zu Xanten, Siegfrieds Heimat, der Dienst des Heiligen Victor zu Hause ist; aber schwerlich ist die Erfindung dieses Bischofs von hohem Alter. Der nirgend als in der Gegend von Worms häufiger vorkommende Name Nibelung bezeugt nur, dass die Sage hier einst heimisch und sehr beliebt war. Da er aber hier nicht zuerst auftaucht, sondern im alten Lande der Franken, so scheint er nicht zu den burgundischen Bestandteilen der Sage zu gehören und erst mit der Herrschaft der Franken ins Wormsfeld gekommen zu sein. Das alte Wappen der Stadt hat ursprünglich keine Beziehung auf die Heldensage, denn die Deutung des Schlüssels auf jenen, welchen Siegfried dem Riesen abgenommen, um die Jungfrau zu befreien, setzt eine ganz späte Gestaltung der Sage voraus, und wenn fliegende Drachen (Würme) die Schildführer des Wappens waren, so erklären sich diese schon genügend aus dem Namen der Stadt; wie der Schlüssel wohl nur das Verhältnis des Bistums zum römischen Stuhle andeutet. Der Ansicht des neuesten Geschichtschreibers von Worms, dass die Siegfriedssage skandinavischen Ursprungs sei, kann ich nicht beipflichten; vielmehr glaube ich, dass sie erst durch die Normannen aus dem alten Fraukenlande nach dem hohen Norden gebracht wurde.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das malerische und romantische Deutschland