§. 16. Zweige und Mittelmoränen der Mer de Glace von der Kluftstation

129. Wir werden uns sofort mit dieser Frage beschäftigen. Werfen wir indessen einen Blick auf das Eistal vor uns, das sich zwischen dem Mont Tacul und der Aiguille de Léchaud aufwärts bis an den Fuß des großen, die Grande Jorasse genannten Bergrückens erstreckt. Es heißt Glacier de Lechaud, empfängt an seinem obern Ende den Schnee der Jorasse und des Mont Mallet, und schließt sich bei dem Vorgebirge Tacul an den Glacier du Géant an. Die Gletscher sehen wie zusammengeschweißt aus, wo sie sich vereinigen, aber sie setzen sich doch selbständig fort. Zwischen beiden lässt sich deutlich ein Streifen von Steintrümmern verfolgen (c auf beigefügter Skizze); ein ähnlicher, wenn auch schmalerer Streifen (a) geht von der Verbindung des Glacier du Géant mit dem Glacier des Périades am Fuß der Aiguille Noire aus, und zieht sich an der Mer de Glace entlang.

130. Wir sehen noch einen andern Gletscher, oder einen Teil davon, links, welcher scheinbar in zerbrochenen Stücken durch eine enge Schlucht fällt (die Cascade du Talèfre auf anliegender Skizze) und sich an den Léchaud anfügt; von ihrem Vereinigungspunkt aus läuft auch ein Trümmerstreifen (d) an der Mer de Glace entlang herunter. Hinter diesem bemerken wir noch einen Streifen (e), welcher am Fuß des Eisfalls zu beginnen scheint, also gleichsam aus dem Gletscher selbst entspringt. Neben allen diesen können wir die Seitenmoräne der Mer de Glace wahrnehmen.


131. Diese Streifen sind die Mittelmoränen der Mer de Glace. Wir werden gleich mehr über sie erfahren.

132. Und nun, nachdem wir uns durch diese Beobachtungen unterrichtet haben, lassen wir unsere Blicke dahinschweifen über das ganze großartige Bild, die zersplitterten Gipfel und die zerrissenen und zackigen Kamme, die weit hingestreckten Schneefelder, die schmalem Gletscher, welche auf den Höhen nisten, den tiefblauen Himmel und die segelnden Wolken. Ist es nicht einiger Anstrengung wert, über ein solches Bild zu gebieten? Aber unser Vergnügen wird erhöht durch das Bewusstsein, dass wir nicht gekommen sind, bloß um zu schauen; wir kamen, uns zu belehren über das Wesen der Gletscher, und dieser hohe Genuss ist nur eine Zugabe zu unserer Arbeit. Durch das ganze Leben werden Sie es ebenso finden: ohne ernste Mühe keine wahre Freude!