Affekt, Affektation, Agapie

Affekt

Die Frauen zeigen nicht früher einen Rhythmus und scharf markierte Akzente, oder eine ausgesprochene Physiogomie – sie machen mit keiner Sache früher ein Ende, als bis sie ein Leidenschaft geraten. Alsdann lieben sie aber kurzen Prozess; überspringen die Mittelglieder des ersten und letzten Gedankens, - des Entschlusses in der Tat, schlagen der Logik ein Schnippchen, und kriegen das Ding, um das es sich handelt, oder ihren Feind unmittelbar beim Kopfe. Bogumil Goltz


Affektation

Wenn Damen zu spät in ein Konzert oder eine Vorlesung eintreten, so können sie unmöglich, wie andere verständige und natürliche Menschenkinder, mit einem Blick die leer gebliebenen Plätze erspähen und sich zu diesen still und ohne Umstände hin verfügen; sondern sie trippeln und zögern hin und her und affektieren eine alberne Ratlosigkeit, eine kleidsam sein sollende Unentschlossenheit oder jungfräuliche Verlegenheit, bis das Elend irgend einen alten galanten Herrn erbarmt und derselben den schüchternen Tauben Bahn bricht und Plätze neben einander verschafft; denn getrennt können sie es für die zwei Stunden doch nicht ertragen; das hieße für so zarte, in Sympathien aufgelöste Geschöpfe auf die Wogen des Meeres hinausgestoßen sein. Bogumil Goltz

Agapie

Ja sie sind, ohne es zu wissen, sehr oft wahre Agapeten. Agapie hauchte den echten Weibergeist in ihre Sekte, und da er echt war, überlebte er die Sekte. – Wer sie war, diese Agapie? – Agapie war ein Weib, die am Ende des vierten Jahrhunderts lehrte was ihre Schwestern am Ende des achtundzwanzigsten und achtunddreißigsten auch noch tun werden. Sie lehrte: den Reinen sei nichts unrein und falscher Eid sei besser, als Verrat der Gesellschafts-Geheimnisse. Benzel-Sternau

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Böse Zungen