Ende der orientalischen Pilgerfahrt

Damit hatte die gefahr- und mühevolle orientalische Pilgerfahrt Krafts ihre Endschaft erreicht, obwohl er selbst noch immer nicht zu verdienter Ruhe gelangen konnte. Nachdem er sich in Ulm bei den Seinigen erholt, bei Allen Ehre und Freundschaft im hohen Grade genossen und zur völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit das Bad in Überlingen gebraucht hatte, auch einige Male nach Augsburg zur Ordnung seiner Angelegenheiten gereist war, führte er im November 1580 seine Schwester Benigna nach St. Gallen, wo sie sich mit dem bejahrten Leonhard Zollikofer verehlichte. Hier traf er auch Martin Stumpf wieder, der nach dem Tode Zollikofers dessen Witwe heimführte.

Nach zwei Jahren einigte er sich endlich mit den Mannlich'schen Kuratoren dahin, dass sie in Anrechnung der Kosten seiner Befreiung ihm noch 200 Kronen zahlten. Im Mai 1581 reiste Kraft nach Wien, trat dann in Troppau in die Dienste eines Kaufmanns als Buchhalter, bereiste in dieser Eigenschaft Schlesien, Polen und Ungarn, besuchte zu verschiedenen Malen Prag und Breslau, wo er noch Mancherlei erlebte und beobachtete, was er mit großer Sorgsamkeit aufzeichnete. Überall gelang es ihm gute Bekanntschaften zu machen: erst nach vier Jahren kehrte er, von seinem Dienstherrn ungern entlassen und reich beschenkt, im September 1585 über Linz und München nach Ulm zurück.


Hier verlobte er sich, denn seine Verwandten wollten ihn nicht zum dritten Mal ausziehen lassen, mit der ehrsamen Jungfrau Susanne Schermar, eines Ratsherrn und wohlhabenden Kaufmanns Tochter, und erhielt, da ihr Vetter Georg Schermar, der Pfleger zu Geislingen, zu derselben Zeit starb, ganz wider sein Erwarten von dem Rat der Stadt Ulm dieses Amt. Am 26. August 1587 feierte er seine Verlobung, gerade 10 Jahre nachdem er in Tripolis gelobt hatte, kein Geflügel mehr zu essen, bis seine Hochzeiterin es ihm erlaube, und er konnte nun dieses Gelübde, da die Braut ihm von einem Kapaun vorlegte, fröhlichen Mutes lösen.

Am 24. Oktober desselben Jahres war die Hochzeit im Salmannsweiler Hof und am 14. November hielt er unter feierlicher, zahlreicher Begleitung seiner beiden Familien seinen Einzug in das Amt, wo er nach langer, glücklicher Verwaltung am 24. August 1616 seine Reisebeschreibung mit den Worten endigte: ,,Gott sei gelobt, hier und dort! Beschlossen am Tage Bartholomäi, 21. August 1616. um Mittag durch mich, Hans Ulrich Kraft, Pfleger zu Geislingen, im Alter von 66 1/2 Jahren und nach Übernahme meines unverdienten Amtes 29 Jahre und 10 Monate.“ —