Eingang
Ein Strom ist wie ein Baum, seine Quellen gleichen Wurzeln und Zasern, seine Mündungen Ästen und Zweigen. Aber den Zuflüssen, welche der Strom empfängt, nachdem er durch das Zusammenrinnen seiner Quellbäche Namen und Dasein empfangen hat, entspricht am Baume nichts. Wie sehr lahmt also das Gleichnis! denn die Wasser, die ihm noch späterhin zueilen, sind gerade die beträchtlichsten.
Doch hier hat Willkür geschaltet. Jene Namengebung ist nur eine Übereinkunft. Was man sich gewöhnt hat, die Quellen des Rheins zu nennen, entspringt nur in Graubünden; aber alle andern Kantone der deutschen Schweiz senden ihm ihre Gewässer zu. Er empfängt sie meist durch den herrschenden Strom der deutschen Schweiz, die Aar, welche als die Hauptquelle des Rheins gelten würde, wenn er nicht schon von ihrer Einmündung diesen Namen führte.
Auf seinem weitern Lauf zollt dem Rhein der größte und älteste Teil Deutschlands. Alles ihm links liegende deutsche Land erkennt seine Herrschaft und sendet ihm durch Ill, Nahe, Mosel und Maas den schuldigen Tribut. Rechts huldigt ihm Schwaben durch Kinzig und Neckar, Ostfranken durch den Main, Hessen durch die Lahn, Altsachsen durch Ruhr und Lippe. Mittelst des Mains reicht sein Flussgebiet durch das östliche Deutschland bis an die Grenze Böhmens.
Wie die Schweiz das Quellenland des Rheins ist, das den Strom bildet, so ist Holland das Land seiner Mündungen, welches der in der Schweiz wurzelnde Baum durch seine Äste und Verzweigungen seinerseits eigentlich erst hervorgebracht hat. Aber auch hier begegnet uns die Willkür der Benennungen. Waal, Yssel und Leck, was sind sie anders, als Äste, Arme des Rheins? Und gerade das Land, das der Rhein geschaffen hat, das aus seinen allmählichen Anschwemmungen entstanden ist, bewies sich so undankbar gegen ihn, dass es den Namen des herrlichen Stroms seinem schwächsten Zweige beilegte, und ihn so in den Ruf brachte, als versiege er im Sande. Doch vielleicht ist der Holländer von dieser Anklage des Undanks freizusprechen. Gerade der achtbare Sinn des Volks, der Neuerungen abhold den Überlieferungen der Väter getreu bleibt, ist es vermutlich, welchem der unbedeutendste Sprössling des Stroms den stolzen Namen schuldig ward. Was jetzt in jenen Niederungen wie zum Spotte der Rhein, auch der alte Rhein heißt, war einst wirklich das Bette des Stroms, durch welches er, wenn nicht alle, doch die größte Masse seiner Gewässer dem Ocean zuführte. Als diese sich andere Wege suchten, blieb dem verlassenen Bette ein spärliches Wässerchen und ein anspruchsvoller Name.
Doch hier hat Willkür geschaltet. Jene Namengebung ist nur eine Übereinkunft. Was man sich gewöhnt hat, die Quellen des Rheins zu nennen, entspringt nur in Graubünden; aber alle andern Kantone der deutschen Schweiz senden ihm ihre Gewässer zu. Er empfängt sie meist durch den herrschenden Strom der deutschen Schweiz, die Aar, welche als die Hauptquelle des Rheins gelten würde, wenn er nicht schon von ihrer Einmündung diesen Namen führte.
Auf seinem weitern Lauf zollt dem Rhein der größte und älteste Teil Deutschlands. Alles ihm links liegende deutsche Land erkennt seine Herrschaft und sendet ihm durch Ill, Nahe, Mosel und Maas den schuldigen Tribut. Rechts huldigt ihm Schwaben durch Kinzig und Neckar, Ostfranken durch den Main, Hessen durch die Lahn, Altsachsen durch Ruhr und Lippe. Mittelst des Mains reicht sein Flussgebiet durch das östliche Deutschland bis an die Grenze Böhmens.
Wie die Schweiz das Quellenland des Rheins ist, das den Strom bildet, so ist Holland das Land seiner Mündungen, welches der in der Schweiz wurzelnde Baum durch seine Äste und Verzweigungen seinerseits eigentlich erst hervorgebracht hat. Aber auch hier begegnet uns die Willkür der Benennungen. Waal, Yssel und Leck, was sind sie anders, als Äste, Arme des Rheins? Und gerade das Land, das der Rhein geschaffen hat, das aus seinen allmählichen Anschwemmungen entstanden ist, bewies sich so undankbar gegen ihn, dass es den Namen des herrlichen Stroms seinem schwächsten Zweige beilegte, und ihn so in den Ruf brachte, als versiege er im Sande. Doch vielleicht ist der Holländer von dieser Anklage des Undanks freizusprechen. Gerade der achtbare Sinn des Volks, der Neuerungen abhold den Überlieferungen der Väter getreu bleibt, ist es vermutlich, welchem der unbedeutendste Sprössling des Stroms den stolzen Namen schuldig ward. Was jetzt in jenen Niederungen wie zum Spotte der Rhein, auch der alte Rhein heißt, war einst wirklich das Bette des Stroms, durch welches er, wenn nicht alle, doch die größte Masse seiner Gewässer dem Ocean zuführte. Als diese sich andere Wege suchten, blieb dem verlassenen Bette ein spärliches Wässerchen und ein anspruchsvoller Name.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Das malerische und romantische Deutschland