Beobachtungen über den Gang der Krankheiten zu Rostock in den Jahren 1795, 1796 und 1797.

Nach diesem Ausspruche eines der ehrwürdigsten Ärzte Deutschlands und nach dem Beispiele dieses auch als Mensch so achtbaren Mannes will ich meiner Beschreibung des in den Jahren 1795 bis Ende 1800 von mir zu Rostock beobachteten Ganges der Krankheiten eine Übersicht der

              Witterung und Krankheiten, des Jahrs 1794 voranschicken.


Der Januar fing sehr gelind an. Bis zum 16ten war bei stiller Luft und fast immer südlichem Winde die Witterung mehrenteils angenehm und heiter. Der höchste Stand des Barometers war am vierten. 28' 36", der Thermometer blieb in der Nähe des Gefrierpunktes. Vom 16ten bis zum 22ten regnete es abwechselnd bei W. und N. W. Winde, dann folgten einige windige und stürmische Tage mit Regen, Schnee und durchbrechenden Sonnenblicken. Diese Abwechselung dauerte bei stiller Luft bis zum Ende des Monats fort. Während dieser ganzen Zeit war der Wind wieder W. und S. W. Der Stand des Thermometers wich von dem in der ersten Hälfte nur wenig ab, der Barometer erreichte den 22ten die größte Höhe von 28' 45", und stand den 26ten auf 26' 88".

Die Krankheiten dieses Monats traten, mit deutlichen Zeichen von Schleim und Galle, unter öfters freiwilligem Erbrechen ein. In mehreren Fällen gesellte sich ein falscher Seitenstich hinzu. Außerdem zeigten sich auch andere Krankheitsformen als Folgen einer unterdrückten Ausdünstung.

Während des Februars blieb sich die Witterung ziemlich gleich. Eis zum 11ten war die Luft still und mehrenteils heiter bei gelindem Frost, dann folgten einige stürmische Tage mit Schnee, aber hierauf ward die Luft wieder ruhig, Schnee, Regen und Sonnenschein wechselten mit einander ab, doch erheiterte sich der Himmel am Ende wieder. Der Wind war bis zum 11ten S. O., auch S. W. und W., darauf einige Tage N. W,, dann mehrenteils S. W. und S. O. bis zu Ende. Der Thermometerstand war nicht sehr verschieden von dem im vorhergehenden Monate, der Barometer erreichte kaum und selten die Höhe des vorigen Monats und blieb mehrenteils zwischen 27' und 28'.

Rheumatismen aller Art, besonders rheumatische Seitenstiche mit ziemlich starkem Fieber, welches auch zum Teil ein antiphlogistisches Verfahren und selbst Aderlässe erforderte, kamen nicht selten vor.

Die ersten Wege litten dabei im Ganzen nicht so sehr als in dem vorhergehenden Monate.

Der März fing eben so heiter an, als der Februar geendet hatte, und blieb auch so beinahe durchgehends. Nur selten trübten Nebel und Regenschauer den fast immer heitern Himmel. Die Luft war mehrenteils still und der Frost an den heitern Tagen mäßig, denn der Thermometer zeigte nur wenige Grade unter 0. Der höchste Stand des Barometers war am 25ten 28' 36", der niedrigste den 30ten 27' 66".

In diesem Monate gab es nur wenig Krankheiten, die mehrenteils eine Fortsetzung des vorigen waren.

Die stille Luft des Märzes ward im April dagegen öfters durch Winde aus O. unterbrochen. Am Ende des Monats ward es bei W. N. W. etwas stürmisch , übrigens wehte den ganzen Monat hindurch der Wind mehrenteils aus O. oder N., mit Ausnahme weniger Tage in der ersten Hälfte, wo er S. O. und S. W. war. Den größten Teil des Monats blieb der Himmel heiter und nur zwischendurch stellte sich etwas Regen und Schnee ein. Der Thermometer stieg den 20ten Mittags bis auf 17 1/2 Grad. Der Barometer kam nur an diesem Tage bis auf 28' 34" und stand den 7ten am niedrigsten, auf 27' 39".

Die Zahl der Kranken war in diesem Monate nur gering, die Krankheiten selbst aber wichen von denen des vorigen Monats nicht sehr ab. Blutausleerungen waren auch jetzt noch indiziert und leisteten die besten Dienste. Auch fingen kalte Fieber an sich zu äußern.

Die ersten Tage des Mais waren bei N. W. und W. Winde heiter und schön. Vom 8ten bis zum 13ten wehte bei gleich heiterem Himmel ein S. O. Wind. Den 10ten hatten wir das erste Gewitter. Vom 13ten bis zum 26ten war die Luft etwas rau und windig aus W., dann folgte bei heiterer und stiller Luft ein O. Wind bis zum 20ten, worauf sich bei W. Wind Regen mit etwas stürmischer Witterung einstellte. Der Thermometer stieg den loten bis auf 20 und den 12ten beinahe bis auf 25 Grad in den Mittagsstunden. Der Barometer blieb mehrenteils unter 28', am höchsten stand er den 17ten Morgens, wo er 28' 26" anzeigte.

In diesem Monate waren die intermittierenden Fieber an der Ordnung. Auch äußerten sich noch allerlei rheumatische Beschwerden, die aber nicht mehr inflammatorischer Art waren, Katarrhe, Diarrhöen u. s. w. Außerdem hatte ich einige Kinder an den natürlichen Blattern zu behandeln.

Während des Junius wehte der Wind mehrenteils aus O. N: und W. und nur einige Tage war er etwas südlich. Der Himmel war größtenteils heiter und nur selten bewölkt. Es regnete wenig und nicht anhaltend. Der Thermometerstand wechselte von 9 bis 25, hielt sich aber mehrenteils zwischen 12 und 20. Der höchste Barometerstand war in den letzten Tagen des Monats von 28' 11" bis 28' 17", übrigens wie im Mai.

Die Blattern verbreiteten sich immer mehr, waren aber nicht von der besten Art, sondern von einem katarrhalisch-nervösen Charakter. Mehrere Kinder starben an denselben, in der ersten sowohl als letzten Periode der Krankheit. Außerdem gab es nur wenig Kranke.

Auch der Julius blieb noch ziemlich heiter und die Luft war mehrenteils still. In der letzten Hälfte gab es einige Gewitter, auch regnete es zwischendurch, doch nicht anhaltend. Der Wind war bei fast immer stiller Luft größtenteils westlich, auch südlich, weniger östlich und nördlich. Der höchste Stand des Thermometers war den 23ten 26 1/2, außerdem blieb er zwischen 15 und 25. Der Barometer stand den 10ten auf 28' 9" und nur drei Tage über 28.

Die Zahl der Kranken vermehrte sich auffallend in diesem Monate. Die Blattern waren noch immer an der Tagesordnung und von derselben Beschaffenheit, wie im Junius. Gegen das Ende des Monats äußerten sich Durchfälle und Ruhren, und außerdem litten mehrere an typhösen Fiebern mit gallichter Komplikation und Neigung zur Fäulnis.

Im Anfange des Augusts regnete es mehrere Tage ziemlich anhaltend bei stiller Luft. Den 7ten fing der Himmel an sich aufzuheitern und blieb auch so bis zum Ende des Monats mit weniger Unterbrechung durch Gewitter, Regen und Wind. Dieser wehte mehrenteils aus W., nahm auch bisweilen eine Richtung von S., seltener aber von N. und O. Der Thermometer wechselte zwischen 12 und 24, welche Höhe er den 19ten in der Mittagsstunde erreichte. Der Barometer kam nur den 14ten bis auf 27' 91".

Die Krankheiten häuften sich immer mehr. Allgemein herrschten jetzt ruhrartige Diarrhöen, die in Erkältungen ihren Grund hatten, mit gallicht-typhösem Fieber, welches auch hin und wieder ohne Dysenterie vorkam. Die Blattern verminderten sich etwas, behielten aber noch immer ihren vorigen Charakter.

Bis zum 17ten September war die Witterung bei schwachem Winde aus N. und O. mehrenteils heiter und trocken. Nachher wechselten S. O. und S. W. Winde bis zum 27ten mit einander ab, brachten aber kaum ein wenig Regen, und der Himmel blieb größtenteils heiter. W. und N. W. Winde beschlossen den Monat. Den 15ten Abends stand der Thermometer nur auf 7 Grad und in den letzten Tagen des Monats auch nicht viel höher, den 2ten, 19ten und 23ten dagegen auf 18 und drüber: Der Barometer kam nur den 16ten bis auf 28' und die beiden letzten Tage des Monats noch etwas höher.

Die Dysenterien verminderten sich und verloren sich allmählich ganz, ruhrartige Diarrhöen kamen aber noch häufig vor. Mehrere Kranke litten an Gliederreißen und rheumatischen Fiebern mit gallicht-schleimichten Anhäufungen in den ersten Wegen. Eine Schwangere behandelte ich mit dem besten Erfolge an einem Scharlachfieber. Blattern kamen mir hingegen in diesem Monate gar nicht vor. Einige Kranke litten, an intermittierenden Fiebern. Übrigens war die Anzahl der Kranken beinahe noch eben so bedeutend, wie in dem vorigen Monate.

Im Oktober hatten wir häufig S. O. und S. W., seltener W. und noch weniger N. Wind. In der ersten Hälfte war es mehrere Tage ziemlich windig, nicht so in der zweiten, auch stellten sich dann und wann des Morgens Herbstnebel ein, doch blieb der ganze Monat ziemlich trocken und heiter. Der Thermometer variierte Anfangs zwischen 6 und 12, in der zweiten Hälfte zwischen 2 und 10. Der Barometer erreichte den ersten 28' 15'', den 16ten und 20ten 28' 12"; sein niedrigster Stand war den 8ten bei windigem Wetter 27' 5".

Die Anzahl meiner Kranken in diesem Monate war nur gering, allein die Blattern kamen mir wieder häufiger vor, waren jedoch nunmehr viel gutartiger , als sie in den frühern Monaten gewesen waren.

November. Bis zum 12ten S. W. Wind, hierauf N. W., N. O. und O., die letzten 4 Tage wieder S. W. Den 13ten und 14ten war es stürmisch mit N. N. W. und N. Winde, auch schon einige Tage vorher windig, außerdem die Luft mehrenteils still, Regen und trübe Luft waren häufiger als Sonnenschein, auch fiel in der letzten Hälfte verschiedentlich Schnee. An diesen Tagen stand der Thermometer auf 0 und darunter; sein höchster Stand war in den ersten Tagen des Monats 5 bis 12. Nur drei Tage kam der Barometer etwas über 28'.

Außer einigen Kindern, welche noch an Blattern, wie im Oktober, und am Scharlachfieber litten, waren die meisten Krankheiten in diesem Monate chronischer Art, von denen die Haemorrhoidarii und Gichtpatienten die größte Zahl ausmachten.'

Der Dezember hatte, wie der vorhergehende Monat, nur wenig heitere Tage. Der Himmel war fast immer bedeckt und wolkig. Es regnete indessen nur wenig, und den 24ten fiel etwas Schnee, auch fror es nur sehr mäßig. Bis zur Mitte hatten wir südlichen Wind, nachher wechselten Süd- und Ostwinde; vom 24ten an wehte dagegen der Wind anhaltend aus Norden mit abwechselnd östlicher und westlicher Richtung. Der Thermometer kam nur ein Mal bis auf 10 Grad unter 0, die meiste Zeit näherte er sich dem Gefrierpunkte weit mehr. Der höchste Stand des Barometers war 28' 36", größtenteils aber blieb er unter 28.

Neben den chronischen Krankheiten gab es nur hin und wieder Fieber, durch Erkältung veranlagt, mit gastrischen Symptomen.