Alban, Ernst Dr. (1791-1856) mecklenburgischer Arzt, Erfinder und Unternehmer
Eine Lebensskizze
Autor: Wolff, Georg (?) Pastor in Plau, Erscheinungsjahr: 1856
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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Ernst Alban, Maschinenbauer, Konstrukteur, Erfinder, Dampfmaschinen, Sämaschine, Landwirtschaft, Maschinenbau, Mecklenburg, Plau, Hochdruckdampfmaschine, Maschinenbauanstalt
„Möge in seinem höheren Alter ein günstigeres Geschick seine Anstrengungen belohnen und ihm die geistige und körperliche Kraft zum Fortwirken noch lange erhalten bleiben!“ Diesen Wunsch stellt W. Kortüm an das Ende seiner um jene Zeit geschriebenen Lebensskizze Albans; leider sollte es wenig mehr werden, als ein frommer Wunsch.
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Inhaltsverzeichnis
Im Vertrauen auf seine kräftige Konstitution hatte Alban sich durch seinen glühenden Berufseifer und durch sein unablässiges Streben, der Welt nützlich zu werden, immer und immer wieder fortreißen lassen, weder körperliche Strapazen zu meiden, noch geistige Anstrengungen zu scheuen. Bei Tage am Zeichentische oder in der Fabrik beschäftigt, um entweder zu neuen Erfindungen und Verbesserungen die Risse anzufertigen, oder deren Ausführung zu überwachen; bis tief in die Nacht hinein in der Studierstube fremde Leistungen durchforschend, oder die gewonnenen eigenen Resultate am Schreibtische für die Öffentlichkeit darstellend, oder endlich auf seinem Lager schlaflos liegend, um eben jene Verbesserungen auszugrübeln und jene Erfindungen zu ersinnen: so verbrachte er für gewöhnlich die Zeit. Von Erholung war im Ganzen wenig die Rede; ja selbst mit Aufregung, Beschwerde und Entbehrung der gewohnten Ordnungen und Bequemlichkeiten des häuslichen Lebens verknüpfte Reisen betrachtete er wohl als Erholungen. Während nun durch die hohe Anspannung aller Kräfte der Körper schon allmählich zum Siechtum vorbereitet war, führte die Reise nach Russland, außer den mit derselben ohnehin verbundenen Mühseligkeiten, noch den besonderen Nachteil mit sich, dass eine Brunnenkur, welche Alban wegen einer allgemeinen Blutüberfüllung der Unterleibsorgane, zumal der Leber, seit mehreren Jahren wiederholt hatte, damals unterbleiben musste.
Schon im Frühling des nächsten Jahres erlitt er in Malchow, wohin er eine Geschäftsreise unternommen hatte, einen Anfall von Hirnschlagfluss, der die Quelle vieler und mehrjähriger Leiden wurde. Als nächste Folge dieses Anfalles zeigte sich schon gleich eine gewisse Abstumpfung der Geistesschärfe, sowie eine Schwäche der Extremitäten, namentlich auch der rechten Hand, die seitdem, und zwar zu Albans größtem Kummer, die Feder nicht mehr in der gewohnten Weise zu führen vermochte. Trotz dessen gab es bei ihm noch Momente genug, in denen die Lichtblicke des Genies mit voller Kraft hervorbrachen. Davon legen unter Anderem die Zeichnungen und Entwürfe zu einer Dampfmaschine, welche für das Großherzogliche Schloss in Schwerin zum Betriebe eines Pumpenwerkes angefertigt werden sollte, ein glänzendes Zeugnis ab. Als dieselben von Schwerin aus zur Begutachtung nach Berlin geschickt waren, erfolgte die Entscheidung zurück, dass man wegen der Genialität in der Erfindung und Zusammenstellung vor der praktischen Ausführung kein Unheil sich erlauben dürfte. Leider musste nach der Bestimmung der Baubehörde gegen Albans Wunsch die Maschine an einem für ihren Zweck durchaus ungeeigneten Platze aufgestellt werden, in einem der überwölbten Kellerräume nämlich, in welchem jedes Geräusch sich verdoppelt und verdreifacht. Dadurch wurde nun aber veranlasst, dass die Maschine ihre ursprüngliche Einrichtung, nach welcher sie die Pumpe direkt, ohne jegliche Zwischenmaschine und somit für ihren Standplatz zu geräuschvoll, trieb, leider nicht beibehalten konnte, sondern in dem Sinne umgebaut werden musste, das Schlagen der Pumpenventile durch eine Dampfmaschine mit Rundbewegung etwas zu mildern.
Jene durch den ersten Schlaganfall herbeigeführte allgemeine Schwäche wurde vermehrt durch neue, wenngleich minder starke Schlaganfälle, die sich in kürzeren oder längeren Zwischenräumen wiederholten und den gesammten Organismus erschütterten und untergruben. Alban sah sich genötigt, immer mehr und mehr von der Selbstleitung seines Geschäftes zurückzutreten und namentlich seit Anfang des Jahres 1854 kümmerte er sich um den eigentlichen Geschäftsbetrieb gar nicht mehr, wenn er auch noch öfters die Räume der Fabrik durchschritt. So sind denn die beiden transportablen Dampfmaschinen, von denen die eine nach Carow bei Plau, die andere, im Herbst 1855 zu Waren ausgestellte, nach dem Braunkohlenwerke bei Malliß verkauft ist, nicht minder die Dampfmaschine von 18 Pferdekräften, welche vor dem Ausbruche des russischen Krieges von Sarepta aus, einer in Südrussland an der Wolga gelegenen Herrnhuter-Kolonie, für eine Senffabrik bestellt war, jedoch erst während dieses Sommers nach der Beendigung jenes Krieges abgesandt werden konnte, nur noch unter der Aegide des Alban'schen Namens erbaut. Das Verdienst der Ausführung dieser Werke, allerdings auf der Grundlage der Alban'schen Prinzipien, gebührt bereits dem gegenwärtigen Vorsteher der Anstalt, Herrn Brüssow.
Mit tiefem Schmerze und innigem Bedauern sahen Albans Verwandte und Freunde die immer wachsende Abnahme seiner Kräfte. Die wiederholten Schlaganfälle bewirkten, außer jener lähmungsartigen Schwäche des ganzen Körpers, wässerige Ausschwitzungen und Verdickungen der Hirnhäute, sowie später auch wässerige Ergüsse in die Brusthöhle, durch welche wiederum mancherlei hartnäckige und quälende Krankheitssymptome hervorgerufen wurden. Diese warfen den von Natur so kräftigen Körper nach langer Gegenwehr doch endlich im Dezember 1855 auf das Krankenlager, von welchem Alban sich zwar immer noch wieder auf kurze Zeit erhob, um jedoch bald von Neuem auf dasselbe zurückzusinken. In dem letzten halben Jahre seines Lebens waren es namentlich noch asthmatische Anfälle, unter denen er heftig zu leiden hatte.
Obgleich nun sein Zustand, trotz der sorgfältigsten Behandlung, der liebevollsten Pflege und der aufopferndsten Wartung sich allmählich immer mehr verschlimmerte: so war Alban doch in völliger Selbsttäuschung befangen, die ihm um so mehr zu gönnen war, als er zu rechter Zeit in jeglicher Beziehung sein Haus zu bestellen nicht versäumt hatte; und obgleich er in lichten Augenblicken bisweilen von seinem Tode redete, so verließ ihn sein Lebensmut doch selten, und heiteren Sinnes entwarf er, sobald er sich im Geringsten besser befand, allerlei Pläne für die Zukunft, bei denen die Anwesenden, welche seinen Zustand besser kannten, oftmals kaum die Tränen zurückhalten konnten, die sich ihnen in die Augen drängten. Der Krankheitsprozess ging unaufhaltsam weiter, und gewahrte man die schweren Leiden einerseits, unter denen der Arme stöhnte und ächzte, und andererseits die unermüdlich tragende und hingebende Liebe der Seinigen, deren physische Kraft zuletzt fast zusammenzubrechen drohte: so konnte man den Herrn über Leben und Tod nur anflehen, dass er die Erlösungsstunde bald möge schlagen lassen. Sie schlug am 13. Juni 1856 Mittags 12 Uhr; ohne besondere Vorboten des so nahen Todes entschlief Dr. Alban sauft und ruhig. —
Wie bei festlichen Gelegenheiten früherhin eine Freudenflagge, so wehte von der Spitze des auf dem Mittelbau der Alban'schen Fabrik stehenden Stuhles der Arbeitsglocke am 16. Juni eine Trauerflagge: war es doch der Begräbnistag Dessen, der dies Etablissement einst gegründet, der in demselben, so lange er vermochte, rastlos gewirkt, und der nun, am Ziele seiner irdischen Laufbahn angekommen, den Pilgerstab niedergelegt hatte. Seine Arbeiter ließen es sich nicht nehmen, dem Dahingeschiedenen den letzten Dienst dankbarer Liebe zu erweisen; statt dass der schwere Sarg mit der sterblichen Hülle auf einem Leichenwagen würde gefahren worden sein, trugen sie ihn nun auf ihren Schultern hinaus unter dem Geläute der Glocken, dem Schalle der Trauermusik und dem Choralgesange der voraufgehenden Schule. Zwei Trauermarschälle, mit dem Kreuze geschmückte Stäbe tragend, von denen lange Trauerflöre herabwallten, schritten der Totenbahre unmittelbar voran; hinter derselben aber folgte, dem Verstorbenen in wehmütiger Teilnahme die letzte Ehre gebend, der lange Trauerzug, gebildet von den Verwandten, der Geistlichkeit, dem Magistrate, dem Bürgerausschusse, seinen anderweitigen Freunden und Verehrern aus der Stadt und der Umgegend, sowie endlich den Mitgliedern der Schützengilde, insoweit sie sich nicht schon in dem Geleite befanden. Draußen auf dem Kirchhofe aber, wo es von Menschen wimmelte Kopf an Kopf, empfing der Männergesangverein die Leiche nach Albans früher ausgesprochenem Wunsche mit dem Choral: Jesus meine Zuversicht; der Pastor Wolff hielt das statt einer förmlichen Leichenrede in der Plauer Gemeinde gebräuchliche Grabgebet, bei welchem er Offenb. Joh. 14, 13 zu Grunde legte, und unter dein vom Männergesangvereine ausgeführten Schlusschoral: Christus, der ist mein Leben, wurde die Leiche einstweilen in einer Kapelle beigesetzt. Ihre eigentliche Ruhestätte wird sie in einem ausgemauerten Gewölbe finden, über welchem ein einfaches, aber geschmackvolles Denkmal errichtet werden soll. Ein Denkmal aber, das noch bleibender sein wild, als dieses, hat er sich selber gestiftet! —
Des Verdienstes, welches Alban durch die theoretische und praktische Ausbildung einer großen Anzahl tüchtiger Eleven sich erwarb, wollen wir eben nur im Vorbeigehen erwähnen; mit Nachdruck müssen wir dagegen hervorheben, dass, so lange Maschinen und namentlich Hochdruckdampfmaschinen werden gebaut werden, auch Albans Name schwerlich wird vergessen sein. In diesem letzteren Fache ist er im Auslande, besonders in Amerika, schon längst eine Autorität und wird es aller Wahrscheinlichkeit nach immer mehr und mehr jetzt auch in Deutschland werden, das ja leider die traurige Gewohnheit hat, in der Regel seine großen Männer erst im Tode zu ehren. Sein Hauptwerk mit den ergänzenden Abhandlungen im Dingler'schen Journal, wodurch er sich als technischer Schriftsteller so hervorragend auszeichnet, und wiederum, wodurch er als praktischer Mechaniker besondere Bedeutung erlangt hat: seine glücklichen Versuche zur Verbesserung der Dampfmaschinen, sodann die Alban'sche Sämaschine, die Alban'sche Kanonenspritze, der Alban'sche Röhrenkessel, diese drei Erfindungen, die ihm unbestritten geblieben sind, während andere zwar von ihm zuerst angegebene, aber nicht zuerst ausgeführte, ihm streitig gemacht wurden,— das Alles sind mächtige Dämme gegen den Strom der Zeit, welcher der Verstorbenen Namen so leicht aus dem Gedächtnisse der Lebenden hinwegschwemmt.
Was Albans Lebensweise anlangt, so war dieselbe äußerst einfach und mäßig, und nur selten wurde eine Ausnahme gemacht, fast immer jedoch an seinem Geburtstage, zu welchem er seine Freunde unter Anführung der Worte des alten Wandsbecker Boten, seines Lieblingsschriftstellers, einzuladen pflegte: „Ich habe zwar Vieles in der Welt nicht, aber einen Geburtstag habe ich doch!“ und mit welcher Gemütlichkeit und zu welcher allseitigen Befriedigung wurde dann dieser Geburtstag gefeiert!
Auch das soziale Leben, soweit Alban mit demselben in Beziehung stand, hat durch seinen Tod einen herben Verlust erlitten. Vielseitig gebildet und an Erfahrung reich, dabei voll Humors und in Anekdoten unerschöpflich, wusste er die Unterhaltung, an welcher er Teil nahm, stets interessant, belebt und heiter zu machen. Gesehen aber wurde er allenthalben gern, da er gegen Höhere ehrerbietig, jedoch niemals kriechend, gegen Gleichgestellte zuvorkommend und leicht zugänglich, gegen Niedrigere endlich herablassend und von allem Stolze fern sich zeigte. Dies ist indessen das Mindeste, dass er in den liebenswürdigen Eigenschaften sich auszeichnete, welche die Oberfläche des geselligen Lebens berühren. „Herzensgüte und Menschenfreundlichkeit war der Hauptzug in dem Charakter meines teueren Bruders“, schreibt Pastor Alban mit Recht von ihm: selbst seine grundsätzlich weggelegten medizinischen Kenntnisse musste er bei Vornehmen und Geringen vielfach und in nicht selten für ihn störender Weise wieder hervorholen und er tat es, weil er überhaupt keine Bitte abschlagen konnte, deren Erfüllung ihm irgend möglich war. Er selber charakterisiert sich auf das Treffendste durch die Worte, welche als Faksimile unter seinem bereits oben erwähnten lithographierten Bilde stehen und die nur nicht in der Weise missverstanden werden dürfen, als ob er außer derjenigen menschlichen Bestimmung, deren er augenscheinlich im Hinblicke auf unseren Nächsten gedenkt, eine höhere überall nicht gekannt und zu erreichen gestrebt hätte. Jene Worte aber lauten: „Unsere menschliche Bestimmung ist, nach meiner Überzeugung, nicht, glücklich ohne Rücksicht auf Andere, ganz selbstisch glücklich zu sein, sondern sein Glück zu suchen in der Bemühung und ihren Erfolgen, Andere glücklich zu machen, indem man ihnen so nützlich als möglich wird.“ Dabei oft mit Undank belohnt und doch stets dienstfertig; nicht selten schwer gekränkt und doch immer zum Vergeben und Vergessen bereit; häufig hart gerichtet und schonungslos verdammt und doch selbst entweder überall nicht, oder milde und nachsichtig über Andere urteilend, es sei denn, dass ihm Ignoranz, Arroganz und Egoismus plump entgegentrat; seines eigenen Wertes sich allerdings bewusst und doch jedes, auch das kleinste, fremde Verdienst so bereitwillig anerkennend; durch widrige Verhältnisse oft berührt und doch fast immer heiteren Sinnes; von Sorgen vielfach selber gequält und doch so teilnehmenden Herzens; in den Verkehr mit der Welt so mannigfaltig verflochten und doch in tiefster Seele voll kindlicher Frömmigkeit überhaupt und felsenfesten Gottvertrauens insonderheit: — so war Alban, und es konnte eben nicht anders sein, je näher man ihn kennen lernte, desto lieber musste man ihn gewinnen.
In seinem Geiste aber schließen wir den gegenwärtigen Überblick über sein Leben mit einem Worte der heiligen Schrift und zwar mit dem Ausspruche Salomos:
Das Gedächtnis der Gerechten bleibt in Segen!
Schon im Frühling des nächsten Jahres erlitt er in Malchow, wohin er eine Geschäftsreise unternommen hatte, einen Anfall von Hirnschlagfluss, der die Quelle vieler und mehrjähriger Leiden wurde. Als nächste Folge dieses Anfalles zeigte sich schon gleich eine gewisse Abstumpfung der Geistesschärfe, sowie eine Schwäche der Extremitäten, namentlich auch der rechten Hand, die seitdem, und zwar zu Albans größtem Kummer, die Feder nicht mehr in der gewohnten Weise zu führen vermochte. Trotz dessen gab es bei ihm noch Momente genug, in denen die Lichtblicke des Genies mit voller Kraft hervorbrachen. Davon legen unter Anderem die Zeichnungen und Entwürfe zu einer Dampfmaschine, welche für das Großherzogliche Schloss in Schwerin zum Betriebe eines Pumpenwerkes angefertigt werden sollte, ein glänzendes Zeugnis ab. Als dieselben von Schwerin aus zur Begutachtung nach Berlin geschickt waren, erfolgte die Entscheidung zurück, dass man wegen der Genialität in der Erfindung und Zusammenstellung vor der praktischen Ausführung kein Unheil sich erlauben dürfte. Leider musste nach der Bestimmung der Baubehörde gegen Albans Wunsch die Maschine an einem für ihren Zweck durchaus ungeeigneten Platze aufgestellt werden, in einem der überwölbten Kellerräume nämlich, in welchem jedes Geräusch sich verdoppelt und verdreifacht. Dadurch wurde nun aber veranlasst, dass die Maschine ihre ursprüngliche Einrichtung, nach welcher sie die Pumpe direkt, ohne jegliche Zwischenmaschine und somit für ihren Standplatz zu geräuschvoll, trieb, leider nicht beibehalten konnte, sondern in dem Sinne umgebaut werden musste, das Schlagen der Pumpenventile durch eine Dampfmaschine mit Rundbewegung etwas zu mildern.
Jene durch den ersten Schlaganfall herbeigeführte allgemeine Schwäche wurde vermehrt durch neue, wenngleich minder starke Schlaganfälle, die sich in kürzeren oder längeren Zwischenräumen wiederholten und den gesammten Organismus erschütterten und untergruben. Alban sah sich genötigt, immer mehr und mehr von der Selbstleitung seines Geschäftes zurückzutreten und namentlich seit Anfang des Jahres 1854 kümmerte er sich um den eigentlichen Geschäftsbetrieb gar nicht mehr, wenn er auch noch öfters die Räume der Fabrik durchschritt. So sind denn die beiden transportablen Dampfmaschinen, von denen die eine nach Carow bei Plau, die andere, im Herbst 1855 zu Waren ausgestellte, nach dem Braunkohlenwerke bei Malliß verkauft ist, nicht minder die Dampfmaschine von 18 Pferdekräften, welche vor dem Ausbruche des russischen Krieges von Sarepta aus, einer in Südrussland an der Wolga gelegenen Herrnhuter-Kolonie, für eine Senffabrik bestellt war, jedoch erst während dieses Sommers nach der Beendigung jenes Krieges abgesandt werden konnte, nur noch unter der Aegide des Alban'schen Namens erbaut. Das Verdienst der Ausführung dieser Werke, allerdings auf der Grundlage der Alban'schen Prinzipien, gebührt bereits dem gegenwärtigen Vorsteher der Anstalt, Herrn Brüssow.
Mit tiefem Schmerze und innigem Bedauern sahen Albans Verwandte und Freunde die immer wachsende Abnahme seiner Kräfte. Die wiederholten Schlaganfälle bewirkten, außer jener lähmungsartigen Schwäche des ganzen Körpers, wässerige Ausschwitzungen und Verdickungen der Hirnhäute, sowie später auch wässerige Ergüsse in die Brusthöhle, durch welche wiederum mancherlei hartnäckige und quälende Krankheitssymptome hervorgerufen wurden. Diese warfen den von Natur so kräftigen Körper nach langer Gegenwehr doch endlich im Dezember 1855 auf das Krankenlager, von welchem Alban sich zwar immer noch wieder auf kurze Zeit erhob, um jedoch bald von Neuem auf dasselbe zurückzusinken. In dem letzten halben Jahre seines Lebens waren es namentlich noch asthmatische Anfälle, unter denen er heftig zu leiden hatte.
Obgleich nun sein Zustand, trotz der sorgfältigsten Behandlung, der liebevollsten Pflege und der aufopferndsten Wartung sich allmählich immer mehr verschlimmerte: so war Alban doch in völliger Selbsttäuschung befangen, die ihm um so mehr zu gönnen war, als er zu rechter Zeit in jeglicher Beziehung sein Haus zu bestellen nicht versäumt hatte; und obgleich er in lichten Augenblicken bisweilen von seinem Tode redete, so verließ ihn sein Lebensmut doch selten, und heiteren Sinnes entwarf er, sobald er sich im Geringsten besser befand, allerlei Pläne für die Zukunft, bei denen die Anwesenden, welche seinen Zustand besser kannten, oftmals kaum die Tränen zurückhalten konnten, die sich ihnen in die Augen drängten. Der Krankheitsprozess ging unaufhaltsam weiter, und gewahrte man die schweren Leiden einerseits, unter denen der Arme stöhnte und ächzte, und andererseits die unermüdlich tragende und hingebende Liebe der Seinigen, deren physische Kraft zuletzt fast zusammenzubrechen drohte: so konnte man den Herrn über Leben und Tod nur anflehen, dass er die Erlösungsstunde bald möge schlagen lassen. Sie schlug am 13. Juni 1856 Mittags 12 Uhr; ohne besondere Vorboten des so nahen Todes entschlief Dr. Alban sauft und ruhig. —
Wie bei festlichen Gelegenheiten früherhin eine Freudenflagge, so wehte von der Spitze des auf dem Mittelbau der Alban'schen Fabrik stehenden Stuhles der Arbeitsglocke am 16. Juni eine Trauerflagge: war es doch der Begräbnistag Dessen, der dies Etablissement einst gegründet, der in demselben, so lange er vermochte, rastlos gewirkt, und der nun, am Ziele seiner irdischen Laufbahn angekommen, den Pilgerstab niedergelegt hatte. Seine Arbeiter ließen es sich nicht nehmen, dem Dahingeschiedenen den letzten Dienst dankbarer Liebe zu erweisen; statt dass der schwere Sarg mit der sterblichen Hülle auf einem Leichenwagen würde gefahren worden sein, trugen sie ihn nun auf ihren Schultern hinaus unter dem Geläute der Glocken, dem Schalle der Trauermusik und dem Choralgesange der voraufgehenden Schule. Zwei Trauermarschälle, mit dem Kreuze geschmückte Stäbe tragend, von denen lange Trauerflöre herabwallten, schritten der Totenbahre unmittelbar voran; hinter derselben aber folgte, dem Verstorbenen in wehmütiger Teilnahme die letzte Ehre gebend, der lange Trauerzug, gebildet von den Verwandten, der Geistlichkeit, dem Magistrate, dem Bürgerausschusse, seinen anderweitigen Freunden und Verehrern aus der Stadt und der Umgegend, sowie endlich den Mitgliedern der Schützengilde, insoweit sie sich nicht schon in dem Geleite befanden. Draußen auf dem Kirchhofe aber, wo es von Menschen wimmelte Kopf an Kopf, empfing der Männergesangverein die Leiche nach Albans früher ausgesprochenem Wunsche mit dem Choral: Jesus meine Zuversicht; der Pastor Wolff hielt das statt einer förmlichen Leichenrede in der Plauer Gemeinde gebräuchliche Grabgebet, bei welchem er Offenb. Joh. 14, 13 zu Grunde legte, und unter dein vom Männergesangvereine ausgeführten Schlusschoral: Christus, der ist mein Leben, wurde die Leiche einstweilen in einer Kapelle beigesetzt. Ihre eigentliche Ruhestätte wird sie in einem ausgemauerten Gewölbe finden, über welchem ein einfaches, aber geschmackvolles Denkmal errichtet werden soll. Ein Denkmal aber, das noch bleibender sein wild, als dieses, hat er sich selber gestiftet! —
Des Verdienstes, welches Alban durch die theoretische und praktische Ausbildung einer großen Anzahl tüchtiger Eleven sich erwarb, wollen wir eben nur im Vorbeigehen erwähnen; mit Nachdruck müssen wir dagegen hervorheben, dass, so lange Maschinen und namentlich Hochdruckdampfmaschinen werden gebaut werden, auch Albans Name schwerlich wird vergessen sein. In diesem letzteren Fache ist er im Auslande, besonders in Amerika, schon längst eine Autorität und wird es aller Wahrscheinlichkeit nach immer mehr und mehr jetzt auch in Deutschland werden, das ja leider die traurige Gewohnheit hat, in der Regel seine großen Männer erst im Tode zu ehren. Sein Hauptwerk mit den ergänzenden Abhandlungen im Dingler'schen Journal, wodurch er sich als technischer Schriftsteller so hervorragend auszeichnet, und wiederum, wodurch er als praktischer Mechaniker besondere Bedeutung erlangt hat: seine glücklichen Versuche zur Verbesserung der Dampfmaschinen, sodann die Alban'sche Sämaschine, die Alban'sche Kanonenspritze, der Alban'sche Röhrenkessel, diese drei Erfindungen, die ihm unbestritten geblieben sind, während andere zwar von ihm zuerst angegebene, aber nicht zuerst ausgeführte, ihm streitig gemacht wurden,— das Alles sind mächtige Dämme gegen den Strom der Zeit, welcher der Verstorbenen Namen so leicht aus dem Gedächtnisse der Lebenden hinwegschwemmt.
Was Albans Lebensweise anlangt, so war dieselbe äußerst einfach und mäßig, und nur selten wurde eine Ausnahme gemacht, fast immer jedoch an seinem Geburtstage, zu welchem er seine Freunde unter Anführung der Worte des alten Wandsbecker Boten, seines Lieblingsschriftstellers, einzuladen pflegte: „Ich habe zwar Vieles in der Welt nicht, aber einen Geburtstag habe ich doch!“ und mit welcher Gemütlichkeit und zu welcher allseitigen Befriedigung wurde dann dieser Geburtstag gefeiert!
Auch das soziale Leben, soweit Alban mit demselben in Beziehung stand, hat durch seinen Tod einen herben Verlust erlitten. Vielseitig gebildet und an Erfahrung reich, dabei voll Humors und in Anekdoten unerschöpflich, wusste er die Unterhaltung, an welcher er Teil nahm, stets interessant, belebt und heiter zu machen. Gesehen aber wurde er allenthalben gern, da er gegen Höhere ehrerbietig, jedoch niemals kriechend, gegen Gleichgestellte zuvorkommend und leicht zugänglich, gegen Niedrigere endlich herablassend und von allem Stolze fern sich zeigte. Dies ist indessen das Mindeste, dass er in den liebenswürdigen Eigenschaften sich auszeichnete, welche die Oberfläche des geselligen Lebens berühren. „Herzensgüte und Menschenfreundlichkeit war der Hauptzug in dem Charakter meines teueren Bruders“, schreibt Pastor Alban mit Recht von ihm: selbst seine grundsätzlich weggelegten medizinischen Kenntnisse musste er bei Vornehmen und Geringen vielfach und in nicht selten für ihn störender Weise wieder hervorholen und er tat es, weil er überhaupt keine Bitte abschlagen konnte, deren Erfüllung ihm irgend möglich war. Er selber charakterisiert sich auf das Treffendste durch die Worte, welche als Faksimile unter seinem bereits oben erwähnten lithographierten Bilde stehen und die nur nicht in der Weise missverstanden werden dürfen, als ob er außer derjenigen menschlichen Bestimmung, deren er augenscheinlich im Hinblicke auf unseren Nächsten gedenkt, eine höhere überall nicht gekannt und zu erreichen gestrebt hätte. Jene Worte aber lauten: „Unsere menschliche Bestimmung ist, nach meiner Überzeugung, nicht, glücklich ohne Rücksicht auf Andere, ganz selbstisch glücklich zu sein, sondern sein Glück zu suchen in der Bemühung und ihren Erfolgen, Andere glücklich zu machen, indem man ihnen so nützlich als möglich wird.“ Dabei oft mit Undank belohnt und doch stets dienstfertig; nicht selten schwer gekränkt und doch immer zum Vergeben und Vergessen bereit; häufig hart gerichtet und schonungslos verdammt und doch selbst entweder überall nicht, oder milde und nachsichtig über Andere urteilend, es sei denn, dass ihm Ignoranz, Arroganz und Egoismus plump entgegentrat; seines eigenen Wertes sich allerdings bewusst und doch jedes, auch das kleinste, fremde Verdienst so bereitwillig anerkennend; durch widrige Verhältnisse oft berührt und doch fast immer heiteren Sinnes; von Sorgen vielfach selber gequält und doch so teilnehmenden Herzens; in den Verkehr mit der Welt so mannigfaltig verflochten und doch in tiefster Seele voll kindlicher Frömmigkeit überhaupt und felsenfesten Gottvertrauens insonderheit: — so war Alban, und es konnte eben nicht anders sein, je näher man ihn kennen lernte, desto lieber musste man ihn gewinnen.
In seinem Geiste aber schließen wir den gegenwärtigen Überblick über sein Leben mit einem Worte der heiligen Schrift und zwar mit dem Ausspruche Salomos:
Das Gedächtnis der Gerechten bleibt in Segen!