Vorbericht

Als der Herausgeber, beziehentlich der Verleger, den Plan zu diesem Werke fasste, hatte er keinesweges die außerordentlichen Schwierigkeiten voraussehen können, welche dessen Ausführung in sich schloss. Es ist der Verlagsbuchhandlung in diesem Falle gerade ebenso ergangen wie vor einem Decennium, als sie eine ihrer umfassendsten Unternehmungen vorbereitete und damals ebenfalls längere Zeit vergeblich danach trachtete, ihren natürlichen Stützpunkt in den zur Ausführung geeigneten Persönlichkeiten zu finden.

Diese Schwierigkeiten liegen eines Teiles darin, dass es heutzutage nur wenige auf den Gebieten der Handelsgeschichte und Nationalwirtschaft, des Industrielebens und der Technik gleichmäßig bewanderte Persönlichkeiten gibt, welche im Stande wären, für sich allein und zwar mit dem rechten Verständnis für harmonische Gestaltung, wie vornehmlich für populäre Darstellung das weite Gebiet zu umfassen, zu welchem Handel und Weltverkehr in unserer Zeit von Tag zu Tag immer mehr anwachsen. Sind doch selbst langjährige Freunde und gründliche Kenner des angedeuteten umfänglichen Bereiches, mit denen die Verlagsbuchhandlung geraume Zeit hindurch in innigster Verbindung geblieben ist, vor der gedachten Aufgabe zurückgetreten! Hiernach war dem Herausgeber keine andere Wahl gegeben, als seinen Plan mit Beihilfe einer Anzahl tüchtiger Kräfte auszuführen, welche freilich in vielen Fällen nur die Bausteine zu dem Ganzen herbeizuschaffen vermochten. Und so sah er sich unter den obwaltenden Umständen meistenteils selbst genötigt, nicht nur den roten Faden des Zusammenhangs durch das Ganze zu ziehen, sondern auch häufig, in Folge unzureichender oder Mangels zuverlässiger Quellen an den weit auseinander liegenden Wohnorten seiner Mitarbeiter, die Mehrzahl längst eingelieferter Beiträge erst zu vervollständigen und teilweise mit neueren Quellen zu vergleichen, — eine Arbeit, die sich durch mehrere Jahre hinzog, zumal Unterzeichnetem noch eine Menge anderer, keineswegs minder wichtiger Pflichten obliegen. — Weniger eine Schwierigkeit als vielmehr eine missliche Erfahrung stellte sich uns in dem Umstande entgegen, dass zuverlässiges Material nur in den seltensten Fällen von den dabei am meisten berührten Personen zu erlangen war.


Diese auch von anderer Seite vielfach beklagte Teilnahmlosigkeit und vornehme Zurückhaltung glauben wir bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt lassen zu dürfen. Jene an dem einen oder anderen Lebensbilde vorzugsweise Beteiligten und eben deshalb wegen verlässigen Materiales Angesprochenen haben sich demzufolge nicht zu beklagen, wenn die vorliegenden Leistungen hinter ihren Wünschen etwa in den Fällen zurückbleiben, wo man die Bitte des Herausgebers um authentische Unterlagen wenig oder gar nicht beachtet haben sollte. Im entgegengesetzten Sinne haben wir nicht zu befürchten, dass die Angehörigen jenes hochzuverehrenden Kaufmanns, dem wir, vornehmlich in Deutschland, die Ausbildung des Versicherungswesens zu danken haben, oder die Familie des Toggenburger Fabrikherrn oder die Besitzer der großen Maschinenwerkstätten in Zürich, sowie die Freunde des berühmten New-Yorker Schiffsrheders und Großhandelsherrn es jemals bedauern werden, wenn man uns in der zuvorkommendsten Weise mit verlässigen Unterlagen an die Hand gegangen ist. In den meisten Fällen, wo ein gleiches Entgegenkommen unsere Absichten nicht förderte, vermochten wir die uns gewordene Täuschung leicht zu überwinden. Fehlt es doch am keinem Platze an mehrfachen Repräsentanten einer bestimmten und hervorragenden Handelstätigkeit! Ohne Vorliebe, ohne irgendwelche Voreingenommenheit für den einen oder für den andern der erwählten Vertreter auf den einzelnen Gebieten des Verkehrslebens hat der Herausgeber meist immer solche hervorragende Träger der bezüglichen Interessen herausgegriffen, über deren Wirken sich ihm reichlicher fließende Quellen eröffneten. Äußersten Falles aber hat er sich damit begnügt, die Unzulänglichkeit der ihm gebotenen Unterlagen durch interessante sachliche und zur Illustrierung der Gesamtidee des Werkes dienliche Schilderungen an allen jenen Stellen auszufüllen, wo die Lücken im persönlichen Lebensgange etwa allzu empfindlich sich geltend machen wollten.

Was die beigefügten Illustrationen anlangt, so war die Verlagsbuchhandlung emsig bemüht, eine überaus sorgfältige Auswahl in Hinsicht auf das ihr zu Gebot stehende Material zu treffen, und es hat eine ganze Anzahl bildlicher Darstellungen von ihr erst mühsam und häufig auf sehr kostspielige Weise herausgefunden werden müssen. Auch in dieser Beziehung hat es dem Herausgeber wie dem Verleger nicht an gutem Willen gefehlt, den Ruf vermehren zu helfen, den die Verlagsbuchbandlung in Rücksicht auf den fortschreitenden Wert ihrer illustrierten Publikationen sich erworben zu haben glaubt.

Dies Alles vorausgeschickt, wiederholt der Herausgeber auch an dieser Stelle die schon mehrfach ausgesprochene Bitte, ihm für die nächstfolgende Sammlung, deren hauptsächlichsten Inhalt man auf Seite XIX der Einleitung angegeben findet, wo es nur irgend möglich ist, mit brauchbaren und verlässigen Mitteilungen und Nachweisen, sowohl in Bezug auf den tatsächlichen Lebensgang der in Aussicht genommenen Persönlichkeiten, als auf sachgemäße Illustrierung an die Hand zu gehen. Nur auf solche Weise kann dieses Werk in seiner weiteren Entwickelung auf den Standpunkt äußerster Zuverlässigkeit gebracht und ihm jener dauernde Wert verliehen werden, den angestrebt zu haben dem Herausgeber wie dem Verleger zu gleich befriedigender Genugtuung gereicht.

Wenn in dem vorliegenden Buche nicht das ganze, ursprünglich in Aussicht genommene Programm zur Ausführung gelangen konnte und sich vielleicht ähnliche Verlegenheiten einer nachfolgenden Sammlung entgegenstellen sollten, so möge man zur Entschuldigung die Schwierigkeiten ins Auge fassen, welche die Aufgabe mit sich bringt, den oft gar nicht vorher zu ermessenden Umfang einzelner Biographien und noch mehr die Zusammenstellung der hierauf bezüglichen handelsgeschichtlichen und geographischen, wirtschaftlichen und technologischen Einleitungen zu überschlagen, dazu den Raum für die Illustrationen von vornherein abzuschätzen, kurz alle bei der Ausführung eines Werkes gleich dem vorliegenden in Frage kommenden Faktoren, zuverlässig zu berechnen.

Hinsichtlich der in diesem Buche befolgten Rechtschreibung haben wir uns meist an die von der Verlagsbuchhandlung von Otto Spamer angenommene Hausorthographie gehalten, daneben jedoch nicht umhin gekonnt, dem Drängen einzelner Mitarbeiter nachkommend, die von Kiepert, Petermann, Wappäus u. A. befolgte Schreibweise einzelner geographischer Namen zu adoptieren. Indem wir also begründeten Wünschen Rechnung trugen, sind allerdings einzelne Inkonsequenzen unvermeidlich geworden, welche man jedoch nur in sehr wenigen Fällen bemerken wird. Der Sachkundige begreift die Schwierigkeiten, wenn es gilt, aus dem Gewirre bald englisch bald „indisch“ geschriebener, unser Ohr und unser Auge durch Sprech- oder Schreibweise gleich fremdartig berührender Namen, den rechten Weg zu finden. — Wenn wir einen „Haider Ali, Sultan von Maißur“ auftreten lassen wollten, so wird auf den ersten Anblick hin nur der Geschichtsschreiber von Fach erraten, dass wir den „Hyder Ali von Mysore“ meinen, und daraus folgt wieder, Hyderabad, nicht Haidarabad oder gar Haidrabad, zu schreiben.

Wir aber können nicht Prinzipien reiten wollen, sondern müssen uns fragen: wie weit wird sich unser Publikum mit gewissen, minder gebräuchlichen Dingen befreunden lassen? —

Auf eine Zusammenstellung, und sei es auch nur der besseren Quellen, aus denen wir den tatsächlichen Gehalt unseres Werkes schöpften, mussten wir in Anbetracht der außerordentlichen Fülle der voll uns benutzten Materialien und Hülfsmittel verzichten: auch ist vielfach an Ort und Stelle des eigentlichen Ursprungs gedacht worden, selbst wenn der Verleger aus dem früher bei ihm erschienenen „Magazin für Kaufleute“ einzelne Biographien, auf Grund der schon früher oder neuerdings wieder von ihm erworbenen Eigentumsrechte, in das vorliegende Werk (jedoch stets in fachentsprechender Erweiterung) mit herübergenommen hat. Sehen wir von der gebotenen und so naheliegenden Benutzung des in den besseren in- und ausländischen zeitschriftlichen Organen oder von Werken, wie das „Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien“ usw. zerstreuten Stoffes ab, so dürfen wir für unser Werk um so eher die Bedeutung einer originalen Schöpfung in Anspruch nehmen, als sich die Entlehnung aus fremdländischen Publikationen zurückführen lässt auf die vorsichtige Benutzung von Martin’s „Stories of Banks and Bankers“, Fox Bourne’s English Merchants und Barret’s New York Merchants. Selbst bei Bearbeitung des biographischen Teiles von „Cornelius Vanderbilt“, für dessen Lebensschilderung wir eine uns zur Verfügung gestellte biographische Skizze aus dem 52. Bande des „Merchan’s Magazine and Commercial Review“ zur Hand hatten, benutzten wir das gegebene Material nur teilweise, ergänzten dagegen vielfach die dürftigen Seiten desselben, wie der Kundige gar wohl bemerken wird. Wenn wir bei Darstellung des Lebens und Wirkens der beiden Gründer der englischen Staats- und Handelsherrschaft in Ostindien, unter Heranziehung zahlreicher anderer englischer Quellen, uns in der Hauptsache von den beiden berühmten Essays aus der „Edingburgh Review“ leiten ließen, so bedarf dies bei dem Fachmann keiner Rechtfertigung. — Noch erübrigt uns der freundlichen Mitwirkung des Herrn Or. Th. Saski, Redakteurs „der Zeitschrift für das Versicherungswesen“ bei Herstellung des Lebensbildes von E. W. Arnoldi, sowie des Herrn Professor Engelmann in Luzern hinsichtlich mancher Winke und Verbesserungen dankend Erwähnung zu tun.

Die Redaktion und Verlagsbuchhandlung.
Franz Otto. Otto Spamer.