Einleitung.

Jene Gegend von Mösul und Märdin, in welcher die Sammlung größtenteils entstand, ist, wie auch aus dem dort gesprochenen Dialecte hervorgeht, ein höchst interessantes und eigentümliches Gebiet des Türkenreiches, vor allem ein Land, welches von dem europäischen Einfluss viel weniger zu leiden gehabt hat, als Syrien und Ägypten. Der arabische Dialect freilich ist dort mit verschiedenen fremden Elementen versetzt: nicht nur die kurdische Sprache, sondern wohl auch die syrischen Dialecte, welche sich in Kurdistan noch erhalten haben, sind nicht ohne Einfluss auf denselben geblieben; westlich und östlich von dem genannten Gebiete wohnen türkische Ansiedler, südlich arabische Wanderstämme. Einer später anzustellenden Untersuchung bleibe vorbehalten, die Frage zu entscheiden, ob neben diesen vielen heterogenen Einflüssen auch noch das armenische Element direct oder indirect in den Sagenstoffen, in Denk- und Ausdrucksweise der Leute jener Gegend vertreten ist. Gerade dem regen Verkehr der verschiedenartigsten Nationen mag es vielleicht beizumessen sein, dass die dort ansässige arabische Bevölkerung einen kräftigeren, ja ich möchte beinahe sagen, edleren Character in sich trägt, als die Einwohner Syriens oder Ägyptens. Über das friedliche Verhalten der Muslimen zu den Christen, das sich in Mösul in einem hohen Grade von Localpatriotismus zeigt, habe ich selbst Erfahrungen gesammelt. Als ich zum Beispiel in der kurdischen Stadt Zähö am Chaboras meinen damaligen Diener Hanna, einen Chaldäer aus der unmittelbaren Nähe von Mösul, der türkischen Behörde ausliefern wollte, weil er mich bestohlen hatte, drängten sich sämmtliche am Orte befindliche Kaufleute aus Mösul an mich heran mit der Bitte, ihren Landsmann doch auf andere Weise zu bestrafen. In Syrien würde es wohl niemals einem Muslimen einfallen, zu Gunsten eines Christen zu intervenieren. Abgesehen von solchen einzelnen schlechten Exemplaren wie Hanna, haben mir aber auch die dortigen Christen, durch ihr einfaches, bescheidenes Wesen und besonders auch durch ihre geistige Regsamkeit, einen viel angenehmeren Eindruck gemacht, als die Christen Syriens. Ähnliche Urteile findet man bei den meisten europäischen Reisenden, welche jene Gegenden besucht haben; ich nenne hier beispielsweise bloß Southgate (Vol. 1 S. 264 ff.) Unter den besagten Umständen lohnt es sich ja doch um so mehr, den specifischen Charakter einer Bevölkerung näher ins Auge zu fassen, und wenn für uns Philologen nun schon die Sprache an und für sich das Mittel ist, um ein Volk kennen zu lernen, so sind: „die Sprichwörter die Leuchten der Reden.“ Ich möchte diesen Spruch auch noch in einem anderen und tieferen Sinne geltend machen. Gesetzt nämlich, man dürfte das orientalische Christentum so unbedingt dem Islam gleichstellen, oder letztere Religion sogar ersteren überlegen erklären, wie es gerade jetzt wieder vielfach beliebt ist, so geschieht dies, weil man beide Religionen nach ihrer dogmatischen Seite für gleichmäßig erstarrt, nach ihrer ethischen Seite für auf der selben niedrigen Stufe stehend ansieht. Den Mangel an ethischem Gehalt hat Dillmann neulich dem Islam laut in treffender Weise vorgeworfen 1). Wie aber viele Völker des Orients ihre Regierung nicht „verdienen“, so sind sie auch, was das Ethos betrifft, nach meiner Meinung besser , als ihre Religion. Und dass jene Völker, seien es Muslimen oder Christen, in ethischer Beziehung nicht stumpf sind, sondern, trotzdem dass manche Verirrungen nebenher laufen, nicht Unbedeutendes geleistet haben, zeigen ihre die verschiedenartigsten Lebensverhältnisse in scharfes Licht setzenden Sprichwörter.

1) Anm. Der Verfall des Islam. Rede zur Gedächtnisfeier der Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin am 3. August 1876.


b. Als ich in Zähö, wie ich oben erzählte, meinen Diener wegjagen musste, bot sich mir ein junger Mosulaner zum Factodum auf meiner Weiterreise an. Er hieß Jussuf ibn Hanna es-sabbäg (Josef, Sohn des Färbers Hanna), und war ein trefflicher Mensch. Allerdings behandelte ich ihn nach gut orientalischer Weise mehr als meinen Gefährten, denn als meinen Diener. Die Folge dieses freundschaftlichen Verhältnisses war, dass er mich in Märdin, wohin wir reisten, gleich am ersten Tage mit seinen dort befindlichen Landsleuten aus Mösul bekannt machte. In ihrer Gesellschaft verlebte ich manche genussreiche Stunde; zugleich aber war ich bemüht, mir aus dem Munde dieser Leute Aufzeichnungen über den Dialect von Mösul zu machen. Von ihnen stammt der größte Teil der Sprichwörter, welche ich in meiner Sammlung in Transcription veröffentliche, sowie ich sie damals im Cafehaus, oder bei abendlichen Zusammenkünften niedergeschrieben habe. Eine zweite Sammlung wurde mir von einem Geistlichen des (syrisch-katholischen) Klosters angefertigt, in welchem die Freunde meines Dieners wohnten. Das betreffende Heftchen wurde mir jedoch erst in den letzten Tagen meines Märdiner-Aufenthaltes übergeben, und ich konnte mir die darin enthaltenen Sprüche erst in Dijarbekr, wohin ich mich von dort begab, erklären lassen. Bekanntlich ist die Umgangssprache in Dijarbekr das Türkische, und so sehr ich mich dort auch bestrebte, über verschiedene Schwierigkeiten, die das Verständniss jener Sprichwörter bot, Aufschluss zu gewinnen, so wurde mir häufig doch keine befriedigende Antwort zu Theil. Ich habe in solchen Fällen bei meiner Uebersetzung bisweilen durch ein Fragezeichen oder „So der Erklärer“ angedeutet, dass ich nicht alle Schwierigkeiten für gehoben halte. — Diese beiden Sammlungen bilden den größten Theil meines Materials. Ich habe ihnen nur eine kleine Anzahl von Sprichwörtern aus Damascus beigefügt, welche ich nach der Mitteilung einiger jungen Damascener Christen, die meinen Freund Prym und mich bisweilen am Abend zu besuchen pflegten, niedergeschrieben habe. Da meine Autoritäten etwas Französisch zu radebrechen verstanden, schrieb ich damals jeweilen ihre französische Übersetzung bei, und führe dieselbe gelegentlich auch bei der Veröffentlichung an. Die Daniascener Sprichwörter bezeichne ich durchgängig mit „Dam.“ — Nur sehr wenige Sprichwörter wurden mir von einem Maroniten mitgetheilt, bei welchem Prym und ich während unsres Aufenthalts in Cairo den ersten vulgär-arabischen Unterricht genossen. Der Betreffende war lange genug in Ägypten angesiedelt gewesen, um sich die ägyptische Aussprache anzueignen. Da ich aber dennoch nicht wage, die während seines Unterrichts transcribirten Sprichwörter als rein im Cairenser-Dialect gesprochene aufzuführen , so habe ich sie zur Unterscheidung bloss mit ?Eg.“ (Egypten d. h. dort gesammelt) bezeichnet. — Wenn also die Sprichwörter nach dem eben Gesagten, durchgängig aus dem Munde von Christen gesammelt sind, so tut dies dem Werte derselben doch wohl keinen Abbruch. Es mag ja wohl bisweilen ein geringer Unterschied zwischen der Ausdrucksweise eines Christen und eines Muslims vorhanden sein. Derselbe wird über vorläufig bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnis der arabischen Volksdialecte kaum von Belang sein. Haben wir ja doch von dem bedeutenden Unterschiede zwischen der Sprache der Bedü (Wanderstämme) und der der Hadari's (sesshafte Bevölkerung) erst ganz ungenügende Kenntnisse!

c) Da, wie schon bemerkt, das sprachliche Interesse bei mir vorwaltete, so schrieb ich in bunter Reihenfolge Sprichwörter, Redensarten, Volksreime u. a. nieder. Nicht nur durfte ich bei meinen Gewährsmännern nicht voraussetzen, dass sie das Wesen des Sprichworts in unserm Sinne fassten, sondern bei den Arabern ist überhaupt das Sprichwort nie in dem stricte abgeschlossenen Sinne aufgefasst worden, wie bei uns. Das arabische Wort matal selbst ist ja viel allgemeineren Begriffes, als unser „Sprichwort“ und bedeutet überhaupt „Darstellung, Gleichniss“.

Es mag dieses Schverhältnis als Entschuldigung dafür dienen, dass auch ich keine Scheidung zwischen Sprichwörtern und Redensarten gemacht habe. Solche abgerissene Phrasen sind überhaupt sehr schwer in eine gewisse Ordnung zu bringen, und da auch die alphabetische Anordnung (nach den Anfangsworten) im Grunde zwecklos ist, so habe ich, zwar nach verschiedenartigen Versuchen, eine Ordnung herzustellen, zuletzt doch bloss die „amtäl“ vorangestellt, sodann (N. 531 ff.) Lebensregeln folgen lassen; Wünsche und „Redensarten“ im engeren Sinne aber (vgl. S I) noch zurückbehalten. Jedoch war ich bemüht, Phrasen, welche dem Wortlaute oder dem Sinne nach einander ähnlich sind, zur Erleichterung des Verständnisses einander näher zu rücken. Phrasen, die sehr ähnlich sind, habe ich unter eine und dieselbe Nummer gestellt: bisweilen nämlich habe ich dasselbe Sprichwort in zwei nur wenig von einander abweichenden Formen erhalten (vgl. z. B. N. 392). Auf diese Weise glaubte ich öfters längere Erläuterungen ersetzen zu können; ohnehin gebot der Mangel an Raum, letztere in der Regel möglichst kurz zu fassen. So sehr ich daher auch darauf bedacht war, zunächst den arabischen Text einfach zu übersetzen, so musste ich doch bisweilen dies in etwas freierer Weise tun, um dem Verständnis nicht durch weitschweifige Erklärungen zu Hilfe kommen zu müssen.

Wohl Jedermann, welcher Sprichwörter aus einer Sprache in eine andere übersetzt hat, weiß, wie schwierig es ist, dabei die rechte Form zu treffen. Die Prägnanz des Ausdrucks, die im Arabischen oft geradezu erstaunlich ist, lässt sich auf keine Weise wiedergeben. Aber noch mehr: Sprichwörter sind oft ihrer Natur nach allgemeineren und vieldeutigeren Sinnes; wie muss dies die Schwierigkeit der Uebertragung derselben in fremde Sprachen vermehren! Andererseits ist man öfters geneigt, zu viel Geist und Sinn in einer solchen Redensart finden zu wollen; denn oft liegt ja die „Pointe“ nur in der äußeren Form, und das Sprichwort wäre ohne den Reim beinahe sinnlos 1). Hier sei auch erwähnt, dass ich nicht geglaubt habe, einige unanständige, ja selbst für unser sittliches Gefühl anstößige Phrasen unterdrücken zu sollen; ist doch dasjenige, was ich gesammelt habe, ein Literaturproduct, wie jedes andere. Aus letzterem Grunde glaubte ich auch die Sprichwörter, welche bereits veröffentlicht sind, nicht aus meiner Sammlung entfernen zu dürfen. Übrigens sind nur sehr wenige absolut gleichlautend mit schon veröffentlichten; in diesem Falle habe ich das Citat unvermittelt daneben gestellt. Wo aber meine Version eine Abweichung bot, habe ich mit Vgl. (vergleiche) citirt; und wo die Verschiedenheit noch größer war, habe ich „ähnlich“ gesetzt. Ganz besonders bedarf es der Entschuldigung, dass ich meine Citate (mit seltenen Ausnahmefällen) nicht über den Kreis der arabischen Literatur hinaus ausgedehnt habe; meine speciellen Fachgenossen muss ich bitten, mir es nachzusehen, nicht nur, dass ich türkische und persische Sprichwörter nur ganz gelegentlich citire, sondern sogar, dass meine Citate aus arabischen Werken lückenhaft sind.

1) Anm. Ich habe durch Hinzufügung eines „R.“ bei der Übersetzung jeweilen auf die Reimform aufmerksam gemacht.

In erster Linie habe ich natürlich die von Freytag herausgegebenen Sprichwörter 1) zur Vergleichung herangezogen, bisweilen habe ich auch auf den arabischen Text des Meidani 2) zurückgegriffen. Aus Ägypten haben wir die treffliche Sammlung Burckhardts 3). Eine kleine Sammlung neuerer Sprichwörter findet sich ferner in dem gleichfalls gänzlich aus dem Buchhandel verschwundenen Buche von Täntäwi 4). Für egyptisch-arabische Sprichwörter war schliesslich noch Bocthor 5) zu berücksichtigen, obgleich er nur wenige Sprichwörter anführt. Ungleich reichhaltiger ist in dieser Beziehung das treffliche Buch von Berggren 6), welches viele Sprichwörter aus Syrien enthält. Aus letzterem Lande stammt auch Burton's Sammlung Proverbia communia Syriaca 7), sowie die kleine, aber nicht uninteressante Sammlung von Neuphal 8). Das Buch von Ibrahim Sergis 9) enthält nur eine geringe Anzahl von Sprichwörtern, welche nicht anderen bekannten Büchern entnommen sind. Schließlich nenne ich hier noch eine vorzügliche Sammlung türkischer Sprichwörter 10), in welcher häufig persische, arabische, ja sogar französische Parallelen angeführt sind. Es bleibt mir noch übrig meinem Freunde H. Thorbecke, für einige Citate zu danken; ich erhielt hier von ihm die Nachweise, wo sich in Bocthor, Hezz elkuhüf (Büläk 1270 gedr.) Tausend und einer Nacht, Marcel (Vocabulaire français arabe, Paris 1837) Sprichwörter finden. — Bei der Vergleichung meiner Sprichwörter mit den Citaten wird sich meistenteils ergeben, dass die Form derselben, wie sie in dieser Schrift vorliegt, sprachlich die vulgärste ist; auch sollen meine Citate eine Vergleichung der Sprichwörter in Bezug auf die Dialecte ermöglichen.

d) Bei der Veröffentlichung des Textes standen mir zwei Wege offen: entweder musste ich sämratliche Phrasen in Transcription oder sämtliche in arabischem Texte geben. Auf die Transcription wollte ich unter keinen Umständen verzichten, da dieselbe gerade für die Grammatik von unbestreitbarem Nutzen ist; jedoch wagte ich es nicht, die Phrasen, welche mir bloss in arabischer Schrift vorliegen, in Transcription umzusetzen, da ich dasjenige, was ich nach meinem Gehöre mit allen Lautnüancen, die zu bezeichnen mir nothwendig schien, niedergeschrieben hatte, keinenfalls mit Unsicherem vermischen zu dürfen glaubte. Um eine Einheit herzustellen, schrieb ich daher die Phrasen, welche mir bloß in Transcription vorlagen, in arabische Schrift um; Vocale setzte ich aber bloß hin und wieder den Texten bei, zu welchen sich keine Transcription vorfindet. Zur Unterscheidung habe ich die auf diese Weise von mir in arabische Buchstaben umgeschriebenen Phrasen mit Sternchen bezeichnet. Bisweilen findet sich jedoch bei einem Sprichwort kein solches Sternchen, während dennoch dasselbe in Transcription vorhanden ist: ein Zeichen, dass ich dieselbe Phrase sowohl von dem Mardiner Geistlichen in arabischen Buchstaben erhalten, also auch nach der Aussprache meiner Gewährsmänner in lateinischen Lettern transcribirt habe

1) Proverbia Arabum quotquot supersunt, tum a Meidanio tum ab aliis scriptoribus collecta vocalibua instruxit, latine vertit, coramentario illustravit et sumtibus suis edidit G. G. Freytag Bonnae 1838-1843.
2) Gedruckt in Büläk i. J. 1284.
3) Arabische Sprüchwörter oder die Sitten und Gebräuche der neueren Ägyptier erklärt aus den zu Kairo umlaufenden Sprüchwörtern übersetzt und erläutert von Johann Ludwig Burckhardt, herausgegeben . . . . von William Ouseley, deutsch .... von H. G. Kirmss, Weimar 1834. Da die erste englische Ausgabe dieses Werkes (London 1830) vergriffen ist, so ist das Buch i. J. 1875 neu aufgelegt worden, und es wäre zu wünschen, dass auch die deutsche Ausgabe, welche, so viel ich höre, ganz erschöpft ist, mit einigen Verbesserungen wieder erschiene.
4) Traité de la langue arabe vulgaire par le Scheikh Muhammad Ayyad el-Tantavy Leipsic 1848. S. 110-133.
5) Dictionnaire français arabe par Ellious Bocthor, Ègyptien . . . revu et augmenté par A. Caussin de Perceval Paris 1828; das Buch lag mir leider nur in dieser frühen Auflage vor.
6) Guide français-arabe-vulgaire des voyageurs et des Francs en Syrie et en Egypte .... par J. Berggren, Upsal 1844.
7) Unesplored Syria, visit to the Libanus etc. by Richard F. Burton and Charles F. Tyrwhitt Drake Vol. 1 , London 1872, S. 263—294.
8) Guide do conversations en deux laugues arabe et française par George Neuphal de Damas, Beyrout, Imprimerie catholique 1868, 527 SS.16°, S. 455— 497; 3 ed. Beyrouth 1876
9) Ed-durrat el-jetime fil-amtäl el kadime Beirut, 1871.
10) Durübi amsäli-osmanije, zweite Auflage, Stambul 1287.

(vgl. N. 75, 375 u. a.). Hin und wieder finden sich in solchen Fällen auch kleine Differenzen zwischen Text und Transcription (vgl. N. 359); so ist N. 437 in in Ägypten, N. 414 in Damascus einer von dem Mardiner Text etwas abweichende Weise transcribirt.

Bei dem Umschreiben von Phrasen in arabischen Text halte ich mir bisweilen einige Freiheiten gestattet; um dem Verständnis des Lesers zu Hilfe zu kommen, habe ich mich mehr an die classische Schreibweise gehalten. Was das Transcriptionsalphabet betrifft, so habe ich mich meist nach demjenigen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft gerichtet; statt des Hackens für den Laut ain habe ich jedoch einen Doppelhaken in den Text setzen lassen, um den starken Consonantenwert dieses Lautes besser hervorzuheben. Für tsch habe ich c gesetzt. Neben der vollen Verdoppelung von Consonanten unterscheide ich eine halb hörbare Verdoppelung, besonders im Auslaut, durch übergesetzten Strich z. B. in N. 107, 114, 131, 180. — Was die Vocale betrifft, so muss ich die Auslautvocale beinahe sämmtlich für ancipites halten; jedenfalls ist es oft außerordentlich schwer, bei denselben Länge und Kürze zu unterscheiden. Die Haken unter den Vocalen bezeichnen, wenn sie nach links offen sind, die geringe Lautbarkeit des Vocals (Swa mobile und compositum). Zu diesen Vocalen kürzester Dauer sind auch gewisse überhängende Vocallaute zu rechnen, welche in Füllen von Consonantenhäufung eintreten vgl. N. 395, 4 25, 507 u. a.

An der Schreibart des Mardiner Geistlichen glaubte ich nichts ändern zu sollen, da seine Abweichungen von der gewöhnlichen Orthographie uns in vielen Fällen über die Aussprache Aufschluss geben. Von diesem Princip ausgehend, habe ich sogar die wirklichen Fehler unverbessert gelassen. Zu den letzteren rechne ich Fälle, wie die Schreibart des Affixes der dritten Person Fem. Sing. Perf. mit nominaler Femininendung vgl. N. 75, 292, 294; Ausfall eines alif N. 520; durchgäng. Übergang von za in däd; ferner die Setzung eines dreifach punctirten käf statt käf (N. 393), die aber um so eher zu entschuldigen ist, da nicht nur das käf öfters, (wie auch beim Beduinen) den Laut eines etwas emphatisch gefärbten g annimmt, sondern selbst käf in Märdin gelegentlich als g gehört wird. Eine eigentümliche Verdoppelung eines auslautenden Zischlautes findet sich in N. 474 bei der türkischen Endung siz. . .
Doch ich breche dieses Thema hier ab.

e) Was schließlich das Äußere der Publication betrifft, so hätte ich am liebsten den arabischen Text jeder einzelnen Phrase übergesetzt, und ich erkenne wohl, wie unbequem die Trennung für den Leser ist. Aus gewissen typographischen Gründen musste ich jedoch darauf verzichten, den arabischen Text in Tübingen drucken zu lassen, und in Folge davon kam ich auf den Gedanken, die neuen Typen, welche die Buchhandlung Brill in Leiden für den Druck des Tabari aus Beirut erst kürzlich bezogen hat, in Anwendung zu bringen. Man könnte an diesen Typen aussetzen, dass sie etwas klein sind; jedoch scheint es mir, dass sie immerhin den Anforderungen, welche Euting neulich in der ZDMG. B 31 S. 792 mit Recht geltend gemacht hat, besser entsprechen, als alle andern arabischen Typen, welche bisher bei uns zur Anwendung gekommen sind.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Arabische Sprichwörter und Redensarten.