Böse Zungen
Ein Humoristisches Wörterbuch über die Frauen
Autor: Herhold, Ludwig (1837-?), Erscheinungsjahr: 1874
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Böse Zungen, Aphorismen, humoristisches Wörterbuch, Frauen, Balzac, Stahl, Noriac, Aristoteles,
Pro domo
Vorreden sind überflüssig, wenn Titel und Inhalt ihre Schuldigkeit tun; Damen lesen sie nie, Herren selten. Selbst gute Vorreden sind schwache Mittel gegen schlechte Nachreden.
Gisbert Freiherr von Vincke*)
*)Vincke, Karl Gisbert Friedrich Freiherr von (1813-1892) deutscher Dichterjurist und Shakespeare-Forscher
Vorreden sind überflüssig, wenn Titel und Inhalt ihre Schuldigkeit tun; Damen lesen sie nie, Herren selten. Selbst gute Vorreden sind schwache Mittel gegen schlechte Nachreden.
Gisbert Freiherr von Vincke*)
*)Vincke, Karl Gisbert Friedrich Freiherr von (1813-1892) deutscher Dichterjurist und Shakespeare-Forscher
Inhaltsverzeichnis
- Abendschönheit, Aber, Aberglauben, Abneigung, Abwehr
- Abwesenheit, Akzent, Achtung, Adam, Äquivalent
- Affekt, Affektation, Agapie
- Agraffe, Ahnung, Alibi, Allegorie, Almosen, Alpha
- Alte Jungfer, Alter
- Alternative, Altersstufe, Amazone, Amerikanerin, Amor
- Analogie, Anbeter, Anbetung, Anciennität, Andenken, Anfang
- Anmaßung, Anmut, Annehmlichkeit, Anomalie, Anspielung, Anspruchslos,
- Anspruchsvoll, Ansteckungsgefahr, Anvertrauung, Anzeichen, Anziehungskraft
- Arbeitslast, Arglosigkeit, Arm, Artigkeit, Arzt, Asyl, Aufgedonnert
- Aufopferung, Aufschauen, Auge, Augenblicks-Empfindung
- Ausdauer, Ausdruck, Auswahl, Aut-aut
- Bad, Ball, Ball-Drachen, Balletttänzerin, Ballkleid, Ballmutter, Ballstudie
Um gleich von vorn herein der Beschuldigung der Weiberfeindschaft vorzubeugen, muss ich ernstlich erklären, dass in der ganzen Naturgeschichte mich nichts mehr interessiert hat, als die Frauen. In den unterschiedlichen zoologischen Gärten Europas, die ich besuchte, habe ich von allen Geschöpfen nur den Menschen studiert und von diesen wiederum ganz besonders und mit großer Vorliebe die Spielart „Weib“, die irrtümlich von einigen rücksichtslosen Gelehrten zum Geschlechte der Katzen (Felis) gerechnet wird.
In der Menagerie des jardin des plantes in Paris erfreuten mich die hochgesattelten hübschen Füße der Pariserinnen mehr, als die gespaltenen Klauen der Wiederkäuer, und während mein ernsthafter Reisegefährte in Amsterdam sich eingehend mit dem Studium der afrikanischen Faltenschweine beschäftigte, konnte ich mich nich satt sehen an dem frischen Teint der Holländerinnen; endlich in London heben mich die unvergleichlich schönen Engländerinnen dermaßen gefesselt, dass ich von dem Getier der großen Arche Noah des Regent’s Park nur sehr wenig gesehen habe, da ich nur Augen für die reizenden „Misses“ hatte.
Es ist schon so viel Lob über die Frauen gesammelt worden und Deutschlands Töchtern in Form von kranzgewundenen Gedanken, Blumen- und Fruchtstücken und anderen Stilleben, mehr auf den Weihnachtstisch als auf den Lebensweg mitgegeben, dass gewiss auch eine humoristische Anthologie unter der Devise: „Castigat ridendo“ ihre Berechtigung haben wird.
Bei der heutigen Propaganda für weibliche Postsekretäre und Telegraphistinnen sind unsere zeitgenössischen Schriftsteller, wenn sie über Frauen schreiben, längst entwöhnt, ihre Feder in Regenbogenfarbe zu tauchen und ihre Silber- und Goldpapier mit Streusand von Schmetterlingsflügeln zu bestreuen.
Mit der Veröffentlichung des Inhalts der nachfolgenden Blütenlese will ich durchaus nicht etwa auch die Anschauungen und das harte Urteil der zitierten Autoren vertreten, und um diese noch in Schutz zu nehmen, lasse ich hier Thomas Sautier für sie plädieren:
„Trotz einiger Begründung für alle üble Nachrede auf die Frauen, können doch die Männer bei ihren Spötteleien nicht immer objektiv bleiben, gerade ihren Injurien liegt viel Liebe zu Grunde. Es sind die zärtlichsten und am tiefsten fühlenden Männer, die hierin am schlimmsten sind und deren ganz besonderer Ingrimm nur beweist, dass sie eigentlich eine gewisse Rache über erfahrene Enttäuschung zu befriedigen suchen, wenn nämlich die von ihnen vergötterten Frauen ihre all zu idealen Meinungen und Erwartungen Lügen strafen.“
Die Franzosen, die sich im gesellschaftlichen Leben so galant gegen das weibliche Geschlecht zeigen, sind es in der Literatur am wenigsten, daher Aphorismen der französischen Schriftsteller in meiner Sammlung zahlreich vertreten sind, die ich zum Teil aus den Anthologien von Deschanel, Martin und Larcher übersetzte.
Glücklicherweise treten die Gefühlsäußerungen bei den gesitteten und wohlerzogenen Frauen unseres Jahrhunderts weniger schroff hervor, als bei der Damenwelt des dunklen Mittelalters. Heinrich von Meißen, dieser edle Sänger Frauenlob wurde bekanntlich in Anerkennung seiner Lobgedichte auf die Frauen (Pracht-Ausgabe mit Goldschnitt, Rücken- und Deckelverzierung nebst Widmungsblatt) von den dankbaren Mainzerinnen zu Grabe getragen. Dagegen musste der Italiener Giovanni Nevizan zu Turin für seine Satiren auf die Weiber am Schandpfahl öffentlich Abbitte tun.
Wenn einige sonst liebeswürdige Leserinnen über die Anhäufung dieser für die missliebigen Zitate die Näschen rümpfen und mir vielleicht dasselbe sagen werden, was eine Venetianerin dem guten J. J. Rousseau riet: „Lascia le donne e studia la matematica,“ so tröste ich mich damit, dass gewiss auch viele andere mit jenem spanischen Mädchen denken werden:
Mögen alle bösen Zungen
Immer sprechen, was beliebt;
Wer mich liebt, den lieb’ ich wieder,
Denn ich lieb’ und bin geliebt.
Hannover, Fassnacht 1874
Ludwig Herhold
In der Menagerie des jardin des plantes in Paris erfreuten mich die hochgesattelten hübschen Füße der Pariserinnen mehr, als die gespaltenen Klauen der Wiederkäuer, und während mein ernsthafter Reisegefährte in Amsterdam sich eingehend mit dem Studium der afrikanischen Faltenschweine beschäftigte, konnte ich mich nich satt sehen an dem frischen Teint der Holländerinnen; endlich in London heben mich die unvergleichlich schönen Engländerinnen dermaßen gefesselt, dass ich von dem Getier der großen Arche Noah des Regent’s Park nur sehr wenig gesehen habe, da ich nur Augen für die reizenden „Misses“ hatte.
Es ist schon so viel Lob über die Frauen gesammelt worden und Deutschlands Töchtern in Form von kranzgewundenen Gedanken, Blumen- und Fruchtstücken und anderen Stilleben, mehr auf den Weihnachtstisch als auf den Lebensweg mitgegeben, dass gewiss auch eine humoristische Anthologie unter der Devise: „Castigat ridendo“ ihre Berechtigung haben wird.
Bei der heutigen Propaganda für weibliche Postsekretäre und Telegraphistinnen sind unsere zeitgenössischen Schriftsteller, wenn sie über Frauen schreiben, längst entwöhnt, ihre Feder in Regenbogenfarbe zu tauchen und ihre Silber- und Goldpapier mit Streusand von Schmetterlingsflügeln zu bestreuen.
Mit der Veröffentlichung des Inhalts der nachfolgenden Blütenlese will ich durchaus nicht etwa auch die Anschauungen und das harte Urteil der zitierten Autoren vertreten, und um diese noch in Schutz zu nehmen, lasse ich hier Thomas Sautier für sie plädieren:
„Trotz einiger Begründung für alle üble Nachrede auf die Frauen, können doch die Männer bei ihren Spötteleien nicht immer objektiv bleiben, gerade ihren Injurien liegt viel Liebe zu Grunde. Es sind die zärtlichsten und am tiefsten fühlenden Männer, die hierin am schlimmsten sind und deren ganz besonderer Ingrimm nur beweist, dass sie eigentlich eine gewisse Rache über erfahrene Enttäuschung zu befriedigen suchen, wenn nämlich die von ihnen vergötterten Frauen ihre all zu idealen Meinungen und Erwartungen Lügen strafen.“
Die Franzosen, die sich im gesellschaftlichen Leben so galant gegen das weibliche Geschlecht zeigen, sind es in der Literatur am wenigsten, daher Aphorismen der französischen Schriftsteller in meiner Sammlung zahlreich vertreten sind, die ich zum Teil aus den Anthologien von Deschanel, Martin und Larcher übersetzte.
Glücklicherweise treten die Gefühlsäußerungen bei den gesitteten und wohlerzogenen Frauen unseres Jahrhunderts weniger schroff hervor, als bei der Damenwelt des dunklen Mittelalters. Heinrich von Meißen, dieser edle Sänger Frauenlob wurde bekanntlich in Anerkennung seiner Lobgedichte auf die Frauen (Pracht-Ausgabe mit Goldschnitt, Rücken- und Deckelverzierung nebst Widmungsblatt) von den dankbaren Mainzerinnen zu Grabe getragen. Dagegen musste der Italiener Giovanni Nevizan zu Turin für seine Satiren auf die Weiber am Schandpfahl öffentlich Abbitte tun.
Wenn einige sonst liebeswürdige Leserinnen über die Anhäufung dieser für die missliebigen Zitate die Näschen rümpfen und mir vielleicht dasselbe sagen werden, was eine Venetianerin dem guten J. J. Rousseau riet: „Lascia le donne e studia la matematica,“ so tröste ich mich damit, dass gewiss auch viele andere mit jenem spanischen Mädchen denken werden:
Mögen alle bösen Zungen
Immer sprechen, was beliebt;
Wer mich liebt, den lieb’ ich wieder,
Denn ich lieb’ und bin geliebt.
Hannover, Fassnacht 1874
Ludwig Herhold