Briefe aus Paris und Frankreich im Jahre 1830. Band 2

Autor: Raumer, Friedrich von (1781-1873), Erscheinungsjahr: 1831
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
  1. Zweiundvierzigster Brief. - Paris, den 2ten Junius 1830. - Kein Volk ist so wenig kosmopolitisch als die Franzosen, und doch bilden sie sich das Gegentheil ein, ...
  2. Dreiundvierzigster Brief. - Den 4ten Junius - Den 5ten Junius - Den 6ten Junius.
  3. Vierundvierzigster Brief. - Den 7ten Junius - Den 9ten Junius - Den 10ten Junius.
  4. Fünfundvierzigster Brief. - An Frau von B. Paris, den 11ten Junius 1830. - Gespräche über Politik konnten ... in dieser Gesellschaft bei herannahenden Wahlen nicht fehlen, und um so weniger, ...
  5. Sechsundvierzigster Brief. - Den 12ten Junius - Den 13ten Junius.
  6. Siebenundvierzigster Brief. - Paris, Montag den 14ten Junius. – Gestern habe ich einmal Ruhetag gehalten, daß heißt, keine Handschriften gelesen. ...
  7. Achtundvierzigster Brief. - Den 15ten Junius - Den 16ten Junius - Den 17ten Junius
  8. Neunundvierzigster Brief. - Den 21sten Junius - Den 22sten Junius.
  9. Fünfzigster Brief. - Den 23sten Junius - Den 24sten Junius.
Kein Volk ist so wenig kosmopolitisch als die Franzosen, und doch bilden sie sich das Gegentheil ein, sofern ihnen eben Frankreich als die Welt und alles darüber hinaus meist als gering und verkehrt erscheint. Freilich, wenn ich mir hier den Hals rauh gesprochen habe, um die Trefflichkeit unserer Einrichtungen zu beweisen, und die all zu keusche Berliner Polizei verbietet eine Pariser Karikatur der kurzen Röcke halber, so habe ich Mühe und Arbeit verloren, und mit diesem unüberwindlichen ridicule wird alle meine Weisheit in Thorheit verwandelt.




Gewinnt man die Taglioni für Berlin, so mögen die meisten anderen Tänzerinnen nur von vorn anfangen zu lernen; denn alle ihre Kunststücke sind gering und unnatürlich, gegen den Anstand, die Grazie und die schwebende Leichtigkeit dieses Mädchens. Sie erweckt wieder den verschwundenen Glauben, das Tanzen sey auch eine ächte Kunst. — Wenn plötzliche Liebe nur als Zauberei zu betrachten und erklärlich ist, so muß die L. die beste Julie seyn; denn mit den gewöhnlichen fünf Sinnen, ja mit sechsen, brächte man das Wunder nicht zu Stande. Wunderliche Welt! Einmal heißt's, nur ein „grines" Frauenzimmer von sechzehn Jahren könne die Julie spielen und alle Kunst sey entbehrlich und hinderlich, und dann riskirt es wiederum eine, die im Sommernachtstraum der Schönheit noch eine Rolle übernehmen könnte. An der G. ihrer Nase wollten superfeine Kenner etwas abfeilen; wie müßte man da an der armen L. raspeln und hobeln, firnissen und glätten! —