Die bayrische Königswürde.

Dem Berichte liegt die gedruckte „Geschichtliche Darstellung der Verhältnisse, welche das Benehmen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht von Pfalzbaiern geleitet haben“ bei (Würzburg 29. Septembers 1805).

Am 1. Januar 1806 erließ Max Joseph an Reding folgendes Schreiben*):


„Wir Maximilian Joseph, von Gottes Gnade König von Baiern, des heiligen römischen Reichs Erzpfalzgraf, Erztruchsess und Churfürst. Durch die unerschütterliche Treue Unserer Untertanen und die vorzüglich bewiesene Anhänglichkeit der Baiern an Fürst und Vaterland hat der baierische Staat sich wieder zu seiner ursprünglichen Würde emporgehoben. Wir haben Uns daher entschlossen zur Begründung der Unabhängigkeit der Uns von der Vorsehung anvertrauten Nation den, den vormaligen Beherrschern derselben angestammten Titel eines Koenigs von Baiern anzunehmen, und diesen Entschluss durch eine feierliche Proclamation heute öffentlich in Unserer Residenzstadt bekannt machen zu lassen. Wir setzen euch hievon mit dem Anhange in Kenntniss, dass die Notifikationsschreiben und eure neue Beglaubigungsschreiben ehestens folgen werden. Bis dahin aber ist von dieser neu angenommenen Würde kein offizieller Gebrauch zu machen.

Unsere feierliche Krönung und Salbung haben Wir auf eine günstigere Jahreszeit vorbehalten, welche Wir in Zeiten öffentlich bekannt machen. In Ansehung der neuen Sigille wird euch Unsere höchste Entschliessung nächstens eröffnet werden.“

Und am 15. Januar machte der König dem Landgrafen Ludwig X. die Annahme „der den ehemaligen Beherrschern Baierns angestammten königlichen Würde“ bekannt**).

*) München, Original.
**) Gratulation Ludwigs hierzu, Darmstadt 3. Febr. 1806, Copie. Der geheime Referendar von Lichtenberg sprach am 8. Februar in einer Note an Beding die Freude seines Hofs zugleich auch über die Vermählung des Vicekönigs Eugene mit der Prinzessin Auguste von Bayern aus (Darmstadt, Copie). — Vgl. auch Nachtrag, I.

Reding erhielt zugleich neue Vollmachten. Er schloss 1808 mit dem hessischen Bevollmächtigten Freiherrn von Wiesenhütten einen Freizügigkeitsvertrag nach dem Muster des bayrisch-badischen und Max Joseph ratifizierte ihn am 14, Juni 1808*). Am 21. Juni d. J. aber wurde dem nunmehrigen Großherzoge seine Abberufung mitgetheilt, Lichtenberg sprach sein Bedauern darüber in einer Note vom 13. Juli 1808 an Reding aus und Ludwig gab Reding das beste Zeugniss**). Am 28. Juli übernahm von Zurwesten in Frankfurt von Reding die Gesandtschaftspapiere.

Am 27. Juli meldete er dem Könige***), er habe sein Beglaubigungsschreiben als Geschäftsträger „dem in Ermangelung eines Ministers an der Spitze der auswärtigen Angelegenheiten stehenden Geheimen Referendar Lichtenberg“ an diesem Tage übergeben, wobei Lichtenberg Ludwigs I. Freude über „diesen neuen Beweis der freundschaftlichsten Gesinnungen des Königs“ geäußert habe. Nachdem Zurwesten in Auerbach seine Creditive überreicht hatte, berichtete er am 3. August †): „Die von französischer Seite als ein Teil des Kontingents geforderten 2.000 Mann sind marschfertig und erwarten den Befehl zum Aufbruche, sie sind von der Brigade des Herrn Erbgroßherzogs, bestehen blos aus Infanterie und ihre erste Bestimmung ist nach Frankreich“. Am 28. August meldete Zurwesten dem Könige ††), Lichtenberg habe sich beschwert, dass in allen bayrischer Seits nach Darmstadt abgehenden Schreiben das Prädikat „Königliche Hoheit“ fehle und nur „Hoheit“ stehe, und habe ihm Schreiben der Höfe von Kopenhagen und Berlin gezeigt, worin „Königliche Hoheit“ stand.

Am 11. März 1806 schrieb Reding an Max Joseph †††): „Das Gerücht läuft um, Seine Durchlaucht der Herr Landgraf von Hessen -Darmstadt solle die Grafschaft Hanau erhalten und ein großer Teil des Darmstädtischen an Seine Kurfürstliche Durchlaucht von Baden abgetreten werden. Seine Durchlaucht der Kurfürst von Hessen soll durch das Paderbornsche und einen Distrikt in der Wetterau entschädigt werden. Die von mehreren Zeitungen gebrachte Nachricht, die französischen Truppen seien schon ins Gebiet von Hessen-Cassel eingerückt, entbehrt der Begründung.“

*) An Reding, Original.
**) Ludwig an Max Joseph, Darmstadt 8. Juli 1808, Copie.
***) Kasten schwarz 616/3.
†) Concept. Ebenda.
††) Concept. Darmstadt.
†††) Mission à Darmstadt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Bayern und Hessen 1799-1816.