Paris, Donnerstag den 17ten Junius. - Ich habe die Bekanntschaft des Baron E. gesucht, welcher ein eifriger Katholik, ...
Paris, Donnerstag den 17ten Junius. - Ich habe die Bekanntschaft des Baron E. gesucht, welcher ein eifriger Katholik, aber weit entfernt ist, die Übertreibungen der Schule Bonalo's und Haller's zu theilen. Er sieht die Fehler der Liberalen, ihren Mangel an scharfem, positivem Wollen, ihr Zerfallen in zu kleine Parteien und was sonst hieher gehört oder nicht gehört; aber er will die Religion und den Glauben nicht aufzwingen, mißbilligt das Getreibe der Congregation, fürchtet für Religion und Kirche, sofern die eifrige Geistlichkeit sich an ein unhaltbares System des theologischen und politischen Ultraismus anschließt und dadurch zu gewinnen meint, während sie die breitere Grundlage verliert und verschmäht im Wege milder Entwickelung Popularität zu gewinnen. Die Kirche müsse in Frankreich mehr vom Staate sich sondern, wo sie allmälig immer nachtheiliger einwirken dürfte; auf unabhängigem Boden werde sie durch Freiheit, nicht durch Zwang die Gemüther gewinnen u. s. w. —
Lieber K. — , Deines Schwiegervaters, des alten, würdigen H—m Erinnerung an mich hat mich wahrhaft erfreut und gerührt. Empfiehl mich herzlich ihm und all den Seinen. Ob ich irgend einen schriftstellerischen Ruhm erlange oder nicht, gilt mir gleich. Ich trachte nicht danach und treibe meine Geschichte lediglich und wesentlich um ihrer selbst willen, und würde sie treiben, wenn auch alle Welt sagte, es käme gar nichts dabei heraus. Aber auf die Theilnahme, die ich in den Kreisen der Freunde in Berlin, Dessau und Dresden finde, bin ich stolz, ja, wenn Du willst, auch eitel. Zehn der härtesten und wegwerfendsten Recensionen halber würde ich (wie Schlözer sagt) kein Mouvement machen; aber wenn man sagte, ich sey ein schlechter Freitägler; wenn in den Familien, die ich gerne aufsuche, den Dienstboten ein für allemal bestellt würde, die Herrschaft sey nicht zu Hause; wenn meine aus theilnehmendem Herzen kommenden Briefe gar keine Theilnahme fänden, dies und Ähnliches würde ich nur mit Mühe verschmerzen.
Lieber K. — , Deines Schwiegervaters, des alten, würdigen H—m Erinnerung an mich hat mich wahrhaft erfreut und gerührt. Empfiehl mich herzlich ihm und all den Seinen. Ob ich irgend einen schriftstellerischen Ruhm erlange oder nicht, gilt mir gleich. Ich trachte nicht danach und treibe meine Geschichte lediglich und wesentlich um ihrer selbst willen, und würde sie treiben, wenn auch alle Welt sagte, es käme gar nichts dabei heraus. Aber auf die Theilnahme, die ich in den Kreisen der Freunde in Berlin, Dessau und Dresden finde, bin ich stolz, ja, wenn Du willst, auch eitel. Zehn der härtesten und wegwerfendsten Recensionen halber würde ich (wie Schlözer sagt) kein Mouvement machen; aber wenn man sagte, ich sey ein schlechter Freitägler; wenn in den Familien, die ich gerne aufsuche, den Dienstboten ein für allemal bestellt würde, die Herrschaft sey nicht zu Hause; wenn meine aus theilnehmendem Herzen kommenden Briefe gar keine Theilnahme fänden, dies und Ähnliches würde ich nur mit Mühe verschmerzen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Briefe aus Paris und Frankreich im Jahre 1830. Band 2