Vorwort

Als wir dieses in der ersten Sammlung unter dem bekannten Titel „Buch berühmter Kaufleute“ begonnene größere Werk in Angriff nahmen waren wir uns der Schwierigkeiten, welche die übernommene Aufgabe mit sich brachte, wohl bewusst. Dieselben sind im Laufe der Zeit keineswegs geringer geworden, vielmehr in einem Grade angewachsen, dass wir uns nicht im Stande sehen, dem Publikum diese Sammlung noch im Jahre 1868 vollständig vorzulegen, wie dies vordem in unserer Absicht lag.

Die Hauptschwierigkeit bei Wetterführung dieses Unternehmens bestand in der literarischen Herstellung einzelner Partien, in Betreff deren das zur Hand gewesene Material sich oft unzureichend erwies oder die vorhandenen Quellen nur spärlich flossen. Nicht mindere Mühwaltungen verursachte die Beschaffung passender Illustrationen, wollte man nicht unzuverlässige Vorlagen so benutzen, wie sie eben verfügbar waren. Immerhin sind wir unseren bisherigen Freunden dafür dankbar, dass sie das hieraus erfolgende langsamere Erscheinen uns nicht in Anrechnung brachten, vielmehr zum größeren Teil bei Weiterführung unseres Werkes uns treu geblieben sind. Aber es bedarf auch, sollen größere Unternehmungen gleich der vorliegenden gedeihen, der nachhaltigsten Förderung seitens derjenigen Kreise, für die unser Buch zunächst bestimmt wurde. Leider ist jedoch bei dem deutschen Kaufmannsstande das Interesse für Literatur, ja das Bedürfnis für tüchtige Fachwerke noch immer nicht in dem Grade rege, wie es allseitig zu wünschen, wenn man an die Erhebung eines Handelsmannes mit engbegrenztem Gesichtskreise zu einem weitausschauenden Kaufmanne denkt. Ohne die Kenntnis von Welt und Menschen, höheren Geschäfts- und Gesellschaftsverhältnissen in Vergangenheit und Gegenwart ist die Gewinnung einer angeseheneren Lebensstellung heute fast undenkbar geworden.


Und gerade ein solches Buch, wie das vorliegende, verdient vor Allem die nachhaltige Unterstützung des Kaufmannsstandes nach allen Seiten seiner Wirksamkeit. Denn es gibt weder auf dem Gebiete der deutschen, noch in den hier einschlagenden ausländischen Literaturen ein Buch von ähnlicher Durchführung. Möglich, dass sich auch an anderen Orten das Bedürfnis nach einer Handelsgeschichte in Bildern und Biographien geltend gemacht hat: aber man ist dort wahrscheinlich vor den Schwierigkeiten zurückgetreten, die zum Teil wenigstens überwunden zu haben, wir uns zur Ehre anrechnen. Dem kundigen Leser ist es wohl bekannt, dass es trotz aller Anregungen seit und durch L. Heeren (vergl. dessen „Ideen über Politik, Verkehr und Handel“) an einem hervorragenden Werke noch immer fehlt, welches eine Geschichte des Handels bis in die Gegenwart darbietet. Dr. Karl Andrees vortreffliche „Geographie des Welthandels“ kann naturgemäß ihren Schwerpunkt nicht in den geschichtlichen und technisch-industriellen Beziehungen suchen wollen, unser verehrter Freund Dr. H. Scherer dagegen hat sein mit so großem Beifall aufgenommenes Werk „Geschichte des Welthandels“ leider nicht weiter fortgesetzt. Was ferner nach derselben Richtung hin Baer, Engelmann und Andere leisteten, erhebt sich, den zunächst im Auge behaltenen Absichten gemäß, nicht über die Zwecke der Schule hinaus. Ein Werk gleich dem vorliegenden, eine populäre Geschichte des Handels in Biographien sowie der Industrie-Entwicklung nach ihren Hauptrichtungen und Entwicklungsphasen, zu welcher wir hiermit freilich nur den Grund gelegt zu haben glauben, ist indessen bisher von keiner Seite versucht worden.

Betrachten wir sonach das hier Dargebotene, wir betonen es nochmals, für keineswegs mehr als die gewonnene breite Basis zu einem bei Veranlassung von ferneren Auflagen weiter zu entwickelnden großartigeren und dann wohl auch noch mehr befriedigenden Werke: so ist doch in den vorliegenden Sammlungen für unsere Zwecke bereits mehr Material verarbeitet worden, als zu bewältigen die meisten der hier in Betracht kommenden Autoren bei der Natur sowie dem Umfang ihrer Werke beabsichtigen konnten.

Von der Weiterführung unseres Programms nach der technisch-industriellen Richtung hin müssen wir jedoch zur Zeit absehen, so umfassend auch das nach der Seite der Erfindungen, der Industrie und Technik uns zu Gebote stehende Material ist. Leider ist unser Publikum nicht in dem Grade für Werke gleich dem vorliegenden groß genug, um mit Sicherheit einem entsprechenden Lohne für weiterreichende Anstrengungen entgegen sehen zu dürfen, der nur in Erreichung eines außergewöhnlichen Erfolges bestehen könnte. Die in dem Vorwort zur ersten Auflage in Aussicht gestellte Fortsetzung, behandelnd die „Erfinder und Meister auf den, Gebiete der Industrie und Technik“, behalten wir uns daher für eine spätere Zeit vor. Vielleicht werden bis dahin auch die beiden vorliegenden Sammlungen einer neuen Auflage bedürfen, und es stehen dann der Erweiterung dieses Werkes nicht die Bedenken entgegen, welche bis zur Stunde noch nicht gehoben sind.

In Betreff des in dieser Sammlung Gebotenen wird die in der Einleitung „Was wir wollen“ zu findende Erörterung des für uns maßgebend gewesenen Standpunktes nicht überflüssig scheinen.