Einführung

Es war am 3. Oktober 1892, als mir bei einem Gange durch die Alte Pinakothek zum ersten Mal auffiel, dass das sog. „Contento“ des Elsheimer ein Werk des Knüpfer sein müsse. Die Sache wurde mir bald zur Gewissheit, und ich gab ihr ein paar Wochen später, bei Gelegenheit einer Sonder-Ausstellung im Großherzoglichen Museum zu Schwerin am 29. November desselben Jahres, mit einem Aufsatz in den „Mecklenburger Nachrichten“ einen Ausdruck, der die Grundlage der vorliegenden Studie geworden ist.

Den Hinweis auf das im Nachtrag ausführlicher besprochene Bild in Basel verdanke ich Bayersdorfer. Ich sah es zum ersten Mal flüchtig im Frühjahr 1894, konnte aber damals zu keiner festen Überzeugung gelangen. Ich gestehe sogar, dass die Gruppe der in diesem Bilde zum Merkur und zur Fortuna aufblickenden Köpfe, die dem Beschauer in perspektivischer Verkürzung entgegentreten, den Gedanken in mir aufkeimen ließen, es möge ein Jugendwerk Knüpfers sein. Aber je öfter ich in der Folgezeit Knüpfer'sche und Elsheimer'sche Werke betrachtete, desto ungereimter erschien mir diese Vorstellung, desto mehr aber wuchs auch vor meinen Augen die Bedeutung Knüpfers, dessen eigenartige und volle künstlerische Bedeutung in keinem Bilde mehr als in dem großen geistvollen Werk der Kasseler Galerie zu erkennen ist.


Am 6. Januar 1895 hielt ich über ihn einen Vortrag im Kunstverein der Stadt Leipzig, die er und seine Zeitgenossen als seine Heimat bezeichnen. Dieser Vortrag ist es, den der erste Teil der nachfolgenden Abhandlung im Wesentlichen wiedergibt, der aber die Frage nach dem Elsheimer'schen Ur- und Vorbild noch offen lasst. Denn es blieb immer noch eine Untersuchung der Zeichnungen in der Albertina zu Wien eine Notwendigkeit, ebenso eine erneute Untersuchung des Baseler Bildes auf Grund besserer und gründlicherer Erkenntnis der Elsheimer'schen Werke.

Diese Prüfung ist erst vor wenigen Wochen von mir vorgenommen und nun im Nachtrag ausführlicher dargelegt worden. Dass sie eine so feste und sichere Überzeugung ergeben würde, wie sie hier ausgesprochen ist, ahnte ich selbst nicht, nachdem die Betrachtung des Bildes in Basel im Jahre 1894 noch allerlei Unsicherheit übrig gelassen hatte. Doch es ist so, und für mich gilt: Causa finita est. Ob auch für Andere, muss abgewartet werden.

Schwerin, 26. Mai 1896. Friedrich Schlie.