Aus dem Regierungsbezirk Minden, 22. Dezember 1846.

Seit 1 ½ Jahren besteht eine Konferenz der Lehrer des Fürstentums Minden und Umgegend, welche dem verdienstvollen und als tüchtigen Pädagogen anerkannten Lehrer Herrn Wolff ihr Entstehen verdankt. Denselben leitete bei ihrer Konstituierung der Wunsch, die Schulen zu heben, und zu diesem Ende der Lethargie entgegenzuwirken, in welche der Lehrer versinken muss, wenn er abgeschlossen von den übrigen Lehrern seiner Konfession, ja bisweilen auch von denen anderer Konfessionen, nur auf seinen Wirkungskreis beschränkt ist, wenn er, seine Methode für die beste haltend, nicht zu der Erkenntnis seiner eigenen Mängel gelangen kann. — Die quästionierte Stiftung zerfällt in zwei wesentliche Bestandteile, deren einer ein Lehrer-Leseverein und deren anderer die eigentliche Konferenz ist, die aber Beide in der innigsten Beziehung zu einander stehen. Der Lehrer-Leseverein setzt die Beteiligten für einen geringen jährlichen Beitrag in den Stand, die wichtigsten Schriften, welche auf dem Gebiete der Pädagogik und der jüdischen Literatur erscheinen, zu lesen. In den Konferenzen wird das Gelesene gemeinschaftlich besprochen, oder es werden auch von einzelnen Mitgliedern die Resultate des Gelesenen schriftlich geliefert.

Die Konferenzen finden, wegen zu großer Entfernung der einzelnen jüdischen Lehrer von einander, nur zweimal jährlich statt. Der Ort der Zusammenkunft ist jedesmal ein andrer; damit die einzelnen Mitglieder gegenseitig ihre Schulen kennen lernen; jedoch kann nur dazu der Wohnort eines Konferenzmitgliedes gewählt werden, welches für die Unterbringung der einzelnen Lehrer während der Tage ihres Dortseins Sorge zu tragen hat. Um aber den geehrten Lesern ein klares Bild dieser Konferenzen zu entwerfen, nehme ich Veranlassung, die vierte, welche in den verwichenen Chanuckatagen zu Lübbecke gehalten wurde, zu schildern, doch weniger in der Absicht, noch mehr Mitglieder für unsre Konferenz zu gewinnen, — denn durch eine zu weite Ausdehnung würde die Wirksamkeit des Lesevereins nur geschwächt werden, — als in der Hoffnung, in anderen Gegenden ähnliche Konferenzen erstehen zu sehen. — Schon am Vorabende stellten sich alle diejenigen Mitglieder ein, welche ungeachtet des ungünstigen Wetters der Konferenz ihre Gegenwart schenken wollten. Nach dem herzlichsten Empfange von Seiten des dortigen Lehrers, Herrn Wolff, der auch zugleich zeitiger Präses ist, wurden sie durch ihn in die schon im Voraus ermittelten Logis eingeführt. Später wurden noch die Lehrgegenstände in Beratung genommen, welche am folgenden Morgen unter der Assistenz der Konferenzmitglieder von dem Herrn W. in der Schule vorgenommen werden sollten, und man entschied sich einstimmig für den Bibel- und hebräischen -Sprachunterricht. Dieser Unterricht nahm den ganzen folgenden Morgen in Anspruch. — In einer spätem Besprechung, wo ein Jeder seine Ansichten über die etwa ihm notwendig erscheinenden Modifikationen in Bezug auf jene Unterrichtsgegenstände darlegen sollte, ergab es sich, dass man einstimmig der Lehrmethode des Herrn W. den höchsten Beifall zollte, und seine Schule für eine trefflich organisierte erklärte. Dann wurden andere pädagogische Themata, so wie auch einige Lektüren besprochen und endlich die von den Konferenzmitgliedern gelieferten Arbeiten vorgelesen und beurteilt. — Der kollegiale Ton, der die Anwesenden mit dem Bande der Herzlichkeit umschlang, musste einem Jeden zum größten Vergnügen gereichen.


Nachdem der gemeinsame Beschluss gefasst worden, dass in Zukunft die Zeit so wie der Ort unsrer Lehrerversammlung zeitig genug in dieser weitverbreiteten Zeitung annonciert werden sollte, und noch schließlich über die sämtlichen Verhandlungen ein Protokoll aufgenommen worden, löste sich die Konferenz auf, und gewiss schied ein Jeglicher mit befriedigtem Herzen und dem Bewusstsein, nicht nutzlos eine so mühsame Reise zur Winterszeit gemacht zu haben.

Zum Schluss fühle ich mich veranlasst, dem Herrn Lehrer W., von welchem eo ipso als Präses der Impuls der gemütlichen Stimmung ausgehen musste, die uns durchdrang, hiermit öffentlich den verdienten Dank darzubringen, und die Hoffnung auszusprechen, im Schoße unsres Vaterlandes ähnliche Institute errichten zu sehen, die eben so sehr den Beteiligten zur Belehrung als zum Vergnügen gereichen. Hahn.