Bemerkungen aus dem Gebiete der Heilkunde und Anthropologie in Rostock. Bd 2
Beobachtungen über den Gang der Krankheiten zu Rostock; während der sechs letzten Jahre des achtzehnten Jahrhunderts
Autor: Nolde, Adolf Friedrich Dr. (1764-1813) Professor der Medizin, Erscheinungsjahr: 1812
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Themenbereiche
Mecklenburg-Vorpommern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft Gesundheit, Medizin, Homöopathie Hansestadt Rostock
Enthaltene Themen: Mecklenburg, Rostock und seine Bewohner, Medizin, Universität, praktischer Arzt, Krankengeschichten, Medizingeschichte
Vorrede.
In dem ersten Bande meiner anthropologisch-medizinischen Bemerkungen konnte ich der eigentlichen Bestimmung desselben zufolge die Verhältnisse der zu Rostock vorkommenden Krankheiten nur im Allgemeinen andeuten. Ich versprach daher schon damals in der Vorrede, meine sich hierauf beziehenden Beobachtungen in den folgenden Bänden nachzuliefern. Dieses Versprechens entledige ich mich gegenwärtig zum Teil, indem ich meine Leser mit dem Gange der Krankheiten, so wie sich derselbe in einer Reihe von sechs Jahren äußerte, bekannt zu machen suche. Auf die Weise glaube ich diesen zweiten Band, wenn er gleich ein für sich bestehendes Werk ausmacht, doch einigermaßen auch als einen Kommentar zu dem sechsten Kapitel des ersten Bandes betrachten zu können.
In dem ersten Bande meiner anthropologisch-medizinischen Bemerkungen konnte ich der eigentlichen Bestimmung desselben zufolge die Verhältnisse der zu Rostock vorkommenden Krankheiten nur im Allgemeinen andeuten. Ich versprach daher schon damals in der Vorrede, meine sich hierauf beziehenden Beobachtungen in den folgenden Bänden nachzuliefern. Dieses Versprechens entledige ich mich gegenwärtig zum Teil, indem ich meine Leser mit dem Gange der Krankheiten, so wie sich derselbe in einer Reihe von sechs Jahren äußerte, bekannt zu machen suche. Auf die Weise glaube ich diesen zweiten Band, wenn er gleich ein für sich bestehendes Werk ausmacht, doch einigermaßen auch als einen Kommentar zu dem sechsten Kapitel des ersten Bandes betrachten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Beobachtungen über den Gang der Krankheiten zu Rostock in den Jahren 1795, 1796 und 1797.
Die Krankheiten des Jahres 1795
Januar
Um aber dieser Bestimmung wirklich Genüge zu leisten, schien es mir nicht nur von der größten Wichtigkeit, das Verhältnis der Witterung und der dabei herrschenden Krankheiten so genau und vollständig, als es mir nur immer möglich war, in einer fortschreitenden Zeitfolge anzugeben, sondern das letztere auch noch insbesondere durch völlig zuverlässige Beobachtungen zu bestätigen. Aus der Ursache habe ich die Witterungs-Beobachtungen, welche ich selbst in dem genannten Zeiträume angestellt hatte, noch mit denen meines ehemaligen sehr geschätzten Kollegen, Herrn Professors Schadelook zu Rostock, dem ich für seine freundschaftliche Mitteilung hier öffentlich meinen verbindlichsten Dank abstatte, auf das sorgfältigste verglichen und außerdem auch die fleißigen Beobachtungen des nunmehr verstorbenen Protonotars Meyer benutzt, so dass ich in dieser Hinsicht alles getan zu haben glaube, was in meinen Kräften stand. Nicht weniger sorgfältig und gewissenhaft bin ich bei den hier erzählten Krankheitsfällen zu Werke gegangen, über deren Bestimmung und Wert ich gleichwohl noch Einiges bemerken muss. Der Hauptzweck aller in dem gegenwärtigen Bande mitgeteilten Beobachtungen ging dahin, durch sie die allgemeinern unter jedem Monate angedeuteten Krankheitsverhältnisse zu bestätigen; doch hatte ich auch in einzelnen Fällen die beinahe entgegengesetzte Absicht, gewisse Formen und Modifikationen von Abnormitäten anzudeuten, welche mehr als eine Abweichung von der allgemeinen Konstitution angesehen werden konnten. Der aufmerksame und sachkundige Leser wird beide Verhältnisse wohl von einander zu unterscheiden wissen. Aber weder das eine noch das andere konnte ich ganz erreichen, ohne zugleich mein Verfahren am Krankenbette dabei mehr oder weniger ausführlich anzugeben, und einigermaßen war dieses auch ein Nebenzweck, welchen ich durch eine öffentliche Darlegung meiner Beobachtungen zu erreichen wünschte.
Diese Äußerung möchte vielleicht Manchem etwas anmaßend scheinen und zu der Voraussetzung Veranlassung geben, dass ich mein Handeln am Krankenbette in dem genannten Zeiträume als das eines Meisters in der Kunst habe aufstellen wollen. Allein dagegen muss ich erinnern, dass ich bei dem Anfange des Jahres 1795 erst seit sechs Jahren die Universität verlassen hatte und in den frühern Jahren meiner Praxis, wie das der gewöhnliche Fall ist, noch nicht in dem Maße wie späterhin beschäftigt war, folglich wohl nicht daran denken konnte, nun schon als vollendeter Meister auftreten zu wollen. Ich hätte also wohl die ersten Jahrgänge der vorliegenden Beobachtungen zurückhalten und nur die der folgenden Jahre dem Publikum vorlegen sollen. Dies war Anfangs auch in der Tat mein Wille. Aber der Gedanke, dass man nach einer längern Reihe von Jahren den Gang der Krankheiten in einer gewissen Gegend auch richtiger beurteilen könne, und dann die Bemerkung, dass ich die eine oder andere Epidemie, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie manchen andern doch nicht ganz uninteressanten Fall mit Stillschweigen würde haben übergehen müssen, änderten meinen ersten Vorsatz, machten mir es aber um so mehr zur Pflicht, meine Beobachtungen mit der größten Wahrheit und Unparteilichkeit, so wie ich sie jeden Tag aufgezeichnet hatte, dem Publikum vorzulegen, selbst meine Irrtümer und manche Ansichten, von welchen ich in der Folge zurückgekommen bin, nicht zu verhehlen und so dem nachsichtsvollen Leser zugleich die Fortschritte meiner eigenen Ausbildung als Arzt vor Augen zu legen.
Diese Äußerung möchte vielleicht Manchem etwas anmaßend scheinen und zu der Voraussetzung Veranlassung geben, dass ich mein Handeln am Krankenbette in dem genannten Zeiträume als das eines Meisters in der Kunst habe aufstellen wollen. Allein dagegen muss ich erinnern, dass ich bei dem Anfange des Jahres 1795 erst seit sechs Jahren die Universität verlassen hatte und in den frühern Jahren meiner Praxis, wie das der gewöhnliche Fall ist, noch nicht in dem Maße wie späterhin beschäftigt war, folglich wohl nicht daran denken konnte, nun schon als vollendeter Meister auftreten zu wollen. Ich hätte also wohl die ersten Jahrgänge der vorliegenden Beobachtungen zurückhalten und nur die der folgenden Jahre dem Publikum vorlegen sollen. Dies war Anfangs auch in der Tat mein Wille. Aber der Gedanke, dass man nach einer längern Reihe von Jahren den Gang der Krankheiten in einer gewissen Gegend auch richtiger beurteilen könne, und dann die Bemerkung, dass ich die eine oder andere Epidemie, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, so wie manchen andern doch nicht ganz uninteressanten Fall mit Stillschweigen würde haben übergehen müssen, änderten meinen ersten Vorsatz, machten mir es aber um so mehr zur Pflicht, meine Beobachtungen mit der größten Wahrheit und Unparteilichkeit, so wie ich sie jeden Tag aufgezeichnet hatte, dem Publikum vorzulegen, selbst meine Irrtümer und manche Ansichten, von welchen ich in der Folge zurückgekommen bin, nicht zu verhehlen und so dem nachsichtsvollen Leser zugleich die Fortschritte meiner eigenen Ausbildung als Arzt vor Augen zu legen.